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wuming schrieb am 8.5. 2003 um 03:06:30 Uhr über

Empire

IX- liARDT/NEGRIS PHILOSOPHIEPOLITIK

»Projekt«, »Diskurs in Gang bringen«, »Vorstellung einer rnaterialistisclieii Teleologie erfunden«, »Menge organisieren«, »proplietisches Wirken«, »Setzung«, vor allem die apriorisclie Setzung von Empire und Bioinaclit, all das stellt das Moment des Willens, der Dezision, des Macliens ins Zentrum.

Diese Entscheidung zur Selbstermächtigung, zur Macht ergreifung durclitränkt sich mit einer Philosophie der Macht. Die Maclitpllilosopllie wird nicht als Eigengewächs dargestellt. H/N speisen sie aus mehreren Quellen und mischen sie zu einem eigenen Gebräu.

Die Hauptzutaten des Cocktails sind entlielien (neben Machiavelli, dessen Philosophischer Ehrgeiz sich in Grenzen hielt) von Spinoza (als TlieoretikerderMaclit der Selbstverwirklicliung) und Nietzsclie (als Propheten des Willens zur Macht), die uns beide durch die Geliirnwindungeii Altliussers zugeführt werden. Deleuze und Guattari (die ihr Philosophisches Lebenselexier selbst aus Nietzsclie und Spinoza zusat'ninengemisclit haben) werden für die Posti,noderne Verwendbarkeit des Vitalismus eingespeist, Foucault als Lieferant für den Begriff der Biomacilt.

Althusser - materialistische PhilOsophie der elitären Selbstermächtigung

Zui,n Gebrauch dieser Plilosoplien gleich. Zunächst aber zur Klärung der Frage, welche Vorstellung von »Materialismus« haben H/N von »materialistischen Zielgerichtetlieit« (Teleologie)?
Es gehtia nicht um die Verwaltung und Legitimation von beStellender Macht oder von Macht überliaupt, sondern um die Fra-

ge der Neubegründung, Verwirklichung, Ergreifung von Macht, eines neuen Maclittyps.

Die Antwort finden wir bei Altliusser. Von ihm beziehen WN nicht nur das Macliiavelli-Verständnis, von ihm stammt auch der Problemaufriss und ihr Verständnis von »Materialismus«. Keineswegs Von Marx im Sinne der Kräfte (der Befreiung), die die Klassenkäi,npfe bewegen.

Ai'n Ende seiner von @ zugruiidegelegten Schrift zum Rulime Macliiavellis (»Macliiavel et nous«) bezeichnet Altliusserdie-


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sen und Spinoza als die größten materialistischen Philosophen» In einer nachgelassenen Schrift mit dem Titel »Le courant souterrain du materialisme de la rencontre«I', (»Die unterirdische Strömung des Materialismus der Begegnung« - in HINs bibliographisehen Apparat erwähnt« ) sagt er, warum. Er beschäftigt sich dort mit der Frage, wie sich Kräfte in die Leere der unentschiedenen, niclitnotwendigen Zukunft hinein verwirklichen und sich als Neues geschiclitsmäclitig machen. Sie tun das im Ergreifen der historisclien Chance im Zusammentreffen (reticontre) von Initiative und Situation im historischen Prozess. H/N beziehen sich unmittelbar auf diese Vorstellung, wenn sie Philosophie als subjektiven Eingriff fassen, als »subjektive(n) Zugang, das Begehren und die Praxis, die auf das Ereignis treffen«. (62) Die Wortdeutung des französischen »prise« (Ergreifen) und des deutschen »Greifen« stehen im Kein dieser »materialistischen« Philosophie, das »Begreifen« als Erkenntniskomponente. Beide aus der Eliteperspektive gedacht, das »Ergreifen« von oben durch neue Eliten, »begriffen« in einer neuen Philosophie der Bemächtigung. Als Phi losoplien dieser unterirdischen »materialistischen« Strömung werden neben Macliiavelli und Spinoza auch Nietzsche, Heidegger, Deleuze, Derrida genannt. Die Philosophie der Selbstermächtigung, der Selbstentfesselung wird ausschließlich aus der Herrenperspektive inszeiiiert. Dies wird nicht liinterfragt, die materialistische Philosophie der Befreiung, die explosiven sozialen Kräfte des Neinsagens und Neuerfindens einer Gesellschaftlichkeit im Kampf von unten kommen nicht vor.
Warum müssen wir uns mit dieser philosophischen Herrenperspektive Oberhaupt beschäftigen? H/N orientieren sich daran. Die Philosophie der Selbsteri-nächtigung, Selbstentfesselung einer neuen Elite im postmodernen Projekt der informatisclien Dienstleistungsgesellschaft in den leeren historischen Raum hinein, im Projekt zur Verwirklichung ihrer historischen Kräfte und Chancen: das ist es, was H/N philosophiepolitisch unter Materialismus verstehen und propagieren. Philosophie figuriert darin nicht mehr nur als Legitimation und Reflexion der Möglichkeit von Er-


7 1 ebd. S. 161.
72 L. Altliusser, Le courant souterrain du iiiatdrialisme de la renconrte, in: Ücrits pliilosophiques et politiques, Bd. 1, l'aris 1994, S. 538.
73 Eiiiige Formulierungeii H/Ns knüpi'eii an diese Schrift an.


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