>Info zum Stichwort Waffe | >diskutieren | >Permalink 
wuming schrieb am 8.5. 2003 um 04:07:24 Uhr über

Waffe



Davy Crocketts Little Feller - Mini-Nukes? Alles schon mal
dagewesen!

Marcus Hammerschmitt 08.05.2003

Wer die eigenen Zeiten gerne unter »Schlimmer geht's nimmer« abhaken
möchte, findet in der Vergangenheit den einen oder anderen Gegenbeweis

Manchmal beschleicht einen ja unweigerlich das Gefühl, in den dümmsten Zeiten zu
leben, die die Geschichte je gesehen hat. Gegen die Suggestivkraft dieser Empfindung
hilft nicht viel, außer vielleicht ein Blick auf die Vergangenheit









So kann man bei der Suche nach der MOAB auf eine Waffe stoßen, die glücklicherweise
ausgemustert ist, deren geschichtlich verbürgte Existenz aber wahrhaftig an der geistigen
Gesundheit ihrer Konstrukteure zweifeln lässt - das ist zwar im militärischen Bereich nicht
allzu selten, hier aber doch besonders deutlich der Fall. Die Rede ist von der kleinsten
bekannten Nuklearwaffe bisher, dem Sprengkopf W 54, der am häufigsten in einem Gerät
namens »Davy Crockett« Verwendung fand.

Die Davy Crockett (so benannt nach dem amerikanischen Volkshelden), die man vielleicht
als eine Art überdimensionierte nukleare Panzerfaust beschreiben könnte, sollte das Problem
lösen, wie gegnerische Infanterieverbände von kleinen, beweglichen Einheiten auf einen
Schlag vernichtet werden konnten. Wenn man sich das Design der Waffe ansieht, dann scheint
es einen Konsens gegeben zu haben, dass Himmelfahrtskommandos zu diesem Zweck am
besten geeignet seien.




Denn der Einsatz der Davy Crockett wäre in nahezu jedem denkbaren Fall für die
abdrückenden Soldaten lebensgefährlich gewesen. Der Plutonium-Sprengkopf, der allein nur
wenig mehr als 23 Kilogramm und mit der Abschussvorrichtung ca. 34,5 Kilogramm auf die
Waage brachte (ohne Dreifuß) hatte zwar nur eine relativ geringe Sprengkraft, die von 0,01
Kilotonnen (oder 10 Tonnen TNT) bis zu maximal 1 Kilotonne (1000 Tonnen TNT) reichte.
Aber seine Detonation hätte eine erhebliche Menge an Strahlung und Fallout freigesetzt. Die
für die feuernden Soldaten mit Sicherheit tödliche Minimalreichweite betrug nur 400 Meter,
mit dem stärksten verfügbaren Abschussgerät konnte der Sprengkopf ca. 4 Kilometer weit
verschossen werden.






Der Sprengkopf war mit einem Zeitzünder versehen und konnte nach dem Abschuß nicht mehr
am Detonieren gehindert werden.

Die Davy Crockett hätte vor allem gegen sowjetische Panzerverbände zum Einsatz kommen
sollen. Funktionsprüfungen der »Atombazooka« gehörten zu den letzten atmosphärischen
Nukleartests der USA: »Little Feller I« vom 17. Juli 1962 bestand im Abschuss einer Davy
Crockett, es wurde eine erzielte Sprengkraft von 0,018 Kilotonnen gemessen

Das Waffensystem war von 1961 bis 1971 in Gebrauch und wurde danach ausgemustert,
weil sich bei nichtnuklearen Testschüssen herausgestellt hatte, dass die Zielvorrichtung
fehlerhaft arbeitete. Eine ebenfalls mit dem W 54 bestückte Mine, die Special Atomic
Demolition Munition (SADM), gedacht für die Sprengung von Brücken, Tunneln und
Autobahnen war bis 1988 im Einsatz

Interessanterweise scheint der Davy Crockett auf sowjetischer Seite nie etwas Vergleichbares
gegenübergestanden zu sein, jedenfalls verfügten die amerikanischen Geheimdienste nicht
über entsprechende Erkenntnisse.






Es versteht sich von selbst, dass eine fast schon putzig wirkende Waffe wie diese heute noch
ihre Fans hat. Wer will, kann Modellbauern im Internet bei der Nachkonstruktion einer
jeepgestützten Version der Waffe zusehen. Aber natürlich dürfen sich auch all diejenigen,
die die nuklearen Kampfhandlungen der Zukunft mit Mini-Nukes (vgl. Das Pentagon will
neuartige taktische Atombomben) überschaubar und handhabbar halten wollen, durch die
Davy Crockett und den W 54-Sprengkopf inspiriert fühlen. Und spätestens da hört jede Form
von Putzigkeit radikal auf.

















Kommentare:
Wandschmuck (/Rak, 8.5.2003 2:37)
RC (yossarian, 8.5.2003 2:03)
Altbekannt ... (nobody0, 8.5.2003 1:36)
mehr...










Copyright © 1996-2003. All Rights Reserved. Alle Rechte vorbehalten
Heise Zeitschriften Verlag GmbH & Co.KG
last modified: 07.05.2003
Privacy Policy / Datenschutzhinweis






   User-Bewertung: -1
Du willst einen englischen Text schreiben? Nehme den englischen Assoziations-Blaster!

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Waffe«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Waffe« | Hilfe | Startseite 
0.0135 (0.0065, 0.0058) sek. –– 871874774