„Der Typ, der alles wusste – außer, wie man Mensch ist“
Es war ein ganz normaler Dienstagmorgen im Büro. Die Kaffeemaschine röchelte wie ein asthmatischer Wal, die Kollegen starrten in ihre Bildschirme, als würden sie dort den Sinn des Lebens finden. Und dann kam er. Tom.
Tom war der Typ, der schon beim Betreten des Raums eine Aura verströmte, die irgendwo zwischen Selbstüberschätzung und Eau de Ego lag. Sein Hemd war zu eng, sein Lächeln zu selbstzufrieden, und seine Meinung? Gratis, ungefragt und in XXL.
„Also ich finde ja, Deadlines sind nur was für Leute ohne Vision“, sagte er, während er den Projektplan ignorierte wie ein Vegan-Koch ein Steakhouse-Menü.
Er setzte sich auf seinen Drehstuhl, drehte sich einmal wie ein narzisstischer Tornado und begann, seine Weisheiten zu verteilen.
„Du trinkst noch Filterkaffee? Mutig. Ich bevorzuge handgemahlenen Bio-Espresso aus Bohnen, die von tibetischen Mönchen gesegnet wurden.“
Sein Laptop war mehr Deko als Werkzeug. Er tippte nie – er dozierte.
„Ich hab da mal ein TED-Talk gesehen. Ging um Produktivität. Ich hab ihn nicht ganz zu Ende geschaut, aber ich fühl das Thema einfach.“
Mittags ging er zum Team-Lunch, obwohl niemand ihn eingeladen hatte.
„Ich esse kein Gluten. Und keine Kohlenhydrate. Und keine Dinge, die mit dem Buchstaben ‚K‘ anfangen. Könnte euch aber beraten, wenn ihr wollt.“
Am Ende des Tages hatte Tom nichts gemacht – außer das Selbstwertgefühl seiner Kollegen um 12 % gesenkt und den Kaffeevorrat um 80 % geleert.
Aber er ging mit dem Satz:
„War wieder ein produktiver Tag. Ich hab euch echt inspiriert, oder?“
Und alle dachten dasselbe:
Tom ist wie ein Pop-up-Fenster in menschlicher Form. Nervig, überflüssig, und irgendwie immer da.
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