Feierabend

Im Forum geht es um einen Amtsarzt und, wie immer, um psychische Störungen. Wahrscheinlich ist jeder psychisch gestört. Am schlimmsten sind aber jene, die das leugnen und sich selber als normal bezeichnen. Solche Normalfaschisten.

Vielleicht will auch jeder normal sein. Wer weiß das schon.

Ich jedenfalls will seit dem 04.12.1996 nicht normal sein. Das war der Tag, an dem mir K. - die erste Frau, die mich liebenswerterweise als kleinen Bruder angenommen hat, obwohl ich das strenggenommen nicht bin - nachdem sie mir gesagt hat, daß Normalsein doch kein Ziel ist. Daß ich mir doch überlegen solle, ob ich sein will wie alle andern.

Da habe ich gedacht: Nö, willste nicht.

K. hat mich immer beeindruckt. Von ihr habe ich auch diese nervige Klugscheißerei geerbt, dieses: Ich-hätte-da-aber-noch-was-Anzumerken.

Mit ihrem klapprigen Golf ist sie mit mir Sommers hoch in die Felder gefahren, nur um die Kiste irgendwo am Rain in die Büsche zu stellen und dann von ihren Eltern unbemerkt ein paar Zigaretten zu rauchen. Mir hat sie nie welche angeboten. Als hätte sie gewußt, daß sich sie sowieso abgelehnt hätte.

Wenn sie dann von ihren wilden Abenteuern erzählte, dachte ich: OK, so wird es sein, wenn du mal sozusagen ein Jugendlicher bist.

Damals wußte ich noch nicht, daß ich niemals ein Jugendlicher werden würde.

Welle:Erdball und Rammstein haben wir aus dem Autoradio gehört. Und Lacrimosa: Alles Alles Lüge.

Manchmal hat sie mich auf Parties mitgenommen. Das fand ich unglaublich cool von ihr. Obwohl ich dann dort mit Abstand der Jüngste war. Das Kind, das Mäuslein. Ich habe mich dann halt an die Mädchen gehalten. Die Jungs waren mir zu laut und zu besoffen, und sie wollten immer Tischkicker oder Playstation spielen.