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Mitteilung von Maria Helene Ilse (8.10.2019 00:57:54):
>>>>>>Vorbei die Zeiten etwas längerer Geschichten

>Matthias?
Ja, ich entschuldige mich. Du standest da, ich ließ dich stehen, dachte, sie flieht zu Dir, weg von ihm, doch wie oft versicherte sie mir, er gibt ihr alles was sie braucht, und zeng zog er ihr einen saftigen Klatsch mit der Handfläche über den straffen Hintern, die Tochter bekam es ähnlich damit sie nicht benachteiligt sei, wie auch immer, meine Vorstellungen sind derber, ich roch mich gestern nach der selten gewordenen Modafinil die mich doch sehr schwitzen macht und ich mochte es nicht, es war wie die uralte immer in Schwarz gekleidete große hagere Tante Eva roch, alter Muff, Mutter floh davor, sie sackte Evas Zehntausend die sie vor dem Zugriff unter der Matratze hatte ein, Eva wollte dafür ein Zimmer gebucht im neuen Haus, auch weil ihr die Klösse und der Sauerbraten von Mutter gut schmeckten, und Appetit, den hatte sie, sie verdrückte mehr Knödel als ich als Achtzehnjähriger. Mutter behielt die Zehntausend, aus dem Zimmer wurde ein Zweibettzimmer im Altenheim und einige Abholungen sonntags zum Mittagessen. Eine Achzigjährige die bei den Treppenstufen etwas über ihre Knie klagt. Und seit ihr Sohn Kurt bei den Fliegern abgeschossen wurde Schwarz trägt.

Aber es war Papas Tante und von ihm ging die Initiative aus sie zu holen, morgen müssen wir mal wieder die Eva holen. Mutter war nicht bewusst begeistert. Das zeigte sie auch, ihm jedenfalls. Aber die Zehntausend hat sie genommen, die kamen auch recht während des Hausbaus, davon war auch nicht mehr die Rede, sonst hätte es sowieso das Altenheim bekommen. Es ist rührend, wie sich die Alte in eine Familie einkaufen wollte und es hat Mutter sehr belastet, weil er es zumindest in Erwägung zog, er hatte ein schlechtes Gewissen wegen der Zehntausend, das ist immerhin ihr gesamtes Erspartes daß sie uns, ohne Zusage eines Zimmerchens, nur mit der Bitte um ein Zimmerchen, gegeben hat. Doch Mutter war wild entschlossen, die kommt mir nicht ins Haus, ich erzrage den Geruch nicht. Außerdem war sie eine von Natur aus herrische Person, sie redete in die Alltagsdinge hinein, dies oder jenes habe man früher aber so gemacht, das konnte Mutter überhaupt nicht ab.

Wie alt das Bübilein wohl auf unserer zweisonntäglichen Abholfahrt der muffigen schwarzen Dame aus Klarenthal mit der gelben Ente war die Papa zu Schrott fuhr als Mama in Kur war und er dabei wie ein Wunder völlig heil blieb. Er hatte voll die rote Ampel der grossen Kreuzung Biebricher Strasse Äppelallee übersehen und war erfasst worden mit Totalschaden, ich sehe ihn noch bibbernd, wie weggetreten vor mir sagen, die Mutter darf das nie erfahren, die Versicherung regelt das, ich habe Vollkasko, wir werden nur hochgestuft, natürlich erfuhr Mutter es doch, durch ihn, in allen Einzelheiten, er konnte nichts für sich bewahren, er erzählte ihr immer alles. Er gab ihr auch all sein Geld ab, damit wolle er nichts zu tun haben, ganz das Gegenteil von Egon und Elisabeth den Nachbarn, da hielt er sie finanziell derart an der kurzen Leine daß sie während diverser Putzjobs irgendwann als Kleptomanin auffiel, auch darüber durften wir Kinder niemals sprechen obwohl wir mit deren Buben befreundet waren, das Mund halten sollen ist uns irgendwie beigebracht worden, sonst würden ganz ganz schlimme Dinge passieren, und außerdem sei das ja auch eine Krankheit für die man nichts könne. Egon hatte einen Schlaganfall und wird von seiner noch fitten Else betreut, jetzt hat sie wohl auch endlich Finanzmacht erworben. Ich liefere Knochenbrühe. Sicher haben Sie von den Wurstskandalen gehört, geschwächte Organismen könnten Dchaden nehmen, und ich liefere Wurst. Solange die in der Familie bleibt und mir kein Fremder glaubt deswegen ans Bein pinkeln zu müssen, wer meine Küche und meinen Geruch wahrnimmt, der muß doch glauben, da sind alte resistente drei Stunden hitzestabile Keime drinnen. Vielleicht, was ich im Moment inständig hoffe ist, das keine Nachricht gute Nachricht heißt. Wahrscheinlich liegt er mit seinem alten Kumpel besoffen herum nach dem erfolglosen Pilzesammeln und ich bin ihm mit drei leicht drängenden SMS gehörig auf den Wecker gegangen. Ein von sich aus Erzählbereiter war er ja nie. Ich habe mich auch nur mit Not und unter Zuhilfenahme von Substanzen dazu entwickelt. Ich weiß wie schön es sein muß wenn Kommunikation mit einem Minimum an Gesten auskommt, ganz ohne Worte und wenn jedes Grunzen und Brummen, jede Verweigerung irgendeiner Antwort möglich ist und ohne Sanktion bleibt. Frau Karrenbauer sagte heute Abend, es ist eine gefährliche Gegend, es ist eine Gegend die entscheidend ist für die Sicherheit in Deutschland. Dann bin ich wieder rausgegangen, vom Fernseh weg, in die Küche. Ma.nchml ertrage ich es nur sehr schwer wenn Leute reden. Obwohl es etwas wundervolles sein muss, eine Stimme zu haben und keinerlei Schwierigkeiten mit dem Atmen. Und wenn das Herz nicht immer bis zum Halse hoch klopfen würde. Wenn ich hätte würde ich nun ein Plätzchen essen. Das beruhigt. Alles ist weniger schlimm. Man kann ein bisschen lachen über die verfahrere Situation. Ich hier. Ich jedenfalls hätte mir meine Biographie niemals so vorgestellt. Was bin ich für ein braver folgsamer Junge gewesen. Wie sehr habe ich alle meine Brüder beneidet die alle viel viel frecher zu Mutter waren. Außer vielleicht dem Zweiten, der auch lange Zeit vergeblich versucht hat ihr zu gefallen. Was hat er sich damals für eine Mühe gegeben. Ihm und mir, beiden hat Mutter ein Versprechen abgenommen das keiner wirklich erfüllen konnte. Jetzt ist sie gegangen. Sie hat am Ende mit einem einzigen Schneidezahn Kuchen genagt wenn man ihn ihr hinhielt und auf einzelne Trauben war sie gierig, ansonsten nur eine jahrelange völlige Teilnahmslosigkeit im Einzelzimmer vor dem während ihres Sterbens gleich gegenüber dem drei Meter breiten Feldweg ein neues Baugebiet mit täglichem Baulärm und Dieselgestank erschlossen wurde. Bei mir lösen die Diesel die unter den direkt unter dem offenen Klappfenstern stehen Luftnot aus. Aber das bilde ich mir nur ein. Zum Glück ist es nicht mehr so häufig. Ich hab da dauernd so ein Lied von Nina Simone im Hinterkopf.