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kontextslow schrieb am 14.7. 2003 um 00:46:09 Uhr über

1000

Denken des Abendlandes beherrscht hat, von der Botanik bis zur Biologie und Anatomie, aber auch die Erkenntnistheorie, die Theologie, die Ontologie, die gesamte Philosophie... der Wurzelgrund, Grund*, roots und fi?undations. Das Abendland hat eine besondere Beziehung zum Wald und zur Rodung; die Felder, die dem Wald abgerungen werden, sind von samentragenden Pflanzen bewachsen, dem Ergebnis einer Abstammungskultur, die baumartig ist und sich auf die Spezies bezieht; die Viehzucht, die sich auf dem Brachland entwickelt, selektiert ebenfalls Abstammungslinien, die eine baumartige Verzweigung von Tieren bilden. Der Orient zeigt ein ganz anderes Muster: eher eine Beziehung zur Steppe und zum Garten (in anderen Fällen zur Wüste und Oase) als zu Feld und Wald-, eine Knollenzucht, die auf der Teilung von Einzelorganismen beruht; die Viehzucht bleibt abseits, wird auf geschlossene Räume begrenzt oder in die Steppe der Nomaden zurückgedrängt. Im Okzident eine Landwirtschaft mit ausgewählten Abstammungslinien und vielen variablen Einzelorganismen, im Orient eine Gartenbaukultur mit einer geringen Zahl von Einzelorganismen, die auf einer umfangreichen Skala von »Klonen« beruht. Gibt es nicht im Orient, ganz besonders in Ozeanien, so etwas wie ein rhizomatisches Modell, das sich in jeder Hinsicht vom abendländischen Modell des Baumes unterscheidet? Haudricourt sieht darin sogar einen Grund für den Gegensatz von Ethiken und Philosophien der Transzendenz, die dem Okzident so lieb und teuer sind, und denen der Immanenz des Orients: der Gott, der aussät und abmäht, gegen den Gott, der steckt und ausgräbt (Steckkultur gegen Saatkultur).17 Die Transzendenz: eine typisch europäische Krankheit. Und es ist auch nicht dieselbe Musik, die Musik dieser Erde ist ganz anders. Und es ist auch nicht dieselbe Sexualität: samentragende Pflanzen, selbst wenn sie beide Geschlechter vereinigen, ordnen die Sexualität dem Modell der Fortpflanzung unter; das Rhizom dagegen bedeutet eine Befreiung der Sexualität, nicht nur im Hinblick auf die Fortpflanzung, sondem auch im Hinblick auf die Genitalität. Bei uns ist der Baum in die Körper eingepflanzt, und er hat sogar die Geschlechter verhärtet und in Schichten aufgeteilt. Wir haben das Rhizom oder das Gras verloren. Henry Miller: "China ist das Unkraut im menschlichen Kohlbeet. ( )

17. Zur abendländischen Landwirtschaft mit samentragenden Pflanzen und zur orientalischen Gartenkultur der Knollenpflanzen, zum Gegensatz von Saatkultur und Steckkultur und zu den Unterschieden auf dem Gebiet der Viehzucht, vgl. Andr6 Haudricourt, »Domestication des animaux, culture des plantes et traitement d'autrui«, L'Homme, Bd. 2, Nr. 1, 1962, S. 40-50, und »Nature et culture dans la civilisation de l'igname: l'origine des clons et des clans«, LHomnie, Bd. 4, 1964, S. 93-104. Mais und Reis bilden keine Ausnahme: es sind Getreidesorten, die »erst spät von Knollenbauem übemommen« und auf ähnliche Weise behandelt wurden; es ist wahrscheinlich, daß der Reis »zuerst als Unkraut in den Tarogräben aufgetreten ist

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Das Unkraut ist die Nemesis des menschlichen Strebens. allen imaginären Existenzen, die wir den Pflanzen, Tieren u zuschreiben, führt das Unkraut das weiseste Leben. Es sti Unkraut bringt keine Lilien, keine Schlachtschiffe, keine digten hervor. ( ) Aber schließlich behält das Unkraut die Schließlich fällt alles zurück in einen Zustand wie in China. riker bezeichnen das im allgemeinen als das finstere Mittel Gras ist der einzige Ausweg. ( ) Das Unkraut existiert nu brachliegenden Flächen auszufallen, die von den kultivierte freigelassen werden. Es wächst dazwischen, zwischen andere Die Lilie ist schön, der Kohl ist eßbar, der Mohn macht v aber das Gras ist wucherndes Wachstum ( ): es ist eine Lektion.»« - Von welchem China spricht Miller, vom a heutigen, von einem imaginären, oder etwa von einem gan das zu einer sich bewegenden Karte gehört?
Man müßte Amerika einen besonderen Platz einräumen. ist nicht frei von der Herrschaft der Bäume und der Suche zeln. Das merkt man sogar in der Literatur, an der Suche nationalen Identität und sogar nach einer europäischen Ab und Genealogie (Kerouac auf der Suche nach seinen V Trotzdem geschieht alles, was wichtig war und ist, durch da nische Rhizom: Beatnik, Underground, Banden un aufeinanderfolgende Seitentriebe, die unmittelbar mit ein verbunden sind. Der Unterschied zwischen dem amerikani dem europäischen Buch, selbst wenn das amerikanische auf nach Bäumen ist. Eine unterschiedliche Vorstellung v »Grashalme«. Und die Himmelsrichtungen in Amerika sind Osten findet die Suche nach dem Baum und die Rückkehr Welt statt. Aber der Westen ist rhizomatisch, mit seinen ohne Abstammungslinie, seinem immer fliehenden Horizo beweglichen und verschiebbaren Grenzen. Im Westen, wo Bäume Rhizome bilden, gibt es eine typisch amerikanische Amerika sind die Richtungen vertauscht: sein Orient liegt i als ob die Welt sich gerade in Amerika gerundet hätte; sein der Rand des Ostens.19 (Anders als Haudricourt glaubte, s

18. Henry Miller, in Henry Miller und Michael Fraenkel, Hanilet, New Y 105f.
19. Vgl. Leslie A. Fiedler, Die Rückkehr des vei-s(hwundenen Amerikane Wolfgang Ign@e und Michael Stone, Frankfurt 1970. Dieses Buch enth gezeichnete Analyse der Geographie und ihrer mythologischen und literaris Amerika, sowie der Umkehrung der Richtungen. Im Osten gab es die Such spezifisch amerikanischen Code und nach einer Recodierung mit Europa ( Eliot, Pound etc.); im Süden fand sich die Übercodierung des Sklave seinem eigenen Ruin und dem der Plantagen während des Sezessionskrieg



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