>Info zum Stichwort Empire | >diskutieren | >Permalink 
wuming schrieb am 12.5. 2003 um 01:40:38 Uhr über

Empire

ben Natur miteinander verbinden, sie ein Individuum bilden, das doppelt so mächtig ist. Auch hier bleiben die Individuen machtbegründend, die Voraussetzung ist im Einzelfall ihre übereinstimmende Natur, die nicht weiter tliematisiert und hypothetisch als gegeben angenommen wird. Spinoza erklärt, es sei nichts nützlieher zur Erhaltung ihres Seins, als sich zu wiiiischeiz, dass alle in allem derart übereinstimmten, dass alle Geister und Körper zusammen gleichsam einen einzigen Geist und einen einzigen Körper bildeten. Also vernünftigerweise nichts für sich verlangen, was sie nicht auch für die übrigen Menschen fordern, d-ii. gerecht, treu und ehrenhaft zu sein. Unter Gesichtspunkten der Gegenseitigkeit (Ethik IV, 35. Lehrs.), Verallgemeinerbarkeit der Wüiisclie, Selbstbegrenzung zur Steigerung der Sicherheit und des gegenseitigem Vertrauens (Ethik IV, 37. Lehrsatz), begründet Spinoza auch in der Ethik in gleicher Weise wie den beiden politischen Traktaten (dort mehr wie bei Hobbes vertrags- und übertragungstheoretisch ausgestattet) die in der Gesellschaft gesteigerten Möglichkeiten der Macht, Selbstverwirklicliung und Freiheit des Individuums.
Worauf es hier ankommt, ist, dass der gesellschaftlichen Organisation als Produkt einesje individuellen Wunsches »gleichsat?l« ein Sein zugemessen wird. Weder werden Individuen zu einer »Menge« verschmolzenl@, noch gehen sie in einem besonderen Sein auf. Die Menge wird lediglich »als wie« von einem Geiste bestimmt bzw. geleitet behandelt. »« Entscheidend bleibt der Horizont je individueller Vorstellungen und Begierden, in dem der Aitdere als irreduzibler und unhintertreiblicher Horizont notwendig mitgedacht und präsent bleibt. Es sind »die Menschen, ...die sich zu wechselseitigem Verkehr miteinander verbinden« und auch


In fragwürdiger Weise lässt Negri auch in seinem Spinozabuch all diese
Stellen unbeachtet und begründet »die Selbstkonstitution als kollektive
Wesenheit« aus einer bloßen Begriffsbestimmung, mit der Spinoza zu
Beginn des Teil II der Ethik (Begriffsbest. 7) mehrere Individuen insofern als Einzelding betrachtet, wenn sie in einer Tätigkeit so zusammenwirken, dass alle zugleich die Ursache einer Wirkung sind (A. Negri, Anomalie op.cit, S. 156. Derartige Vorgehensweise zeigt: es geht um Negris Begehren, nicht um Spinoza.
B. Spinoza, der politische Traktat, op. cit., 2. Kap. § 16,3. Kap. § 1. Es ist eine wiederkehrende Ausdrucksweise. Das ähnelt der Vorstellung, wie Simmel sie in seinen Kant-Vorlesungen mit dem »als ob« der regulativen Ideen verbindet, vgl. G. Sirnmel, Kant in: G. Simmel, Gesamtausgabe Bd. 9, Frankfurt/M 1997, Kap. 14.


98

»die Freiheit, oder die Stärke des Geistes ist die Tugend der Einzelnen, die Sicherheit aber ist die Tugend der Staateii«.101
Demokratie wird daher als »allgemeine Vereinigung von Mensehen (gefasst), die in ihrer Gesamtheit das höchste Recht zu allem hat, was sie vermag«, eine Form der willentlichen (auch als Vertrag behandelten) Macht- und mithin Rechtsübertragung »auf die Mehrheit der gesamten Gesellschaft, von der er selbst ein Teil ist«. » Demokratie als Herrschaft der gesamten Gesellschaft, der gesamten Menge zur Verwirklichung des Absoluten, als Partizipation an der expansiveil Maclitentfaltung der Vitalität der Bevölkerung ist kein Begriff Spinozas, sondern ein Mythos in H/Ns Projekt, ebenso wie der mächtige Körper einer biopolitisclien Existeiiz der Menge als uiieingeschränkter demokratischer Macht' 10. Von Herrschaft der gesamten Menge kann ohnehin keine Rede sein, da das Recht der Macht folgt, auch in der Demokratie. So wird die Unterwerfung der Frauen unter die Gewalt der Männer alsFolgeihrerSchwäcliedargestellt,ebensoderSklaven«' (allerdings nur bis auf weiteres und zum Beweis des Gegenteils, denn Spinoza denkt nicht normativ, er folgt der tatsächlichen Machtentfaltung).
Spinoza hat weder der Maclitformierung im historischen Entwickluiigsprozess von Klassengesellschaften in Klassenkämpfen, noch den mit ihnen einliergelienden Formen technologischer, sozialteclinisclier, (erkenntnis)tiieoretisclier und philosophischer Bemächtigung über die Abhandlung von (aristokratischen, dei-nokratischen etc.) Herrschaftstypen hinaus Rechnung getragen. Er war Exponent der bürgerlichen Emanzipation in einer »kaufmännischen Aristokratie«, wie Deleuze es plastisch fasst, und hat die historische Relativität des von ihm repräsentierten Elitetypus in seinen politischen und geistigen Bemäclitigungsfori-neil nicht re-


B. Spinoza, der politische Traktat, op. cit, Kap. 1, § 6,7, S. 15. Spinoza,lleologisch-politischerTraktet, op cit, 16. Kap, S. 280, 282, vgl. auch polit. Traktat, op. cit., 1 1. Kap., S. 153.

Auch Negris Erfindung des richtungsgebundenen Dytiarnismus eines vitalen und zerstörerischen Vergesellschaftungsprozesses wird Spinoza einfach und ohne Beleg (es gibt auch keinen) aufgepfropft, eine Richtung produktiver vergemeinschaftung aijfgeprägt (vgl. op.cit., S. 173. Diese offenbar von Nietzsche inspirierte Sehweise nimmt die schon untersuchten Darstellungen in »Empire« (365-367) in vielem vorweg. ... B. de Spinoza, politischer Traktat, op.cit., 1 1. Kap, § 3,4, S. 155.


99



   User-Bewertung: -1
Assoziationen, die nur aus einem oder zwei Wörtern bestehen, sind laaaaaaangweilig.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Empire«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Empire« | Hilfe | Startseite 
0.0136 (0.0062, 0.0061) sek. –– 871367609