Wonnig Bild, du Wiesenthal da drunten!
Lieblicher im Abendsonnengold!
Wie ein Silberband den Kranz durchwunden,
Windet sich durch deine Matten hold
Unsers Feldbergs muntre Tochter, Wiese,
Und ihr Rauschen klingt so heimisch, süße.
Ihrer Sprache, ihrer Wellen Ton,
Lauscht so gern des Wiesenthales Sohn.
Drüben in der Ferne dort, welch Blinken?
Alpen, Alpen! eine Zauberwelt
Seh’ ich hoch im Himmelsraume winken,
Von der Sonne letztem Strahl erhellt.
Alpen, könnt’ ich mich hinüber schwingen!
Meiner Sehnsucht wird es nie gelingen.
Ferne her grüß’ ich euch tausend Mal
Wenn ihr hold mir winkt im Purpurstrahl.
Gottes Welt in stiller Abendstunde,
Wie erfüllt mit Freude sie das Herz!
Blätter säuseln feiernd in der Runde,
Betend steigt die Seele himmelwärts.
Bist du trostlos unter deinen Mühen,
Aufwärts zu den Höhen mußt du fliehen!
Unnenbare Wonne, süße Lust,
Gottes Frieden strömt in deine Brust.
Ach, und hier – im Schatten dieser Eichen,
Auf der Höh’, die Hebels Namen trägt,
Wo die Lüfte Geisterlauten gleichen:
Wie wird zaubrisch hier das Herz bewegt!
In dem Lied der Amseln, Nachtigallen,
Hör’ ich, Sänger, deine Lieder schallen;
Wenn sie schweigen, murmelt sanft der Bach
Hebels heitre Melodieen nach.
Wenn die Klänge so vorüber schweben
Wie vom Paradies ein Ahnungshauch,
Ach, wie fühl ich dann die Brust sich heben,
Und ein Lied säng’ ich so gerne auch!
Was dem Bach, der Nachtigall gelungen,
– Hebels Weise haben sie gesungen –
Was die Bäume säuseln um mich her:
Meinem Lied gelingt es nimmermehr.
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