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KingJames schrieb am 21.9. 2012 um 12:35:08 Uhr über

MeineGeschichte

MeineGeschichte....

Hallo liebe Blaster-Community,

ich vermute ADS zu haben und wollte endlich einmal meine Gedanken zu Papier bringen und mich euch mitteilen. Ich hoffe der lange Text schreckt euch nicht ab.

Ich bin 27 Jahre alt und studiere BWL/VWL in Stuttgart.

Privat:
Privat sagt man mir nach ein Einzelgänger zu sein. Ein Aussenseiter war ich jedoch nie. Immer beliebt, immer mittendrin. Ich bin seit ich denken kann verrückt nach Sport und Musik. MeinZustand“ schränkt mich sozial in keinster Weise ein. Keinerlei Probleme in der Familie, bei Freunden oder Frauen.

Dennoch hatte ich noch nie in meinem Leben das Gefühl wirklich geerdet zu sein. Immer war da diese seltsame Unsicherheit. Habe schon immer das Gefühl gehabt meine Umgebung viel intensiver wahr zu nehmen als die Anderen, emotionaler und nachdenklicher zu sein. Viele Menschen kommen mir vor als liefen sie mit Scheuklappen auf den Augen durch ihr Leben. Es ist schwer zu beschreiben wieso ich das so empfinde. Mir scheint es als würde ich vielschichtiger und intensiver Denken. (Damit meine ich nicht, dass ich intelligent bin und alle anderen dumm, bitte nicht falsch verstehen )

Würde mein Alltag es zulassen könnte ich den ganzen Tag damit verbringen auf
meiner Bettkante zu sitzen und nachzudenken. Über alles und nichts. Ich kann nicht aufhören nachzudenken. Wirklich abschalten kann ich nur im Schlaf.

Ich beneide die Menschen, die sich einfach nur hinsetzen und ihren Aufgaben nachgehen. Was würde ich nicht alles geben so zu sein... Aus dem Thread überPositive Eigenschaften von ADS’lern“ in diesem Forum treffen 90% der Eigenschaften absolut auf mich zu.


Schule:
Ich war nie besonders gut in der Schule. Ich habe nie Hausaufgaben gemacht oder mich hingesetzt und gelernt. Ich bin 2 Mal sitzengeblieben. Das erste mal in der siebten Klasse. Rückblickend scheint es so trivial. Ich habe in denbedeutendenFächern wie Deutsch, Mathe und Englisch keine Probleme gehabt. Sitzengeblieben bin ich wegen den „Auswendiglernfächern“ Biologie und Erdkunde.

Selbst unter großem Druck schaffte ich es nicht mich hinzusetzen und was zu tun. Habe Fächer am Tag der Abiturprüfung (!!), morgens zum ersten mal angeschaut. Irgendwie hat es dann doch für das Abitur gereicht. Schlechter Durchschnitt (3,3) aber immerhin Abi dachte ich mir damals.


Universität:
Die ständige Nachdenkerei kombiniert mit meiner Unfähigkeit mich auf nur eine Sache zu konzentrieren macht mich fertig. Ich habe bereits ein Studium abgebrochen und bin auch in diesem Studium sehr schlecht. Mich macht es deswegen fertig, weil ich nicht einer derjenigen bin, die nichts tun und schlechte Noten kriegen, sondern weil es trotz meiner strengen Disziplin und Hingabe nicht klappt.

Ich habe viele Bücher über die verschiedensten Lerntechniken gelesen. Ich plane und strukturiere den Stoff gründlich, nehme mir genug Zeit, eliminiere jede potenzielle Ablenkung. Wenn ich dann jedoch vor den Unterlagen sitze schaffe ich es einfach nicht bei der Sache zu bleiben. Ich schweife ständig ab. Gefangen in scheinbar unendlichen Assoziationsketten.

Um die gleicheMenge an Wissenzu lernen brauche ich gefühlt drei bis vier mal länger als meine Kommilitonen. Dies zehrt sehr an meiner Kraft und belastet mich auch psychisch. Ich mache mir andauernd Sorgen wegen der Uni. Ich stand schon zwei/drei mal kurz davor exmatrikuliert zu werden. Natürlich sagen jetzt welche, dass ich mich nicht auf das Wesentliche konzentrieren kann, weil ich Angst habe zu versagen. So empfinde ich es aber nicht, weil das schon immer so war. Lange vor der Angst exmatrikuliert zu werden.


Diagnose:
Vor ca. einem halben Jahr habe ich mich entschieden der Sache auf den Grund zu gehen. Ich habe es satt gehabt nicht zu wissen was mir fehlt. Ich bin zwar kein großer Fan von Medikamenten (wer ist das schon?!), aber auch mit diesem Gedanken habe ich mich angefreundet. Hauptsache ich kriege das endlich in den Griff. Es belastet mich so sehr nicht das heraus zu kriegen was ich hineinstecke.
Also hin zum Hausarzt. Nach einem Blutbild, EKG und EEG konnte er mir auch nichts sagen. Überweisung zur Neurologin. Wieder nichts. Dann habe ich im Internet viel zum Thema gelesen und war verblüfft, dass es doch so vielen Menschen wie mir geht. Es folgte eine Überweisung zurMemory Clinic“ des Bürgerhospitals Stuttgart, da es dort ADS-Tests gäbe. Die Dame am Telefon sagte dann, dass der Test nicht von der Krankenkasse übernommen werde und ich die 500 Euro (!!) selber bezahlen müsste. Da ich als Student, finanziell praktisch chronisch am Abgrund stehe kann/konnte ich den Test dort nicht machen.

Überweisung zu einer Psychologin. Sie hat meinen Fall zum Glück ernster genommen als die Ärzte zuvor. Wir haben es erfolglos mit diversen Medikamenten probiert. (Cipralex, Elontril, Edronax...). Ich sprach dann das Thema Ritalin an, worauf meine Ärztin überhaupt nicht gut reagierte, da sie gelesen habe, dass Ritalin zurModedroge“ mutiere und sie selber auch schon einen Patienten hatte der süchtig wurde. Als ich ihr versicherte, dass es mir wirklich um die Heilung meiner vermuteten Krankheit ginge, willigte sie das nächste mal ein und verschrieb mir Concerta 36mg (Retard).

Heute habe ich es zum ersten Mal genommen. Ich konnte mich definitiv länger konzentrieren. Habe natürlich nicht durchgepowert, sondern regelmäßig Pausen gemacht. Nach vier/fünf Stunden viel ich regelrecht in ein Loch. Konzentration und Laune im Keller. Meine gute Laune von zuvor war weg und ich wollte nicht einmal mehr mit meinem Lernpartner reden. Wurde total schlapp. Die zuerst leichte Übelkeit wurde etwas schlimmer, klang nach dem Essen aber wieder ab. Habe es dann für heute gelassen mit dem Lernen.

Ich zweifle etwas an der Kompetenz meiner Ärztin, weil ich eher den Eindruck habe, ihr geht es darum sich im „Zweifelfall“ nicht vor irgendjemand rechtfertigen zu müssen warum sie mir das Medikament verschrieben hat, anstatt zu versuchen mir zu helfen.

Laut vielen Foreneinträgen beginne eine solche Behandlung üblich mit kleinen unretardierten Dosierungen von Ritalin. Dementsprechend bin ich verunsichert.

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Was könnt ihr mir alsADS-Neulingraten?
Sollte ich die Ärztin wechseln? Ist eine richtige Diagnose wirklich so teuer? Kann ich keinen „gewöhnlichen“ Arzt aufsuchen der auf ADS spezialisiert ist ohne so viel Geld investieren zu müssen?

Vielen Dank für jeden Beitrag.




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