Ordnung: Chiroptera (Handflügler)
U-Ordnung: Microchiroptera (Fledermäuse)
1. Familie: Rhinolophidae (Hufeisennasen)
- große Hufeisennase
- kleine Hufeisennase
2. Familie: Vespertilionidae (Glattnasen)
- Mausohr
- Zwergfledermaus
- Wasserfledermaus
- Abendsegler
- Graues Langohr
Körperbau
Die Gestalt der Fledermäuse ist unverwechselbar. Trotz der starken Anpassung an das Fliegen sind die
typischen Bauelemente der Säugetiere auch in ihrem Körper leicht erkennbar. Die Vorderextremitäten sind
im Laufe der Evolution zwar zu Flügeln umgewandelt worden, dienen aber vielen Arten auch noch zur
vierfüßigen Fortbewegung auf dem Boden.
Der Knochenbau erscheint zarter und zerbrechlicher, als er in Wirklichkeit ist. Besonders die dünnen
Knochen der Flughand sind elastisch und durch eine kompakte Schichtung der Knochensubstanzen sehr fest
und widerstehen den Biegungskräften im Flug ausgezeichnet.
Die Vordergliedmaßen aller Säugetiere sind aus den gleichen
Skelettelementen aufgebaut Während der Evolution haben sie
sich von der »Ur-Gliedmaße« in Funktion und Aussehen in
verschiedene Richtungen entwickelt.
a) Mensch, b) Katze, c) Wal, d) Fledermaus
Auffallend ist der gedrungene Brustkorb mit den ganz verknöcherten Rippen, die fest mit dem Brustbein
und der Wirbelsäule verbunden sind. Im Gegensatz zum Brustkorb, an dem die kräftige Brustmuskulatur
ansetzt, ist die Beckenregion nur schwach ausgebildet. Dadurch kommt der Schwerpunkt des Körpers weit
nach vorne. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für den Flug.
Der Hals ist zwar kurz, gestattet aber trotzdem eine große Beweglichkeit des Kopfes. Der hintere Teil der
Wirbelsäule ist stark verknöchert und wenig beweglich. Alle europäischen Fledermausarten haben einen
langen Schwanz, den ruhende Hufeisennasen gegen den Rücken, Glattnasen aber gegen den Bauch
krümmen.
Die Anpassung an den aktiven Flug wird besonders bei den Vorderextremitäten deutlich. Die Unterarme,
die Mittelhand- und Fingerknochen sind enorm verlängert. Der kräftige Knochen des Unterarmes ist die
Speiche. Die Elle ist nur noch als kleines, zurückgebildetes Knöchelchen erkennbar, das am Ellbogen mit
der Speiche verwachsen ist. An den kleinen Handwurzelknochen setzen die verlängerten
Mittelhandknochen der vier Finger und der Daumen an. Der Daumen ist kurz und hat als einziger Finger eine
Kralle. Der zweite Finger besteht nur aus dem langen Mittelhandknochen und einem Fingerglied. Der
zweite und dritte Finger stehen eng beieinander und bilden gemeinsam die Vorderkante der Flügelspitze.
Die Endglieder der verlängerten Finger laufen in knorpelige Spitzen aus. Durch das kräftige Schlüsselbein ist
der Flügel über Gelenke mit dem Körperskelett verbunden. Das breite Schulterblatt und der Brustkorb mit
dem gekielten Brustbein bieten der Flugmuskulatur gute Ansatzflächen.
Wie die Flügel sind die Hinterbeine an die besondere Lebensweise angepasst. Die eher schwachen Beine
stützen den Körper beim Laufen und Klettern. Während der Ruhe sind sie wichtige Aufhängeorgane. Ihre
Stellung zum Körper ist recht ungewöhnlich. Die Beine sind in der Längsachse so nach außen gedreht, dass
die Zehen und Krallen nach hinten zeigen und die Sohlen bauchwärts orientiert sind. Diese Stellung
ermöglicht den Fledermäusen ihre typische Hängehaltung an senkrechten Flächen. Alle Zehen haben
kräftige, gebogene Krallen. Im Flug werden die Beine leicht gespreizt nach hinten gehalten. Ein langer
knöcherner Sporn, der an der Ferse ansetzt, hilft die Schwanzflughaut spannen.
Der Schädel zeichnet sich durch ein kräftiges Gebiss aus. Zwischen den kleinen Schneidezähnen des
Oberkiefers befindet sich bei den Glattnasen ein auffallend breiter Spalt. Der Unterkiefer kann weit
geöffnet werden und ermöglicht das Ergreifen von verhältnismäßig großen Beutetieren. Diese werden mit
den mächtigen »Fangzähnen«, den Eckzähnen, festgehalten. Zum Zerkleinern der Beute dienen die
mehrhöckerigen Backenzähne.
Die Tragfläche des Flügels wird von der Flughaut gebildet. Sie umfasst die Vorderextremitäten (ohne die
Daumen), die Hinterbeine und bei den meisten einheimischen Arten auch den Schwanz. Eine
Vorderarmflughaut spannt sich vom Hals bis zum Handgelenk. In die Fingerflughaut ist die »Flughand«
eingeschlossen. Zwischen dem fünften Finger und dem Hinterbein breitet sich die Armflughaut aus, die sich
als Schwanzflughaut zwischen den Hinterbeinen fortsetzt. Ein besonderer Hautlappen, das sog. Epiblema,
findet sich bei einigen Gattungen an der Außenseite des Sporns. Die Flughaut besteht aus einer
Grundmembran, die auf beiden Seiten von einer dünnen Epidermis, der Oberhaut, bedeckt wird.
Bindegewebsbündel und elastische Bänder, die in bestimmten Richtungen verlaufen, bilden die
Grundmembran. Bei entspannter Flughaut, z.B. während der Ruhe, ziehen sich die elastischen Bänder
zusammen und kräuseln dadurch die Flughaut. So kommt es zu einer enormen Verkleinerung der
Oberfläche. In die feste und gleichzeitig elastische Grundmembran sind Blutgefäße, Muskelfasern und
Nerven eingebettet. Die Blutgefäße können eigenständig rhythmisch pulsieren, mit sog. »Venenherzen«, und
ermöglichen dadurch eine gleichmäßige Durchblutung der entferntesten Flughautteile. Die Tragfläche des
Fledermausflügels ist im Gegensatz zum Vogelflügel, ein durchblutetes, lebendes Gewebe. Es kann sich bei
kleineren Verletzungen rasch regenerieren.
|