Schömberg saß also mit Reimann im Marktcafé - morgens kurz nach acht. Reimann erklärte, zuhause habe er keine Ruhe zum Frühstück. »Die Kinder, Sie wissen schon!« Und dann wollte er wissen, wie das gewesen war mit Berresheim. »Eine dolle Nummer, wirklich eine dolle Nummer!« Reimann gab zu verstehen, daß er die Geschichte nicht persönlich nahm. »Wenn die dumme Schlampe aus der Investmentabteilung nicht auf einmal mitm Porsche zur Arbeit gekommen wäre - da hätte niemand was gemerkt ! Da würden Sie heute die Millionen scheffeln, Schömberg !« Je länger das Gespräch dauerte, um so mehr fiel Reimann in die alten Allüren des allmächtigen Vorgesetzten zurück. Schömberg hätte gerne »Herr Schömberg bitte!« gesagt, aber irgendwie viel auch er in die alte Allüre des Teamleiters zurück, der die Ehre hatte mit dem 2 Karrierestufen höher residierenden Niederlassungsleiter frühstücken zu dürfen. Reimann war sehr interessiert an der Geschichte, zog das Gespräch mit Schömberg, wenn dieser nicht weiterreden wollte, durch private Themen am laufen zu halten. Fast kam es Schömberg so vor, als ob Reimann ihn aushorchen wollte. Und irgendwann machte es »klick« bei Schömberg. Er unterbrach Reimann, der gerade von seinem Tennisspiel erzählte, und warf ihm vor den Kopf, daß es keine weiteren Beteiligten ausser Berresheim, seiner dummen Schlampe aus der Investmentabteilung und ihm selbst gegeben habe. »Zumindest weiß ich von keinem.« Reimann stutzte, grinste. »Herr Schömberg - Sie sind immer noch ein Profi!« Schömberg zuckte ein wenig bei diesem Ausdruck. »Profi« nannte Reimann seine Gesprächspartner mit Vorliebe als rhetorischen Kniff, um ihnen unangenehme Zugeständnisse leichter zu machen. So war es auch damals gewesen, als Schömberg den Auflösungsvertrag unterzeichnete, wegen seiner dauernden Krankschreibungen. »Wie gehts Ihnen eigentlich gesundheitlich - so inzwischen?« Schömberg kam es vor, als ob Reimann Gedanken lesen könne.
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