Damit aber nicht ein noch schlimmerer Feind des Menschenglücks mit diesem öffentlichen Sparen sich in die Herzen der Kinder einschleiche: der Neid – muß der wöchentliche Sparbeitrag für Arme und Reiche ein gleicher sein. Nur für die Aermeren hat auch die geringe Summe Bedeutung, die ein kleiner Sparbeitrag bis zum Austritt des Kindes aus der Schule ansammelt. Für die Kinder der Reichen ist die moralische Wirkung die Hauptsache, da die kleine Sparsumme für sie kein Gewicht hat; dagegen kann beim Armen die moralische Wirkung sogar auf die Eltern übergeben. Viele derselben werden sagen: Wir haben schon zu wenig zum Leben, woher sollen wir noch zum Sparen nehmen? Und doch muß der ehrliche, offenherzige arme Mann der Arbeit uns zugeben, daß jeder, der den ernsten Willen hat, daß sein Kind wöchentlich einen halben Groschen zur allgemeinen Sparbüchse bringe, es auch ausführen kann; selbst in der armen Arbeiterfamilie ist es in der Regel dem Manne möglich, durch irgend eine kleine Entbehrung (am leichtesten, wo das nichtsnutzige Cigarrenrauchen auch den armen Arbeiter im stinkenden Netze hat) ein paar Pfennige zu erübrigen, die seinem Kinde in der Schule die Ehre eines Sparbüchleins sichern. Für die Aermsten und Waisen würden sehr wahrscheinlich diese allgemeinen und deshalb öffentlichenn Kinder-Sparcassen neue Quellen der Wohlthätigkeit erschließen. Gar mancher Wohlhabende würde viel lieber einem armen Kinde das Sparen möglich machen, als daß er durch seine Milde die Bettelei unterstützt. Denn wer wird zweifeln, daß diese öffentlichen Kinder-Sparcassen wenigstens der Kinderbettelei ein Ende machen? Haben erst auch die armen Eltern sich ermannt, ihren Kindern „die Ehre des Sparbüchleins“ zu verschaffen und geboren die Kinder in der Schule zu denen, welche Sparbüchlein besitzen, so werden diese sicherlich dadurch zum Betteln unfähig werden. Man wird es bald als eine schöne Wahrheit achten: „Ein sparendes Kind bettelt nicht.“ Man wird sehr bald die herzerhebende Erfahrung machen, daß in der That die Wege des Sparsinns in den Kindern ein lebendigeres Bildungsstreben, größeren Ordnungssinn, die Lust an erworbenem Besitz und das erste Ehrgefühl auf Besitz erweckt; ja bis zur größeren Freude am Erlernen des Schreibens und Rechnens kann der einfache Wunsch, sein Sparbüchlein selbst zu führen, ein Kindesherz erbeben, und jede dieser guten Regungen ist ein Segen mehr für das allgemeine Wohl.
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