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wugatsga schrieb am 18.5. 2003 um 01:45:19 Uhr über

Geld



Die Fürsten des
IV.Weltkriegs

Die
Prätorianer-Garde
des Imperiums

Schlauer als die CIA







Die Geldmaschine der Rechten

Thomas Pany 15.05.2003

US-Think Tanks und das Netzwerk der Neo-Konservativen, Teil 4

»Wenn es in ihre Agenda passte.« (vgl. Schlauer als die CIA) -
dieser radikal-pragmatische und ideologisch durchtränkte Umgang mit der Wahrheit
durch prominente Leuchtfiguren der Neokonservativen beschränkt sich weder auf
den Umgang mit Geheimdienstmaterial, noch auf das derzeit strahlende
Exekutiv-Team der US-Außenpolitik.




Die konservative Bewegung, die seit den späten 60er Jahren mehr und mehr Einfluss auf
die politischen Debatten in den USA gewonnen hat, umfasst mehr als eine Handvoll
neokonservativer Machiavellis.




In einer detaillierten, lesenswerten Untersuchung Wie konservative
Gönner (Philanthropies) und Think Tanks die Politik der USA veränderten schrieb Sally
Covington (vermutlich Ende der 90erJahre):


1984 warnte der moderate Republikaner John Saloma vor einer "mächtigen
neuen Präsenz in der amerikanischen Politik". Die, wenn ihr nichts
entgegengesetzt wird, als »neues konservatives Labyrinth« das politische
Zentrum der Nation scharf nach rechts rücken würde. Heute ist das Labyrinth
größer, ausgefeilter und mehr und mehr dazu imstande, das zu beeinflussen und
zu bestimmen, was wichtig ist und was unbedeutend ist für die Agenda des
öffentlichen politischen Lebens


Ob es ganz allgemein um die Reduzierung der Staatsaufgaben, Privatisierung und
Downsizen von Sozialprogrammen, drastische Steuerkürzungen, angebotsorientierte
Wirtschaftspolitik, Negieren von Umweltschäden, Ausstieg aus internationalen
Umweltvereinbarungen, medizinische Grundversorgung, Abtreibung, Minderheitenpolitik,
Geschlechterrollen (Der Irakkrieg habe eine von den Frauen lange verachtete Tugend,
nämlich den Mut, wieder ans Tageslicht gebracht, schrieb der »Weekly Standard«) usw.
geht oder um die Rolle der Vereinigten Staaten (unipolar, dominant, weniger
»apologetisch«) in der Weltpolitik: die richtigen Wahrheiten dazu findet man in den
»wissenschaftlichen Expertisen« der Heritage Foundation, des Cato Institutes, des
Manhattan Institutes und - last but not least - des American Enterprise Institutes (AEI) -
vgl.hierzu: Die Prätorianer-Garde des Imperiums.

Sie nennen sich »senior fellows«, »alumnis«, »scholars« - alles Titel, die auf alterwürdige,
ergo seriöse akademische Tradition hinweisen. Und sie schreiben Expertisen, täglich, wie
bestellt: »Warum die Luftverschmutzung weiterhin abnehmen wird«
(AEI) oder "Die neue Steuerkürzung bringt 61.000 neue Jobs in
Texas"(Heritage).


Als Reaktion auf die liberalen Universitäten unterstützen reiche konservative
Geschäftsleute eine wachsende Zahl von äußerst rechten Think Tanks, um eine
Theorie-gestützte Basis für ihre Anliegen zu schaffen. Ohne die erforderlichen
Korrektur- und Kritikinstanzen, die akademische Forschung zur 'Wahrhaftigkeit'
zwingt, produzieren diese Think Tanks fehlerhafte und vorurteilsbehaftete
Studien, deren einziger Zweck darin besteht, die politischen Maßnahmen zu
unterstützen, welche die Geschäfte derer begünstigen, die sie finanzieren
Steve Kangas


Familienalbum 2: Mäzene

Fünf große Gönner, so Kangas in seiner 'Entmystifizierung' der
Think Tanks als Antwort auf linke Universitäten haben den großen rechtsgerichteten Think
Tanks (z.B. Cato, Heritage, AEI) zum schnellen Aufstieg verholfen: die Lynde und Harry
Bradley Stiftung, die Koch-Familien-Stiftung, die John M. Olin Stiftung, die
Scaife-Familien-Stiftung (siehe Anfang des Artikels) und die Adolph Coors Stiftung. (Von
William Coors wird gerne erzählt, dass er, wie eine weitere Quelle
bestätigt, 1984 bei einem Treffen mit afro-amerikanischen Geschäftsleuten gesagt habe,
"eine der besten Dinge, welche sie (die Sklavenhändler) für Sie getan haben, war, Ihre
Vorfahren in Ketten hierher zu schleppen.")

Der Journalist David L. Callahan stützt Kangas These in einem viel beachteten Artikel,
der 1999 in der linken amerikanischen Zeitschrift »The Nation«
erschienen ist:


Der Erfolg von Heritage (das Heranschaffen von Sponsorgeldern in Höhe von
85 Millionen Dollar für die »Leadership for America«-Kampagne; Anm. d. A.)
beim Füllen der Geldkoffer ist ein dramatisches Zeugnis für die wachsenden
finanziellen Ressourcen, die den konservativen Think Tanks in den Neunzigern
zur Verfügung stehen...Der Großteil dieser Gelder kommt von Stiftungen und
reichen Geschäftsleuten und in diesem Zusammenhang agieren die konservativen
Think Tanks mehr und mehr als Magneten für »special-interest«- Geld.


Als weitere Beispiele führt Callahan »einige Millionen Dollars« an, die Wall Street
Firmen an das Cato Institute und anderen Befürwortern für die Privatisierung der sozialen
Sicherheit abgeführt haben. Außerdem gebe es neuerdings große Anstrengungen seitens
der Think Tanks ihre Ideen im Internet zu verbreiten. Die Heritage
Website verzeichne beispielsweise mehr als 100.000 Zugriffe am Tag (1999).
Town Hall ein Zusammenschluss von Heritage und National Review
- »The conservative movement starts here« - konnte 1997 immerhin mehr als 145.000 Hits
verbuchen.

Es sei unmöglich, die Rolle, welche die konservativen Think Tanks beim Rechtstrend der
amerikanischen Politik gespielt haben, genau zu ermessen; aber alle Beobachter in
Washington würden der Feststellung zustimmen, dass ihr Einfluss zwangsläufig sei und am
Wachsen.

Neben den Expertisen, Studien, Webseiten und unzähligen Kommentarbeiträgen in viel
gelesenen Zeitungen haben konservative Think Tanks größere finanzielle Unterstützung
seitens ihrer Mäzene auch für eine besonders effektive Art von Aufmerksamkeitspolitik
bekommen: dem Lancieren von Best-Sellern.

Die Rechten, so Eric Alterman in seinem Artikel "Die 'rechten'
Bücher und große Ideen", hätten ihre Botschaft in Form von einem Bestseller nach dem
anderen ans »Volk« gebracht. Und, wenn man genau hinsehe, sehe man nicht nur die neue
»Blüte« von ideologisch revanchistischen Ideen, sondern auch die, welche sie finanzieren:


Abigail Thernstrom, ein »senior fellow« am Manhattan Institute, und ihr Gatte,
Harvard-Professor Stephan Thernstrom, bedanken sich bei der John M. Olin
Stiftung, der Lynde und Harry Bradley Stiftung, der Smith Richardson Stiftung
und.....für die finanzielle Unterstützung beim Verfassen ihres
anti-affirmative-action-Werkes »America in Black and White«. Tamar Jacoby,
Mitglied des Manhattan Institutes, bedankt sich bei der John M.Olin Stiftung, der
Joyce Stiftung und der Smith Richardson Stiftung für die finanzielle
Unterstützung beim Verfassen ihres kritischen Beitrags zur Integration "Someone
Else's House: America's Unfullfilled Struggle for Integration". Dinesh D'Souza
bedankt sich bei der John M.Olin Stiftung für die finanzielle Unterstützung beim
Verfassen seiner Bestseller:»Illiberal Education« und »The End of Racism« und
»Ronald Reagan: How an Ordinary Man Became an Extraordinary Leader«;
außerdem ist D'Souza auch dem American Enterprise Institute zur Dankbarkeit
verpflichtet.


Nicht erwähnt wurde hier der Bestseller-Autor Charles Murray (vgl. dazu
Die Prätorianer-Garde des Imperiums), der für seine Bücher "Losing
Ground»(Sozialhilfe soll abgeschafft werden) und «The Bell Curve" (Intelligenz hängt von
der Rasse ab) ebenfalls vom American Enterprise Institute (dem Manhattan Institute
erschienen Murrays Thesen nicht mehr passend) und von der Lynde und Harry Bradley
Stiftung mit 100 000 Dollar im Jahr unterstützt wurde.

Der Präsident der Bradley Stiftung Michael Joyce - "Murray ist einer der
hervorragendsten sozialen Denker dieses Landes" - gilt als Schlüsselfigur in den
konservativen Gönner-Kreisen. Er war früher Präsident der Olin-Stiftung (siehe weiter
unten) und ist Vorsitzender des »Philantrophy Roundtable«, der
federführend an der Entwicklung eines nationalen Netzwerkes von Think Tanks beteiligt
war.

Die John M. Olin Stiftung, hervorgegangen aus einer reichen Industriellenfamilie,
unterstützt das American Enterprise Institute, Heritage, das Manhattan Institute und
Publikationen wie Commentary und Public Interest - mehr darüber hier:
Buying a movement.

Richard Mellon Scaife (siehe Artikelanfang) ist Mitglied einer reichen Bankiers- und
Ölfamilie; der "monetäre Erzengel für die Finanzierung intellektueller Unterströmungen
der konservativen Bewegung" wurde von Newt Gingrich als einer derjenigen bezeichnet,
die »den modernen Konservativismus wirklich erschaffen haben«. Das Geld seiner
Familienstiftungen fließt in großzügigen Mengen an das American Enterprise Institute,
Heritage, und an den American Spectator, der Clinton während der Lewinsky-Affäre sehr
zugesetzt hat. Mehr hier: Buying a movement.

Die Adolph Coors Stiftung - die Ansichten von William Coors zu den Afro-Amerikanern
wurde weiter oben bereits zitiert - gründet ihr Vermögen u.a auf Brauereien und die
Gründung von Heritage mitfinanziert; Beteiligungen an der Finanzierung von
Streikbrechern und den Nicaraguanischen Contras werden ihr ebenfalls nachgesagt. Mehr
hier: Buying a movement.

Die Geldmaschine der Rechten sei bewundernswert, schreibt der frühere Konservative
David Brock in seinem Buch "Blinded by the Right: The Conscience of an Ex
Conservative", das letztes Jahr in den USA erschien. Das Geld von der Rechten sei auch
völlig ideologisch.

Keiner der großen Gönner wie Richard Mellon Scaife, Smith Richardson, Coors, Olin
würde den Anspruch erheben, dass man unparteische Forschung oder unabhängige
Untersuchungen von öffentlichen Themen finanziere. Man unterstütze Think Tanks und
Gruppierungen, die ausdrücklich damit befasst seien, eine Agenda der Rechten zu
verfechten.

In den vergangenen drei Jahrzehnten, schreibt der Princeton-Professor und
Wirtschaftsexperte Paul Krugmann (in der ZEIT vom 7.November 2002), seien die
Gehälter der meisten US-Bürger nur moderat gestiegen, um 10 Prozent in 29 Jahren. Die
Jahresgehälter der Firmenchefs dagegen seien nach Angaben des Fortune Magazines in
derselben Zeit von 1,3 Millionen Dollar, dem 39fachen Gehalt eines durchschnittlichen
Arbeiters, auf 37,5 Millionen Dollar gestiegen, was dem mehr als 1000fachen Lohn eines
normalen Arbeitnehmers entspreche.

Die Explosion der Vorstandsgehälter deutet für Krugman auf einen größeren
Zusammenhang hin: "die erneute Konzentration von Einkommen und Wohlstand in den
USA." Offizielle Erhebungen, so Krugman, würden belegen, dass ein wachsender
Einkommensanteil an die oberen 20 Prozent der Familien fließe und innerhalb dieser
Schicht besonders an die obersten fünf Prozent, während die Familien in der Mitte immer
weniger abbekämen.


Dies sind die Fakten. Trotzdem beschäftigt sich eine ganze, gut finanzierte
Industrie damit, sie zu leugnen. Konservative Denkfabriken produzieren
reihenweise Studien, die diese Daten, die Methoden ihrer Erhebung und die
Motive jener Statistiker diskreditieren sollen, die doch nur das Offensichtliche
berichten.
Paul Krugman


















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last modified: 14.05.2003
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