Hallo Alle.
Jetzt, nach fast zwei Wochen in Mexiko melde ich mich endlich! Und habe
natürlich eine Menge zu erzählen. Am Besten ich fange von Vorne an: Sowohl
der Abschied von Berlin als auch von Hamburg ist mir sehr schwer gefallen,
und obwohl mir eine Stewadess im Flugzeug erklärte, dass es doch meine
eigene Entscheidung gewesen war, wegzugehen und dass ich mich doch
eigentlich freuen sollte, konnte ich ersteinmal nicht aufhören zu weinen.
Einige (viele) Stunden später weinte ich erneut, diesmal vor Begeisterung,
nämlich als das Flugzeug zur Landung ansetzte und ich Mexico D.F. aus der
Luft sehen konnte.
In Puebla wurde ich von Ivan und Juquilia empfangen und konnte mein erstes
Bier (Victoria!) in diesem Land genießen. (Auf diesem Weg nochmal vielen
Dank an Lars für den Kontakt zu Ivan!) Die ersten Tage waren pure Euphorie
(und Höhenkrankheit, wie ich nach einigen Tagen feststellte, immerhin lebe
ich jetzt in 2000 Metern Höhe!). Puebla ist eine wunderschöne Stadt und in
Ivan und seiner Freundin Vanessa habe ich echte Freunde gefunden, die sich
vor Allem zum Ziel gemacht haben mir Alles zu erklären und zu zeigen! Mit
denen teile ich mir momentan noch ein Zimmer in einem Hotel im Zentrum, und
wenn wir nicht gerade essen (was ich hier sehr exzessiv tue...) reden wir
ununterbrochen. Das bedeutet übrigens, dass ich seit ich hier bin erst ein
paar Worte Deutsch gesprochen habe und jede Menge Umgangssprache lerne. Ende
der Woche werde ich aber umziehen und zwar ersteinmal in die Wohnung einer
Freundin, auf deren Katze ich aufpasse, während sie weg ist, und danach
werde ich meine eigene Wohnung mitten im Zentrum beziehen. Die ist zwar
sauteuer aber ich freue mich darauf alleine zu wohnen.
Die Uni hat diese Woche angefangen und ich habe gleich gemerkt, dass mir
meine Rolle als Ausländerin hier doch sehr schwer fällt.Mexiko ist ein sehr
rassistisches Land, in dem die weisse Hautfarbe schon seit langem
“überlegen” ist, in das weder die Amis noch die Europäer jemals etwas Gutes
gebracht haben und vor Allem ein Land in dem die “Gringos” (das können auch
Europäer sein!) mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit ihre
“Überlegenheit” und “Zivilisation” präsentieren. Das hat zur Folge, dass mir
oft entweder Abneigung oder ein übertriebenes und unehrliches Interesse
(Ausländerfetischismus) entgegenschlägt. Aber ich habe auch schon viele
schöne Erfahrungen gemacht und tolle Leute kennengelernt. Meine Companeros
de clase zum Beispiel. Die Jungs gefallen mir, weil sie unglaublich viel
Lärm machen und ununterbrochen lachen. Nur direkt angucken oder ansprechen
darf man sie nicht, denn dann werden sie rot und gucken weg... Im September
fahren wir auf einen Soziologenkongress und das bedeutet chupar, chupar y
chupar (=saufen), wie mir erklärt wurde. Das tue ich allerdings auch so
schon, denn das ist hier so üblich...Natürlich habe ich auch schon viele
Ausländerfreunde, denn es gibt unglaublich viele Austauschstudenten vor
Allem lauter Franzosen, deren komische Sprache ich mir zu erlenen erhoffe.
(Die Deutschen mag ich nicht, denn sie verhalten sich den Klischee
entsprechend und klagen über alles!) Ach so, und in die Uni gehe ich
natürlich nicht nur des Alkoholkonsums wegen. Ich habe ein Superseminar, in
dem ich die einzige Studentin bin. (Soviel zur Anerkennung der Soziologie
hier). Der Dozent und ich sind darüber beide gleichermaßen etwas
verunsichert, aber er hat mir versprochen, dass wir das Seminar trotzdem
machen. Und die Betreuung meines Forschungsprojektes sieht so aus, dass die
Assistentinnen des Profs am Montag eine Präsentation nur für mich machen und
wir am Mittwoch eine Maquiladora angucken fahren. Nur wann ich für all das,
was ich lesen und tun möchte ist mir ein absolutes Rätsel. Denn ich habe
natürlich schon wieder eine Menge Pläne und Ideen, aber das erzähle ich
lieber ein Anderes Mal.
Für dieses Mal schließe ich mit
Milliones de besos y abrazos para todos!
Lisa.
P.S.: Fuer Notfaelle oder falls Jemand hier in der Naehe sein sollte: meine
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