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schaftung, die in früheren Zeiten durch die großen Glaubenssysteme und ihre Wortführer garantiert wurden.«
DER DRITTE STUDENT:
»Was ist denn ein >großes Glaubenssystem<? Die Inquisition?«
DER SYS-REMTHEORETIKFR:
»Was haben Sie gegen die Inquisition? Der Papst hat sich im Jahr 2001 dafür entschuldigt. Es tat ihm sehr leid. Wir nennen das die Selbstreflexivität des Systems.«
DER FORTGESCHRITTENE STUDENT:
»Das päpstliche System scheint sehr langsam zu reflektieren. Die Inquisltion begann 1232, also brauchte dieses schwerfällige System 769 Jahre zum Nachdenken.«
DER ERSTE STUDENT:
(zum Systemtheoretiker) >@Nach Ihrer Ansicht haben die großen Glaubenssysteme Vergemeinschaftung garantiert. Wieso brauchen wir die jetzt wieder? Brauchen wir nicht eher Weltoffenheit? Demokratische Vergesellschaftung?«
DER KRITISCHE THEORETIKER:
»Die Systemtheorie will den Gedanken nicht erst aufkommen lassen, dass die >von Gott verlassene Welt@ eine erfreuliche sein könnte, in der die Menschen sich ihre vernünftigen Gesellschaften bauen.«
DER SYSTEMT@fF,@ORETIKER: »Es ist eine Tatsache: Die Welt ist komplex, und Komplexität muss reduziert werden.«
DER KRITISCHE THEORETIKER:
»Wenn man die Welt objektiv betrachtet, ... «
DER SYSTEMTliE0R@',TIKER:
»Das kann man nicht.«
DER KRITISCHE THEORETIKER:
(unbeirrt) >,... sieht man, dass die Weltkomplexität ohnehin begrenzt ist, nämlich durch begrenzte materielle Ressourcen. Es ist nicht alles möglich. Das weiß)'eder vernünftige Mensch.«
DER SYSTEMTH@.'OREI'IKER:
»Wir müssen damit leben, dass es zu jedem Erklärungsversuch eine Alternative, zu)eder Betrachtungsweise eine konkurrierende Perspektive gibt.« DER KRITISCHE THEORETIKER: »Sie verwechseln Theorie und Praxis. Das meiste, das in der Theorie möglich ist, ist es noch lange nicht in der materiellen Praxis. Außerdem kann man herausfinden, welche der konkurrierenden Perspektiven die vernünftigste ist!«
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DER SYSTFMTHFORETIKER:
»Wie können Sie sagen, etwas sei vernünftig,? Damit die Gedankenkonstruktionen, die aus Ihrem Tellsyste nehmen an, es gebe eine Teilsystem-externe Ge'st'gkeit talen Bewusstseins, das sich selbst die Gesellschaft erklä In der Systemtheorie haben wir ein pluralistisches, h polykontexturales Gesellschaftsmodell. Die Vorstellu trales und übergeordnetes System, dem sich alle Teilsy ist im neuen Zeitalter der Vielfalt autoregulativer Teil haltbar.«
DER KRITISCHE THEORETIKER: »Sagen Sie das mal dem Vorsitzenden des Bundesverb Industrie, wenn sich in die Politik einmischt.« DER ERSTE STUDENT: »Ich verstehe das noch nicht: (zum kritischen Theoret es Weltkomplexität gar nicht gibt. Aber leben wir nich sehen, multikulturellen Gesellschaft?@,
DER KRITISCHE THEORETIKER: »Auch der Pluralismus in @unseren pluralistischen Gese materielle Ressourcen begrenzt.-
DER ERSTE STUDENT:
(zum Systemtheoretiker) »Und Sie sehen Weltkomple an, das durch das System< reduziert werden muss, z ein pluralistisches Gesellschaftsmodell. Was ist denn
DER SYS-I@@',M'FH@,ORETIKER:
»Reduktion von Weltkomplexität bedeutet nicht, da ges, wahres Universum entsteht, sondern es entsteht ralistischer Raum, in dem es viele Tellsysteme gibt, di haben.-
DER DRITTE STUI)@',N,r:
»Dann ist Pluraltsmus für Sie eine begrenzte Vielfalt, Freiheit! «
DER SYS'I'fMTHFORE'FIKER:
»An diese komplexitätsreduzierte, aber dennoch frak vische, polytexturale Welt kann man keine universalisti Reich der Freiheit@ anlegen. Es gibt unüberbrückb schen den Gedankenwelten von vereinzelten Tellsyst DER zwEii@F, STUDENT: »Und Gürteltieren.«
Es trifft ihn ein strafender Blick des Systemtheoret
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