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Taliban

Taliban

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Flagge der Taliban-Bewegung. Die Inschrift lautet: La ilaha illa llah Muhammadun rasulu llah, „Es gibt keinen Gott außer Allah, (und) Mohammed ist sein Prophet“.Die Islamische Talibanbewegung Afghanistans (paschtunisch ‏د افغانستان د طالبان اسلامی تحریکِ‎ Da Afghānistān da Talibān Islāmi Tahrik), im allgemeinen Sprachgebrauch die Taliban, ist eine islamistische Bewegungsorganisation in Afghanistan. Sie trat erstmals 1994 im afghanischen Bürgerkrieg in Erscheinung und übernahm bis 1998 mit Unterstützung Pakistans die Kontrolle über den größten Teil des Landes. Im Herbst 2001 wurde ihre Regierung durch die US-geführte Intervention in Afghanistan gestürzt. Ihre Führer konnten sich durch Rückzug nach Pakistan halten und von dort eine neue, stärker in die internationalen Dschihadistennetzwerke eingebundene Bewegung zu formieren. Die neu gruppierten Taliban führen seitdem einen Aufstand gegen die Regierung und die ausländischen Truppen in Afghanistan an. Die Ideologie der Bewegung basiert auf einer extremen Form des Deobandismus und ist außerdem stark vom paschtunischen Rechts- und Ehrenkodex, dem Paschtunwali, geprägt.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Anfänge
2 Ideologie
3 Unterdrückung der Frauen
4 Kulturvandalismus
5 Militärische Entwicklung von 1994 bis 2001
5.1 1994
5.2 1995
5.3 1996
5.4 1997
5.5 1998
5.6 1999
5.7 2001
6 Intervention der USA
7 Erstarken und Rückschläge der Taliban ab 2006
8 Menschenrechtsverletzungen
9 Organisationen der Taliban
10 Literatur
11 Einzelnachweise
12 Weblinks

Anfänge [Bearbeiten]

Taliban in Herat, 2001Maßgeblich beteiligt an der finanziellen und materiellen Förderung der Taliban durch Pakistan waren der damalige General und spätere Präsident Pervez Musharraf und Innenminister Nasrullah Babar.[1] Auch die USA waren anfangs an den Taliban interessiert, da sie sich von ihrer Herrschaft notwendige Stabilität erhofften, um von der amerikanischen Firma Unocal eine Erdgas-Pipeline zwischen Turkmenistan und Pakistan bauen zu lassen.[2] Dabei spielte auch eine Rolle, dass Washington in den Taliban zumindest bis 1996 eine anti-schiitische, anti-iranische und prowestliche Bewegung gesehen hat.

Ideologie [Bearbeiten]
Die Taliban selbst gehören mehr der ideologischen Schule der Deobandis an, einer fundamentalistischen Gruppe mit Hauptsitz in Deoband, Indien. Im größten pakistanischen Ableger der Dar ul-'Ulum Haqqania Koranschule in Peshawar rekrutierten sich viele hochrangige Taliban. Politischer Zweig und Unterstützer der Schulen der Deobandis ist die Jamiat-e-Ulema-Islam-Partei in Pakistan.[3] Die USA forderten die pakistanische Regierung auf, diese Religionsschulen (Madrasas) zu schließen. In Pakistan sind diese offiziell jedoch nicht registriert. 2007 schätzte das pakistanische Innenministerium ihre Zahl auf ca. 13.500, andere Schätzungen gehen von 20.000 aus.

Unterdrückung der Frauen [Bearbeiten]
Während der Regierungszeit der Taliban im Islamischen Emirat Afghanistan von 1996 bis 2001, wurde das System der Taliban durch die Unterdrückung von Frauen weltweit bekannt. Das erklärte Ziel der Taliban war es, ein „sicheres Umfeld für die Frau zu schaffen, in der ihre Keuschheit und Würde wieder unantastbar ist“.[4] Frauen wurden gezwungen, in der Öffentlichkeit die Burka zu tragen, weil, wie ein Sprecher der Taliban es ausdrückte, „das Gesicht der Frau eine Quelle der Korruption für die mit ihr nicht verwandten Männer ist“.[5] Es wurde Frauen verboten, zu arbeiten und ab dem Alter von acht Jahren unterrichtet zu werden. Bis dahin hielt sich der Unterricht allerdings nur auf die Lehren des Koran beschränkt.

→ Hauptartikel: Die Rechte der Frauen unter den Taliban
Kulturvandalismus [Bearbeiten]
Die Taliban haben gezielt kulturelle Zeugnisse zerstört, die als unislamisch gewertet wurden. Dazu gehörten die von der UNESCO als Weltkulturerbe gelisteten Buddha-Statuen von Bamiyan sowie buddhistische Ausstellungsstücke des Museums in Kabul.

Militärische Entwicklung von 1994 bis 2001 [Bearbeiten]
1994 [Bearbeiten]
Während des Jahres 1994, fünf Jahre nach dem Ende der sowjetischen Besatzung Afghanistans, als verschiedene Gruppierungen der Mujahedin untereinander in bewaffnete Auseinandersetzungen geraten waren, formierten sich die Taliban unter Mullah Mohammed Omar politisch und militärisch als Miliz in der Nähe Kandahars. Als auslösendes Moment wird in verschiedenen Quellen die Entführung und Vergewaltigung zweier Mädchen durch einen Mujaheddin Kommandanten genannt, zu deren Befreiung sich 30 Männer unter der Führung von Mullah Omar zusammenschlossen. Nach der Rettung der Mädchen soll der Kommandant an einem Panzerrohr gehängt worden sein.[6]

Im Herbst 1994 traten sie erstmals militärisch in Erscheinung und brachten am 5. November 1994 die Stadt Kandahar unter ihrer Kontrolle. Bis zum 25. November 1994 kontrollierten sie die Stadt Lashkar Gah und die Provinz Helmand.

Der Obersten Schura der Gründungsmitglieder der Taliban gehörten im Zeitraum 1994 bis 1997 folgende Mitglieder an
Mullah Mohammed Omar (*1959), Führer der Gläubigen und Oberhaupt der Taliban-Bewegung, ab September 1996 auch Staatsoberhaupt des Islamischen Emirats Afghanistan
Mullah Mohammad Rabbani Akhund (1955/562001), Regierungsvorsitzender und stellvertretendes Oberhaupt der Taliban-Bewegung
Mullah Mohammed Ghous Akhund (* 1961?), Außenminister bis Juni 1997
Mullah Mohammed Hassan Akhund, Militärstabschef
Mullah Mohammed Fazil Akhund (* 1967), Oberhaupt des Armeekorps
Mullah Abdur Razzaq, Oberhaupt der Zollbehörde
Mullah Sayed Ghiasuddin Agha(?–2003), Informationsminister
Mullah Khirullah Said Wali Khairkhwa (* 1967), Innenminister
Maulvi Abdul Sattar Sanani (bzw.: Sattar Sadozai), Justizminister
Mullah Abdul Jalil, Außenminister ab 1997
1995 [Bearbeiten]
Am 1. Januar 1995 brachen rund 3.000 Taliban-Kämpfer aus dem pakistanischen Peschawar auf nach Afghanistan und eroberten bis Anfang Februar 1995 die Provinzen Wardak und Lugar. Im Verlauf der Kämpfe entwickelten sich die Taliban zur dominanten Fraktion innerhalb des Bürgerkriegs in Afghanistan. Einen Großteil ihrer Mitglieder rekrutierten sie aus den Koranschulen (Madrasa) entlang der afghanisch-pakistanischen Grenze. Am 14. Februar eroberten sie kampflos die Stadt Charasyab und erbeuteten Artilleriegeschütze der Kämpfer um Gulbuddin Hekmatyar. Nach deren Erfolgen forderten die Taliban am 18. Februar eine Beteiligung an einer möglichen Interimsregierung und eine Beteiligung in allen 30 Provinzen. Am 7. März 1995 drangen die Taliban in die westlichen Provinzen Nimrus und Farah vor und versuchten Herat einzunehmen. Nachdem die militante Gruppierung Hezb-e Wahdat („Partei der Einheit“), bestehend aus Kämpfern der Hazara ihre Positionen in Kabul verließen, stoßen die Taliban bis vor Kabul. Deren Führer Abdul Ali Mazari wird am 13. März von den Taliban festgenommen und stirbt bei einem Hubschrauberabsturz. Am 11. März 1995 konnten die Taliban durch Ahmad Schah Massoud vertrieben werden. Am 4. April kommt ein Teil des Flughafens Herat unter ihrer Kontrolle. Afghanische Regierungstruppen gelang im Mai 1995 die Taliban wieder aus Farah und aus dem Bezirk Shindand zu vertreiben, ehe diese im September wieder von den Taliban zurückerobert wurden und am 3. September 1995 auch kampflos und erstmals Herat einnahmen. Der Iran warnte unterdesssen die Taliban die Grenze nicht zu überschreiten. Am 10. Oktober 1995 starteten die Taliban eine Offensive mit rund 400 Panzern aus Kandahar und stießen in Richtung Kabul vor. Am 11. November bombardierten sie Kabul, wobei 36 Menschen getötet und 52 weitere verletzt wurden. Am 26. November 1995 folgte die bisher stärkste Bombardierung Kabuls durch die Taliban, bei der 39 Menschen getötet und 140 verletzt wurden. Regierungsstreitkräfte können die Stadt aber halten.

1996 [Bearbeiten]
Der afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani unternahm im März 1996 Auslandsbesuche in den Iran, nach Turkmenistan und Usbekistan und bat um deren Unterstützung. Vom 20. März bis 4. April kam es in Kandahar zum Treffen der Taliban-Schura mit rund 1000 Ulama und Stammesältesten um die politische Lage zu besprechen. Bei Beendigung des Treffens kam es zu Rufen nach dem Dschihad gegen Rabbani und Mullah Omar wurde zum Amir al-Mu'minin („Führer der Gläubigen)“ ernannt.

Am 26. Juni 1996 schloss sich Gulbuddin Hekmatyar dem Präsidenten Rabbani an und wird zum Premierminister ernannt. Die Taliban schossen mehrere Raketen auf Kabul, bei denen 52 Menschen umkamen. Im September 1996 wurden zwei Bezirke in der Provinz Nangarhar und dessen Hauptstadt Dschalalabad am 11. September eingenommen. In der Provinz Kabul kamen bis Ende September der Bezirk Sarobi hinzu und am 26. September 1996 wurde Kabul erobert. Der Staatspräsident Mohammed Nadschibullah versuchte noch die Hauptstadt zu verlassen, wurde aber von seinem usbekischen Gegner Abdul Raschid Dostum daran gehindert. Nadschibullah suchte Schutz im UN-Hauptquartier von Kabul. Dort blieb er bis zur Eroberung Kabuls durch die Taliban, die ihn am 27. September 1996, nach Folter und Verstümmelung, an einer Straßenlaterne aufhängten.[7][8] Ahmad Schah Massoud verlässt mit seinen Kämpfern das Gebiet und zieht sich in den Norden zurück. Mullah Omar verkündet eine Amnestie und einen Sechs-Mann-Rat zur Führung Kabuls unter der Führung von Mullah Mohammed Rabbani. Die Taliban kontrollierten damit drei Viertel des Landes und riefen für ihr kontrolliertes Territorium das Islamische Emirat Afghanistan aus. Zu dieser Zeit war nur der Nordosten des Landes nicht unter ihrer Herrschaft. Die Regierung der Taliban wurde allerdings nur von drei Staaten (Saudi-Arabien, Pakistan, Vereinigte Arabische Emirate) diplomatisch anerkannt. Durch die Eroberung Kabuls geriet der seit Mai 1996 aus Sudan dorthin exilierte Osama bin Laden in den Kontrollbereich der Taliban und wurde ihr Gast. Am 1. Oktober 1996 stellten die Taliban Ahmad Schah Massoud ein Ultimatum zu kapitulieren oder zu sterben. Massoud sprengte die Verbindungsstraßen zum Panjshir-Tal als die Taliban nach Norden vorstießen. Am Salangpass kam es zu Kämpfen gegen Raschid Dostum und im Oktober zu schweren Kämpfen im Panjshir-Tal. Am 10. Oktober 1996 trafen sich die Milizenführer Ahmad Schah Massoud, Raschid Dostum und Karim Chalili in Khenjan (am Highway A76, 50 km südlich von Baglan) und bildeten einen „Oberstenrat zur Verteidigung des Mutterlandes“, siehe auch: Nationale Islamische Vereinigte Front zur Rettung Afghanistans und damit eine Allianz gegen die Taliban. Am 13. Oktober 1996 verloren die Taliban die Stadt Charikar und am 18. Oktober Bagram an Massoud, der von Dostums Panzern unterstützt wurde und beide damit nur noch wenige Kilometer vor Kabul standen. Am 24. Oktober erklärte Mullah Omar: „Wir werden bis zum Tod kämpfen und unseren letzten Tropfen Blut für Kabul geben.“. In heftigen Gefechten gelang es den Taliban gegen die Kräfte Dostums die Provinz Badghis einzunehmen. Aus dem Iran wurden Kämpfer des 1995 geflohenen Ismail Khan als Dostums Verbündeter eingeflogen um im Westen Afghanistans die Taliban zu bekämpfen.

1997 [Bearbeiten]
Im Januar 1997 eroberten die Taliban Charikar und Bagram wieder zurück und erzielen weitere Kontrolle in der Provinz Parwan. Am 19. Mai 1997 lief der stellvertretender Kommandeur von Dostums Einheiten, Dschamil Malik, mit Teilen der Dschonbesch-Milizen zu den Taliban über. Mit Maliks Unterstützung konnten die Taliban Dostums Kerngebiet erobern und marschierten in Mazar-e Scharif ein. Malik übergab den Taliban auch Ismail Khan mit rund 700 Gefangenen. Raschid Dostum floh daraufhin über Usbekistan in die Türkei. Das Bündnis zwischen Malik und den Taliban brach unmittelbar nach der Einnahme der Stadt auseinander und es kam in der Stadt zu einem Aufstand gegen die Taliban, dem sich die Hazara-Milizen der Hezb-e Wahdat anschlossen. Nur drei Tage nach ihrem Einmarsch wurden die Taliban mit 300 Toten wieder aus der Stadt vertrieben und mussten sich auch aus anderen vormals von Dostum beherrschten Gebieten zurückziehen. Dostum selbst kehrte im September 1997 aus dem Exil zurück und stellte seine Kontrolle über die Dschonbesch-Milizen wieder her, während Malik das Land verließ. Seine alleinige Herrschaft konnte Dostum allerdings gegen die durch den erfolgreichen Aufstand gegen die Taliban während Dostums Abwesenheit gestärkten Hazara-Milizen nicht zurückerlangen. Es kam immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Dschonbesch und den Hezb-e Wahdat, die die gemeinsame Stellung gegen die Taliban schwächten.[9] Am 26. Mai 1997 erfolgte die Anerkennung des Islamischen Emirats Afghanistan durch Pakistan und am 2. Juni wurde die iranische Botschaft in Kabul geschlossen. Am 12. Juni wurden 3000 Taliban in Baghlan entwaffnet.

1998 [Bearbeiten]
Nachdem im August 1998 elf iranische Diplomaten verschwunden, neun davon getötet waren, standen Iran und das Talibanregime kurz vor einem Krieg, der trotz der Mobilisierung 200 000 iranischer Soldaten abgewendet werden konnte.[10][11]

1999 [Bearbeiten]
Den Taliban wurde unter ihrem Führer Mullah Omar seit 1999 vorgeworfen, Terroristen (insbesondere der Al-Qaida) Unterschlupf zu gewähren.

2001 [Bearbeiten]
Die Vorwürfe Terroristen in Afghanistan auszubilden verstärkten sich nach den Anschlägen in den USA am 11. September 2001. Infolgedessen wurde die von den USA erhobene Forderung nach Auslieferung der Verdächtigen international unterstützt.


Kopfgeld-FlugblattIntervention der USA [Bearbeiten]
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 bekräftigte der UN-Sicherheitsrat den Vereinigten Staaten in der Resolution 1368 das Recht zur Selbstverteidigung. Nach Auffassung der USA und anderer Regierungen wurde dadurch ein militärischer Einsatz in Afghanistan völkerrechtlich legitimiert. Ab dem 7. Oktober 2001 intervenierten die Vereinigten Staaten mit der Operation Enduring Freedom militärisch in Afghanistan. Sie unterstützen zunächst mit massiven Luftangriffen und später auch mit Bodentruppen die Vereinigte Islamische Front zur Rettung Afghanistans, auch bekannt als Nordallianz, in deren Kampf gegen die Taliban. In den darauffolgenden Monaten wurde die Macht der Taliban in Afghanistan gestürzt (siehe auch Krieg in Afghanistan).

Bei Kämpfen aufgegriffene Taliban-Kämpfer und Personen, die verdächtigt werden, die Taliban zu unterstützen, werden seitdem inhaftiert. Sie werden von den Truppen der NATO überwiegend in Internierungslagern innerhalb Afghanistans festgehalten. Als ungefährlich eingestufte Häftlinge werden wieder freigelassen. Bis Herbst 2004 wurden teilweise auch Häftlinge in die international kritisierten Internierungslager in Guantánamo Bay auf Kuba überstellt.[12]

Unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen wurde eine Übergangsregierung gebildet, die durch UN-mandatierte ausländische Truppen (ISAF) unterstützt wurde. Im Jahr 2004 wurde in Afghanistan eine Verfassung verabschiedet, das Land wurde dadurch offiziell eine Islamische Republik.

Erstarken und Rückschläge der Taliban ab 2006 [Bearbeiten]
Seit Anfang 2006 scheinen die Taliban wieder zu erstarken. Mullah Omar, ihr noch immer gesuchter Führer, hatte mit neuen Gewaltakten für 2006 gedroht. Mehrere Dörfer und ländliche Gebiete sollten zu diesem Zeitpunkt bereits wieder unter Kontrolle der Taliban sein. Täglich gibt es in Afghanistan inzwischen wieder neue Anschläge. Besonders trifft dies auf die südöstlich an Afghanistan angrenzende, heute zu Pakistan gehörende Region Waziristan zu, die im Zuge des Konflikts in Nordwest-Pakistan fast gänzlich in die Hände der Taliban gelangte. Dort vermutet man auch Mullah Omar, den Führer der Taliban, sowie Osama Bin Laden, Führer der radikal-islamischen Organisation Al-Qaida.

Im Januar 2009 übernahmen die Taliban die Herrschaft über das Swat-Tal in Pakistan nach Waffenstillstands-Verhandlungen zwischen dem Taliban Anführer Maulana Fazlullah und der pakistanischen Regierung. Die Taliban führten dort die Scharia-Gerichte wieder ein.[13] Nach Angaben der pakistanischen Regierung haben sich die Taliban nicht an den Waffenstillstand gehalten und sind weiter in anliegende Distrikte wie Buner eingefallen und standen damit nur noch ca. 100 km vor der Hauptstadt Islamabad. Dies führte im April-Mai 2009 zu einer pakistanischen Gegenoffensive. Im Juni galt das Swat Tal dann als nahezu talibanfrei. Nach weiteren schweren Anschlägen der Tehrik-i-Taliban Pakistan mit mehreren hundert Toten im Land kündigte die Regierung im Oktober dann eine weitere Großoffensive für den Distrikt South Waziristan an. Die US-Regierung stellte hierzu ein Hilfspaket von 7,5 Milliarden Dollar für die wirtschaftliche Entwicklung und den Anti-Terrorkampf in Aussicht.

Am 17. November 2009 teilte der Sprecher der pakistanischen Armee General-Major Athar Abbas in Sararogha, einem durch die Kämpfe zerstörten Städtchen, vor anwesenden Journalisten mit, dass alle größeren Ortschaften in Süd-Waziristan nach der Großoffensive, an der zwei Divisionen mit 28.000 Soldaten teilnahmen, nun gesichert seien. Dabei wurden eine große Anzahl erbeuteter Waffen und Munition präsentiert, ebenso auch schriftliche Bombenbau-Anleitungen und Sprengstoff-Westen von Selbstmord-Attentätern der Taliban. Mindestens 550 Taliban-Kämpfer und 70 pakistanische Soldaten seien dabei seit dem 17. Oktober 2009 getötet worden, man werde den Kampf gegen die Taliban, die sich noch zahlreich in der Umgebung versteckt halten, fortführen, sagte Abbas.[14]

Etwa zeitgleich mit der pakistanischen Offensive 2009 fiel in Afghanistan jedoch der Distrikt Nuristan im Norden nahe des deutschen ISAF-Einflussbereiches an die Taliban und ist nun ein rechtsfreier Raum. Laut Pentagon-Sprechern war dies einer neuen Taktik der US-Armee unter General McChrystal geschuldet, wonach man sich mehr auf die größeren Zentren konzentrieren und nicht mehr jeden kleinen Außenposten unterhalten wolle. Der Polizeichef der Region General Mohammad Qassim Jangulbagh beklagte, bei der Aufgabe des Außenpostens hätten die Amerikaner jedoch auch fast alle ihre Munitionsvorräte zurückgelassen, die den Taliban daraufhin in die Hände fielen.[15]

2010 wurde der von den Taliban eingesetzte Schattengouverneur von Kundus, Maulawi Roschan - welcher zugleich ein hochrangiger Anführer war, von der deutschen Bundeswehr festgenommen.

Menschenrechtsverletzungen [Bearbeiten]
Den UN zufolge begingen die Taliban während ihrer Gewaltherrschaft schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen. Nachdem sie die Kontrolle über Afghanistan erkämpft hatten, erließen die Taliban Edikte, die die Rechte der Frauen stark einschränkten. Sie betrafen die Bereiche Bildung, medizinische Versorgung, Kleidung und Verhalten in der Öffentlichkeit.[16]

Mädchen war es verboten, zur Schule zu gehen. Viele Schulen wurden geschlossen, worauf die Mädchen, wenn überhaupt, nur noch im Privaten unterrichtet wurden. Frauen in Kabul durften nicht mehr ihre Berufe ausüben und saßen immer häufiger als Bettlerinnen in Burkas auf der Straße. Da durch die Wirren des Krieges allein in Kabul ca. 30.000 Frauen als Witwen ohne jegliche männliche Verwandtschaft lebten, hatten diese Frauen meist keine andere Chance, als zu betteln, um ein wenig Geld zum Überleben aufzutreiben. Dass die Restriktionen lebensbedrohend waren, verdeutlicht Folgendes:

Laut den Physicians for Human Rights bekamen 53 Prozent der ernsthaft Kranken keine Behandlung. Zugang zu medizinischer Versorgung war vor allem den Frauen fast unmöglich. Es gab zur Zeit der Talibanherrschaft in Kabul ein einziges Krankenhaus, in dem Frauen behandelt werden durften. Allerdings war die Grundausstattung mangelhaft, Röntgen- oder Sauerstoffgeräte und Medikamente fehlten, fließendes Wasser war nicht vorhanden. Um überhaupt behandelt werden zu können, galt es für die Frauen, verschiedene Probleme zu meistern. Ohne männlichen Begleiter durfte eine Frau nicht behandelt werden. Da es männlichen Ärzten generell verboten war, Frauen anzuschauen oder zu berühren, konnten Frauen nur noch sehr eingeschränkt untersucht werden. Das Tragen der Burka war auch während der Behandlung Pflicht. Eine einfache Untersuchung oder ein Zahnarztbesuch war fast unmöglich, da der Schleier nicht hochgehoben werden durfte. Um die Einhaltung der Gesetze zu wahren, waren regelmäßig Taliban-Mitglieder in den Krankenhäusern anwesend. Falls sich Afghanen den Taliban-Gesetzen dennoch widersetzten, wurden schwere Strafen verhängt. Ärzten drohten Schläge, Berufsverbot und Gefängnisstrafen.

Sowohl in den Städten als auch auf dem Lande waren (und sind teilweise heute noch) die hygienischen Verhältnisse auf niedrigstem Niveau. Öffentliche Bäder waren, soweit noch vorhanden, Frauen generell nicht mehr zugänglich.

In den Städten trafen die Gesetze die Frauen besonders hart, da dort die westliche Orientierung vor der Taliban-Gewaltherrschaft am stärksten ausgeprägt gewesen war, Frauen in vielen Fällen regelmäßig gearbeitet und westliche Kleidung getragen hatten.

Organisationen der Taliban [Bearbeiten]
Quetta Shura
Radio Scharia
Haqqani-Netzwerk
Literatur [Bearbeiten]
Klassische Talibanbewegung 19942001

William Maley (Hrg.): Fundamentalism reborn? Afghanistan and the Taliban. Hurst, London 2001, ISBN 1-850-65360-7
Ahmed Rashid: Taliban. Afghanistans Gotteskrieger und der Dschihad; München: Droemer, 2001; ISBN 3-426-27260-1
Alberto Masala: Taliban. Trente-deux preceptes pour les femmes; N&B, Collection Ultima Verba; ASIN 2911241304
Gilles Dorronsoro: Revolution Unending: Afghanistan, 1979 to the Present. Columbia University Press/Centre d'Etudes et de Recherches Internationales, New York/Paris 2005, ISBN 0-231-13626-9
Neamatollah Nojumi: The Rise of the Taliban in Afghanistan: Mass Mobilization, Civil War, and the Future of the Region. Palgrave MacMillan, New York 2002, ISBN 0-312-29402-6.
Robert D. Crews, Amin Tarzi (Hrsg.): The Taliban and the Crisis of Afghanistan. Harvard University Press, Cambridge 2008. ISBN 978-0-674-02690-2.
Physicians for Human Rights: The Taliban's War on Women: A health and human rights crisis in Afghanistan, 1998; ISBN 1-879707-25-X; PDF
Neotaliban ab 2002

Antonio Giustozzi: Koran, Kalashnikov and Laptop: The Neo-Taliban Insurgency in Afghanistan 2002-2007. Hurst Publishers, London 2007, ISBN 978-0-231-70009-2
Antonio Giustozzi: Decoding the New Taliban: Insights from the Afghan Field. Columbia University Press, New York 2009, ISBN 978-0-231-70112-9.
Einzelnachweise [Bearbeiten]
1.↑ Unterstützung der Taliban von Pakistan
2.↑ BBC, 12/4/1997 Taleban in Texas for talks on gas pipeline
3.↑ Marko Tomasini: Die Taliban als Produkt des afghanischen Bürgerkrieges - Herkunft, Religion und Politik
4.↑ Nancy Hatch Dupree. 'Afghan Women under the Taliban' in William Maley (2001) ISBN 0786410906. Fundamentalism Reborn? Afghanistan and the Taliban. London: Hurst and Company, ISBN 0814755860 pp145-166.
5.↑ M. J. Gohari (2000). The Taliban: Ascent to Power. Oxford: Oxford University Press, ISBN 0195795601 pp. 108-110.
6.↑ Matinuddin, Kamal, The Taliban Phenomenon, Afghanistan 1994-1997, Oxford University Press, (1999)
7.↑ The Guardian. They cannot see why they are hated
8.↑ Matin Baraki. Die Talibanisierung Afghanistans
9.↑ Kamal Matinuddin: The Taliban Phenomenon: Afghanistan 1994-1997. Oxford University Press US, 1999. ISBN 0195792742. S.95 ff
10.↑ Gail Hamer Burke: Iranian-Afghan Tensions; auf: GlobalSecurity.org, 15. September 1998
11.↑ Gunnar Heesch, Wolfram Eberhardt: FOCUS, 21. September 1998 (Nr. 39/1998)
12.↑ Eric Schmitt: Afghan Prison Poses Problem in Overhaul of Detainee Policy In: New York Times, 27. Januar 2009 (online), abgerufen am 6. März 2009
13.↑ Pakistan lässt Scharia zu - Süddeutsche Zeitung, 16. Februar 2009
14.↑ Pakistan 'clears Taliban towns' - aljazeera.net, 18. November 2009
15.↑ Taliban expands control of Nuristan - aljazeera.net, 11. November 2009
16.↑ Bundeszentrale für Politische Bildung, B 3-4, 2001 Renate Kreile: Die Taliban und die Frauenfrage - ein historisch strukturelle Perspektive
Weblinks [Bearbeiten]
Commons: TalibanSammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Website der Taliban (englisch)
Die Talibanvon Stephan Massing, suedasien.info
Intelligence Brief: Islamabad Assesses that the Taliban Will Not be Defeated, Power and Interest News Report, 15. November 2006
Die Freunde der Taliban. Ausländische Interessen in Afghanistan. Eine Analyse der Gesellschaft für bedrohte Völker.
Thomas Ruttig: »Taliban sind viele« taz 30. Oktober 2009
Conrad Schetter: Talibanistan Der Anti-Staat. Internationales Asienforum, Vol. 38 (2007), No. 34, pp. 233-257
Guido Steinberg: Taliban (Bundeszentrale für politische Bildung, 6. Mai 2009)
Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/Taliban
Kategorien: Politik (Afghanistan) | Afghanistankrieg (seit 1978) | Militär (Afghanistan) | Untergrundorganisation | Islamistische Organisation | Islam in Afghanistan | Islam und Politik


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