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Elli schrieb am 1.4. 2001 um 17:01:13 Uhr über

Abenteuerspielplan

Der Herr der Ringe ist ein absolut
außergewöhnliches Brettspiel: Es ist
ein kooperatives Spiel. Doch
kooperative Spiele, wie sie in den 80er
Jahren die Pädagogen begeisterten,
sind langweilig. Ein Spiel lebt vom Wettkampf.
Grundsätzlich ist dieser Einwand gar nicht so falsch. Aber: Die angesprochenen Herder-Spiele der 80er
Jahre richteten sich an Kinder. Jetzt ist erstmals ein kooperatives Erwachsenenspiel auf den Markt
gekommen. Außerdem: Die Ausnahme bestätigt die Regel, dass Wettbewerb selbstverständlich zu
einem guten Spiel gehört. Der Herr der Ringe ist Ausnahme dieser Regel und zudem eine erstklassige
Abwechslung.

Der Herr der Ringe ist ein Merchandising-Artikel zum Ende 2001 in die Kinos kommenden Film,
dem ersten Teil einer monumentalen Trilogie. Merchandising-Artikel können aber keine guten
Spiele sein.
Reiner Knizia ist der Beweis des Gegenteils gelungen. Wohl noch nie zuvor sind derart viel spielerischer
Sachverstand und Ehrgeiz in ein solches Produkt gesteckt worden.

Die enge Anlehnung an die thematische Vorlage des von J.R.R. Tolkien geschriebenen Buches
(das soeben in einer Neuauflage erschienen ist) muss den Spielfluss hemmen.
Sicherlich gibt es zwei, drei „Hakeligkeiten“ im Ablauf, die sich aus thematischen Zwängen ergeben,
insgesamt wirkt das Spiel jedoch sehr rund.

Das Spiel interessiert nur diejenigen, die auch das Buch gelesen haben.
Richtig ist, dass Freunde des Buchs vom Spiel äußerst begeistert sind. Aber auch Nicht-Fantasy-Fans
können das Spiel toll finden, wenn auch nicht so euphorisch.

Knizia-Spiele mag ich nicht. Sie sind zu mathematisch abgezirkelt, wirken konstruiert und das
Thema ist aufgesetzt.
Der Herr der Ringe ist ein völlig untypischer Knizia. Die Thematik ist in absolut beeindruckender
Manier in einen erstklassig passenden Spielablauf eingebunden.

Was uns hier als Mehr-Personen-Spiel dargeboten wird, ist eigentlich ein Solitärspiel.
Sicherlich kann man das Spiel auch alleine spielen, schließlich kooperiert es sich dann am einfachsten.
Spannender und spaßiger ist es allerdings in der Gruppe. Schließlich hat jede SpielerIn ihren eigenen
Entscheidungsspielraum und ihre eigenen Spielkarten verdeckt auf der Hand.

Der Herr der Ringe ist wie ein Computerspiel. Wenn ich die Lösung gefunden habealso bis
zum Ende durchgekommen bin und gewonnen habeist das Spiel uninteressant.
Nein, es gibt nichtdie Lösung“, denn der Glücksfaktor spielt eine erhebliche Rolle. Mag sein, dass das
Interesse etwas nachlässt – aber das passiert auch bei vielen anderen Spielen nach einer gewissen Zeit.

Der Herr der Ringe ist das wohl umstrittenste Brettspiel, das in den letzten Jahren erschienen ist. Die
oben aufgeschriebene Kontroverse macht deutlich, wie vielschichtig der Streit ist.

Worum geht es im Spiel? Jede SpielerIn hat eine Spielfigur. Sie wird auf die helle Seite der Spielleiste
gesetzt. Auf der anderen, der dunklen Seite der Leiste, steht die schwarze FigurSauron –, das Böse.
Ziel des Spiels ist es, bis zum Ende Abstand zum Bösen zu halten. Durch Ereignisse im Laufe des Spiels
rücken die Figuren nach vorn, so dass ständig die Gefahr besteht, dass eine SpielerIn ausscheidet –
dies geschieht, wenn ihre Spielfigur auf Sauron trifft. Wenn die ausscheidende SpielerIn zu diesem
Zeitpunkt TrägerIn des Rings ist, dann ist das Spiel für alle zu Ende und alle haben verloren. Eine
Chance gegen Sauron haben die SpielerInnen nur, wenn sie möglichst bis zum Ende alle im Spiel
bleiben. Deshalb kämpfen sie gemeinsam dafür, dass jede einzelne Figur vor Sauron geschützt wird
.
Die Abenteuer von vier Spielbrettern gilt es zu bestehen. Die SpielerIn, die an der Reihe ist, deckt
zunächst einen Spielchip auf, mit dem sie es schafft, auf einer der Aktionsleisten weiterzukommen – mit
dem Ziel, auf den nächsten Abenteuerspielplan zu gelangen. Oder es wird ein Ereignischip umgedreht,
der das Bestehen einer zumeist recht schwierigen Prüfungetwa die Abgabe einer bestimmten
Kartenkombination bedeutet. Selten kann eine SpielerIn diese Prüfung allein bestehen, zumeist müssen
alle kooperieren. Oder eine SpielerIn nimmt das Ereignis allein auf sich, um eine weit ungünstigere
Situation für die Gesamtgruppe zu verhindern. Anschließend spielt die SpielerIn, die an der Reihe ist,
noch ein oder zwei Karten von der Hand aus, um zusätzlich nach vorne zu kommen.

Leute die gerne und regelmäßig spielen und zudem bereit sind, sich auf dieses äußerst ungewöhnliche
Spiel einzulassen, haben die Chance, ein sehr überraschendes und unterhaltsames Spiel kennenzulernen.
Leider ist die Spielregel und die -anleitung nicht ganz einfach (das Spiel ist keinesfalls ab 10 Jahren zu
empfehlen, wie es die Schachte behauptet), trotzdem wünsche ich Vielen, dass sie einen Zugang zu
diesem Titel finden.



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