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wuming schrieb am 24.7. 2010 um 03:07:30 Uhr über

Beschäftigung

7.Atypische Beschäftigung im Krisenjahr 2009 rückläufig
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hat sich die Zahl der atypisch Beschäftigten im Jahr 2009 gegenüber 2008 um 130 000 Personen auf rund 7,6 Millionen Personen verringert. Dieser Rückgang um 1,7% ist auf den Abbau befristeter Beschäftigung und von Zeitarbeitsverhältnissen zurückzuführen.
Zu den atypischen Beschäftigungsformen werdenim Unterschied zum Normalarbeitsverhältnis – befristete und geringfügige Beschäftigung, Teilzeitarbeit bis zu 20 Wochenstunden sowie Zeitarbeit gezählt. Die negativen Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise spürten vor allem Zeitarbeitnehmer und befristet Beschäftigte. Die Zahl der Zeitarbeitnehmer ging um 8,5% auf 560 000 zurück, die der befristet Beschäftigten sank um 3,3% auf gut 2,6 Millionen. Die Zahl der geringfügig Beschäftigten und Teilzeitbeschäftigten hat sich dagegen kaum verändert. Diese Entwicklung macht deutlich, dass vor allem Zeitarbeit und befristete Beschäftigung von den Unternehmen als Mittel genutzt wurden, flexibel auf die konjunkturellen Veränderungen zu reagieren.
Der Beschäftigungsabbau betraf vor allem Branchen mit hohem Männeranteil. So ist der Rückgang der atypischen Beschäftigung fast ausschließlich auf die Entwicklung im Produzierenden Gewerbe und bei den Unternehmensdienstleistungen (unter anderem Zeitarbeitsunternehmen) zurückzuführen, die zusammen ein Minus von 190 000 zu verzeichnen hatten. Im weiblich dominierten Bereich der öffentlichen und privaten Dienstleistungen stieg dagegen sowohl die Zahl der Normalarbeitnehmer (+ 141 000) als auch die der atypisch Beschäftigten (+ 31 000) an.
Trotz des Rückgangs im Krisenjahr 2009 ist die Anzahl der Personen in atypischen Beschäftigungsformen in den letzten zehn Jahren gestiegen. 1999 waren 19,7% aller Arbeitnehmer in atypischen Beschäftigungsformen beschäftigt. Bis 2009 ist ihre Anzahl um 1,8 Millionen Personen auf 7,6 Millionen angestiegen. Der Anteil hat sich damit im Jahr 2009 auf 24,8% aller abhängig Beschäftigten erhöht.
Quelle: Statistisches Bundesamt

Anmerkung WL: Das Statistische Bundesamt entwickelt sich immer mehr zur Jubelbehörde für die Politik der Bundesregierung. Da wird der leichte Rückgang von prekären Arbeitsplätzen geradezu als Erfolgsmeldung präsentiert. Die dramatische Entwicklung, dass innerhalb eines Jahrzehnts atypische Beschäftigungsformen um 1,8 auf 7,6 Millionen und damit auf fast ein Viertel aller abhängig Beschäftigten angestiegen ist, wird verharmlosend ins Kleingedruckte abgeschoben.

Gleiches gilt für die nachfolgende Statistik:

8.Personalanstieg im öffentlichen Dienst
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand von Ergebnissen der Personalstandstatistik mitteilt, waren zum Stichtag 30. Juni 2009 rund 4,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst tätig. Das waren 42 500 Personen oder 0,9% mehr als noch ein Jahr zuvor. Damit ist das Personal im öffentlichen Dienst erstmalig seit 1991 wieder angestiegen. Der Anstieg geht jedoch zu großen Teilen auf eine Zunahme der befristeten Arbeitsverhältnisse zurück.
Quelle: Statistisches Bundesamt

Dazu erklärt Ottmar Schreiner:
Zur heutigen Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes “Personalanstieg im öffentlichen Diensterklärt der Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD und Mitglied des Parteivorstandes, Ottmar Schreiner:

Der vom Statistischen Bundesamt gemeldete “Personalanstieg im öffentlichen Dienstführt die Öffentlichkeit in die Irre: Seit Anfang der 90er Jahre ist die Zahl der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst um mehr als 2 Millionen abgebaut worden. Allein bei der jetzt auch aufgrund ihrer Serviceleistungen in der Kritik stehenden Deutschen Bundesbahn ist die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst von über 470 Tausend auf rund 46 Tausend zurückgegangen. Auch vor diesem Hintergrund ist der angestrebte Börsengang der Bahn ein politischer Irrläufer und muss gestoppt werden.

Immerhin verweist das Statistische Bundesamt darauf, dass der jetzt gemeldete, ohnehin nur marginale Anstieg der Beschäftigung noch dazu zu großen Teilen auf einer Zunahme befristeter Arbeitsverhältnisse zurückgeht, und dass Privatisierungen wie bei kommunalen Krankenhäusern zu einem Beschäftigungsabbau in diesem Bereich geführt haben.

Deutschland als größtes EU-Land hat den kleinsten öffentlichen Dienst in Europa. Gleichzeitig sind Schulen und Krankenhäuser, Finanzämter, Gerichte und andere Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge nicht genügend mit Personal ausgestattet, um eine verantwortliche und bürgernahe Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.

Der öffentliche Dienst muss wieder zu einem Motor für sozialversicherungspflichtige, existenzsichernde Arbeitsplätze werden. Stattdessen zeigt die Statistik, dass der Öffentliche Dienst in Deutschland auf dem besten Weg ist, zu einem Hort prekärer Beschäftigung zu werden. Dabei kann die Politik in keinem anderen Bereich so direkt für gute Arbeit und gute Ausbildung Sorge tragen, wie im öffentlichen Dienst. Dieser Verantwortung wird sie nicht gerecht. Das muss sich ändern.



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