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ge von Singularitäten mit großem Nachdruck vorangetriebeii - und das inmirten schrecklicher Tragödien und heldenhafter Eroberungen.@,
Folgt Auftritt William von Ockham, Marsilius von Padua, Thomas Morus, und nach 15 Zeilen (drei Jahrhunderte) sind wir bei Spinoza und der bereits zitierten »Einheit von wafirererkenntnis und mächtigem Körper«.
Mit einem Kapitel über die revolutionäre Entdeckung eines Philosophen ist die Leserln zusammen mit »der Menschheit« und ihren schöpferischen Kräften tief im Sein fundiert. Souveränität als Sein kaiiii mit ihrer Geschichte losiegeii. Marx,ja selbst Nietzsehe, HINs Philosophischer Meiitor, hätten sich gescliüttelt vor Lachen, Nietzsclie vor Vergnügen, Marx grimmig. Beide haben philosophische Seinsbestiini-nungen übereinstimmend, aber aus gegnerischen Positionen als ideologischen Mummensclianz entlarvt.
Nietzsclie hat Erkenntnis als Ausdruck des Willens zu Macht
und ihre überkoi-ninene »Theorie« als entwicklungsgescliiclitliclie Ablageruiigeii eines langen Prozesses der Bemächtigung dargestellt: wahr und falsch, Ontologie, Vorstellungen von Sein, von Kausalität und Bewusstsein. Nicht die Kategorien der Erkenntnis stehen am Anfang, vielmehr sind sie das Produkt von »Gleichi-nachen«, »Assimilieren«, »gleiclisetzeilde Zahl (als) unser großes Mittel, uns die Welt liandlicii zu machen«. »Substanz« sieht er ebenso wie den olltologisclien Schein als Projektion des Subjekts aus dem Prozess der Bemächtigung. »Kampf als Herkunft der logisclien Funktionen«, formuliert er überspitzt. 1112
Die Masciiinenfunktionen als Ausdruck der Bemächtigung aus dein Politiscli-ökoiioi-nisclien Willen zur Macht haben wir schon kennen gelernt. Auch Marx hat die bcirgerlicii-philosopiiisclieii Denkfigureii der Ontologie nicht zum Neiinwert akzeptiert, solidem mit den Strategien wertscliöpfeiider Unterwerfung im Klasenkainpf korreliert, jenseits der simplen Muster von Basis und berbau. Foucault hat die Konstruktion Philosophischer Begriffs-
12 Diese Überlegungen, nie systematisiert und in ihrer Bedeutung bislang nicht ausreichend gewürdigt, begleiten in immer neuen Ausforinulierungen das gesamte Werk Nietzsclies, schon in der »Fröhlichen Wissenschaft« (@
. 1 1 Off.), vgl. KSA 3, 941'f., vor allem aber im Nachlass, Beispiele: KSA 11: 91, 96, 125, 343, 438, 462, 524, 505ff, 631, 645, 655; KSA 12:106, 110, 1861'f., 208ff., 255, 260, 295, 389ff.; KSA 13: 270, 274, 300ff., 326, 334.
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welteii mit Praktiken korreliert, die er in ihren Beziehungen zu sozialen Kämpfen untersucht hat.
»Revolution« wird nur von oben gedacht, es ist die lupenreine Demonstration einer geistigen Revolution von oben. Soziale Auseinandersetzungen kommen nicht vor, die Begriffe »Säkularisierungsprozess« und »städtisches Leben« fallen am Rande. Der Gedanke, dass die sich radikalisierenden Klassenkämpfe vor allem in Italien mit dein Aufstand der Ciompi in Florenz als erstei-n Höhepunkt die bürgerliclie Formierung und die Entwicklung ihrer Rationalisierungstypen in Produktion, Handel und Ideen vor sich liergetriebeii haben könnten, taucht nicht aufja nicht einmal Sozialgeschiclite Braudel'sclier Prägung. Nichts, nur Ideengescliicilte.
Die Idee der Souveränität und damit die Idee des »Empire« soll als Macht im Sein verankert und fundiert werden, als Seiiismacht, durch keinen Klassenkampf relativiert.
Die Geschichte einer Illusion
Das geht so weiter. Gegen die revolutionäre Erfindung der li-ni-naiienz erfinden Descartes, Kant und Koiisorteii schnell eine transzendetitale Reaktion. (92-96) Und die moderne Bürokratie als »wichtigstes Orgaii des Transzendentalen«. Wird es uns gelingen, zur »Kraft der Selbsterscliaffung« aus »schöpferischen Lebenskraft« zurückzufindeii? (104-106) Im Kapitel »Die Souveränität des Nationalstaats« (107-125) wird uns trotz des Versprechens in eiiier Unterübersclirift »Die Geburt der Nation« leider nur der »Begriff der Nation« geliefert und sein Souveräiiitätsbegriff über Bodin, Pufendorf u.a. vorgestellt. Der Volksbegriff und sein Souveränitätsbegriff kommen hinzu, anschließend die Auseinandersetzung mit dem Begriff des nationalstaatliclien Totalitarismus. Hier kommt es zu der interessanten Feststellung, dass die »nationalsozialistisehe Apotlieose des modernen Souveränitätsbegriffs« einen Gewaltausbrucii mit sich gebracht habe, und »den beispiellosen Gehorsam des deutschen Volkes, dessen militärischer und ziviler Einsatz im Dienste der Nation« und »Folgen«, die sich clliffrenliaft verkürzt auf die Begriffe »Auscliwitz« und »Buchenwald« bringen lassen. Verblüffend! Hätte das deutsche Volk dem Souveränitätsbegriff nicht so im Dienste der Nation gehorchte dann wäre es nicht zu diesen schrecklichen Begriffen gekommen. Ist das ein Beitrag zur deutschen Normalisierung?
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