Elmar Altvater auf einer Ringvorlesung an der Freien Universität Berlin zum Thema »Solidarität und globalisierte Konkurrenz«
Elmar Altvater (* 24. August 1938 in Kamen) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und ehemaliger Professor für Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der FU-Berlin. Nachdem er zum 30. September 2004 in den Ruhestand getreten ist, arbeitet er weiter am Institut.
Inhaltsverzeichnis
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* 1 Leben
* 2 Werk
* 3 Medien
* 4 Einzelnachweise
* 5 Literatur
o 5.1 Primärliteratur
o 5.2 Sekundärliteratur
* 6 Weblinks
o 6.1 Webseiten
o 6.2 Artikel
Leben [Bearbeiten]
Altvater studierte in München Ökonomie und Soziologie und promovierte über »Umweltprobleme in der Sowjet-Union«. Am Otto-Suhr-Institut in Berlin engagierte er sich in der »Sozialistischen Assistentenzelle« und trug wesentlich zur Entwicklung einer marxistisch geprägten politökonomischen Theorie bei. Er war aktiv in der 68er-Bewegung und einer der theoretischen Köpfe des Sozialistischen Büros in Offenbach. Im Jahre 1970 gründete er mit anderen die »PROKLA - Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft«, bei der er bis 2008 Redaktionsmitglied war. Er veröffentlicht regelmäßig in der Wochenzeitung der Freitag.
Im Jahre 1971 wurde er Universitätsprofessor für politische Ökonomie am Otto-Suhr-Institut. Neben Fragen der Entwicklungstheorie, der Verschuldung sowie der Regulierung von Märkten beschäftigt er sich auch ausgiebig mit den Auswirkungen kapitalistischer Ökonomien auf die Umwelt. Altvater ist ein renommierter Kritiker der »politischen Ökonomie« und Autor zahlreicher globalisierungs- und kapitalismuskritischer Schriften. Ein globalisierungskritisches Standardwerk ist sein Buch »Grenzen der Globalisierung« (1996), das er mit seiner Lebensgefährtin Birgit Mahnkopf schrieb. Elmar Altvater war Gründungsmitglied der Grünen, ging jedoch nach dem Kosovo-Krieg zunehmend auf Distanz.
Elmar Altvater war Mitglied der Enquête-Kommission Globalisierung der Weltwirtschaft – Herausforderungen und Antworten (1999-2002) des Deutschen Bundestages. Heute wirbt er für attac (Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat) und das Weltsozialforum. Wenige Tage vor dem G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 trat Altvater der Linken bei.
Elmar Altvater auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln
Werk [Bearbeiten]
Das Ende des Kapitalismus wie wir ihn kennen
Den Anlass für sein im Jahr 2005 erschienenes Buch Das Ende des Kapitalismus wie wir ihn kennen bildeten eine von dem mexikanischen Soziologen Pablo González Casanova im Jahr 2004 in Gang gesetzte Diskussion über das „Ende des Kapitalismus“ und die 2005 aufkommende sog. „Heuschreckendebatte“ in Deutschland. [1] Altvater will in diesem Werk nicht nur eine „radikale Kapitalismuskritik“ üben, sondern – entgegen Francis Fukuyamas These vom „Ende der Geschichte“ – „über den Kapitalismus hinaus“ denken und Alternativen zu ihm entwickeln (S. 10).
Der Autor übernimmt von Fernand Braudel die Grundannahme, dass der Kapitalismus „nicht durch einen ‚endogenen’ Verfall zugrunde gehen könne, sondern nur durch einen „äußeren Stoß von extremer Heftigkeit im Verein mit einer glaubwürdigen Alternative“ (S. 13). [2] Altvater konstatiert die aktuellen Krisenerscheinungen des weltweiten Kapitalismus: Anwachsen des „Heers der Armen“, trotz eines „immens steigenden Reichtums der Reichen in der Welt“; zunehmende Knappheit der fossilen Energieträger; Zerstörung der Natur und „Abbau sozialer Standards“ (S. 13f.). Die Frage nach Alternativen sei daher an der Tagesordnung. Eine wirkliche Veränderung sei aber nicht möglich ohne Veränderung der aktuellen Machtstrukturen. Diese beruhten im Kapitalismus auf dem Privateigentum, das die „Formen der Aneignung und Enteignung, im ökonomischen wie im sozialen kulturellen, ökologischen Sinn“ legitimiere (S. 19). Altvater fordert dagegen eine „solare und solidarische Gesellschaft“, wozu es an vielen Orten bereits Ansätze gebe (S. 14). Dies würde „das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen“, bedeuten. Bei seiner Fortsetzung drohe hingegen ein „Imperium der Barbarei“, dessen Anfänge bereits jetzt erkennbar seien.
Medien [Bearbeiten]
Altvater veröffentlicht regelmäßig in der Wochenzeitung der Freitag.
Einzelnachweise [Bearbeiten]
1. ↑ Zum Folgenden vgl. das Vorwort und die Einleitung des Buches.
2. ↑ Altvater zitiert Fernand Braudel: Sozialgeschichte des 15. bis 18. Jahrhunderts. Aufbruch zur Weltwirtschaft (1986), S. 702.
Literatur [Bearbeiten]
Primärliteratur [Bearbeiten]
* 1969: Die Weltwährungskrise. Übersetzungen: japanisch, schwedisch.
* 1969: Gesellschaftliche Produktion und ökonomische Rationalität - Externe Effekte und zentrale Planung im Wirtschaftssystem des Sozialismus.
* 1979: Vom Wirtschaftswunder zur Wirtschaftskrise, Berlin (West).(zusammen mit Jürgen Hoffmann und Willi Semmler)
* 1983: Alternative Wirtschaftspolitik jenseits des Keynesianismus - Wirtschaftspolitische Optionen der Gewerkschaften in Westeuropa. (zusammen mit Kurt Hübner und Michael Stanger) ISBN 3-531-11620-7
* 1987: Sachzwang Weltmarkt. Verschuldungskrise, blockierte Industrialisierung, ökologische Gefährdung - der Fall Brasilien.
* 1991: Die Zukunft des Marktes. Ein Essay über die Regulation von Geld und Natur nach dem Scheitern des »real existierenden Sozialismus«.
* 1992: Der Preis des Wohlstands oder Umweltplünderung und neue Welt(un)ordnung. Münster
* 1994: Tschernobyl und Sonnenbrand oder: Vom Sinn physikalischer Kategorien in den Sozialwissenschaften. Replik auf die Kritik von Wolfgang Hein, in: Peripherie, Nr. 54, S. 101-112
* 1996: (mit Birgit Mahnkopf): Grenzen der Globalisierung. Ökonomie, Ökologie und Politik in der Weltgesellschaft. ISBN 3-929586-75-4
* 1997 (mit Frigga Haug, Oskar Negt u.a.): Turbokapitalismus. Gesellschaft im Übergang ins 21. Jahrhundert. VSA-Verlag Hamburg.
* 2002: (mit Birgit Mahnkopf): Globalisierung der Unsicherheit – Arbeit im Schatten, schmutziges Geld und informelle Politik. ISBN 3-89691-513-4
* 2005: Das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen. Eine radikale Kapitalismuskritik. ISBN 3-89691-627-0
* 2007: (mit Birgit Mahnkopf) : Konkurrenz für das Empire - Die Zukunft der Europäischen Union in der globalisierten Welt. ISBN 978-3-89691-652-5
Sekundärliteratur [Bearbeiten]
* Henning Melber: Elmar Altvater (* 1938). Weltmarkt, Entropie und die Grenzen des Kapitalismus, in: E+Z - Entwicklung und Zusammenarbeit, Nr. 2, Februar 2001, S. 44 - 46. online: Überblick über sein Leben und Werk auf InWEnt
* Munzinger Internationales biographisches Archiv 17/2006 vom 29. April 2006 (la)
Weblinks [Bearbeiten]
Webseiten [Bearbeiten]
* Literatur von und über Elmar Altvater im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Elmar Altvater • PICA-Datensatz • Einträge im Musikarchiv)
* Seine Homepage am OSI
* Die neue Homepage am OSI
Artikel [Bearbeiten]
* „Elmar Altvater - Weltmarkt, Entropie und die Grenzen des Kapitalismus“, von Henning Melber, E+Z - Entwicklung und Zusammenarbeit (Nr. 2, Februar 2001, S. 44-46)
* „Sand in der Satansmühle. Elmar Altvaters Abschied vom »OSI« “, Tagesspiegel, 20. Januar 2006, S. 3
* „Den Fetisch Wachstum anbeten ist nicht schön“, Die Welt, 20. Januar 2006
* „»An Utopien glaubt man nicht«“, taz, 16. Januar 2006, Interview
* „Von der Kapitalismuskritik zur Solarutopie. Elmar Altvater, wie wir ihn jetzt kennen“, Buchbesprechung bei praxisphilosophie.de, Mai 2006 (PDF-Datei; 78 kB)
* „Wieder ein Menschheitsretter.“ Freerk Huisken, Rezension von: Elmar Altvater, Das Ende des Kapitalismus - so wie wir ihn kennen, Mai 2006
* »Was heißt und zu welchem Ende betreiben wir Kapitalismuskritik?« Elmar Altvater, die Abschiedsvorlesung an der Freien Universität Berlin abgedruckt in »Blätter für deutsche und internationale Politik«, April 2006
* „Eine schwarze Utopie. Elmar Altvater“, Die Zeit, 30. Oktober 2007
* „Der Schutz der Zukunft. Elmar Altvater“, Der Freitag, 10. Juni 2009
Personendaten
NAME Altvater, Elmar
KURZBESCHREIBUNG deutscher Politikwissenschaftler
GEBURTSDATUM 24. August 1938
GEBURTSORT Kamen
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Elmar_Altvater“
Kategorien: Mann | Deutscher | Hochschullehrer (Freie Universität Berlin) | Politologe | Marxistischer Ökonom | Bündnis-90/Die-Grünen-Mitglied | WASG-Mitglied | Die-Linke-Mitglied | Attac-Mitglied | Geboren 1938 | Globalisierungskritiker
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