Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Schömberg«
ruecker42 schrieb am 7.6. 2011 um 02:09:44 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Die Gassen rochen nach Staub und die Hitze lungerte träge zwischen den Häusern, Peters hatte Assoziationen eines Miasmas, das aus den Wänden quoll um die Menschen, die geduckt ihrer Wege schlichen, heimtückisch und endgültig niederzustrecken. (Für einen Moment wähnte er sich mit dieser Vorstellung in seinem Büro im 16. Stock. Die klare Erkenntnis, daß das Verlassen des Turmes unweigerlich zum Tode führen würde, zeigt ihm auf, daß er den Tod auch haben könne, wenn er einfach in seinem Büro verharrte, nur die Ursache wäre eine andere, verhungert oder verdurstet. Wo wäre letztendlich der Unterschied? Sollte er daher nicht einfach ins Freie gehen?)
Als er in Ufernähe kam, wurde es etwas kühler. Schließlich erreichte er die Promenade und ließ sich auf einer Bank nieder. Die Lichter vom anderen Ufer brachen sich in Reflexionen auf den Wellen des Maines, ein Anblick, der ungemein beruhigend auf Peters wirkte. Nach etlichen Minuten weckte ein anschwellendes Dröhnen sein Interesse. Er wandte den Kopf in die Richtung, aus der das Dröhnen kam und konnte schließlich im Dämmerlicht in einiger Entfernung eine Gestalt ausmachen, die zwischen drei schwarzen Würfeln stand und wohl eine Gitarre umhängen hatte, sich aber nicht bewegte. Neugierig ging Peters auf diese Erscheinung zu und dabei fielen ihm andere Menschen auf, die auf der Wiese saßen und dem oszillierenden dumpfen Gedröhn regungslos lauschten. Als er nahe genug herangekommen war, erkannte er tatsächlich eine Gitarristin, die völlig versunken auf eine Batterie von kleinen Kästchen und Pedalen starrte, die sich zu ihren Füßen ausbreitete und die untereinander mit einem Gewirr von Kabeln verbunden waren. Die schwarzen Würfel waren Verstärker, aus denen das Geräusch erklang. Nur minimale Bewegungen führte die Musikerin aus und Peters bemerkte, daß nach jeder Bewegung ein neuer Klang langsam zwischen den anderen Klängen vernehmbar wurde, sich dazwischen schob, während andere Töne dahinter verschwanden, sich auflösten. Peters ging langsam zurück zu der Bank, von der er gekommen war. Im Westen verglühte der letzte Fetzen Abendrot.
Dabei fiel ihm eine Bemerkung Furgesons vom Morgen ein: »Infrarot, Peters, wenn so ein Auditor das Patchkabel ziehen und dann einen roten Punkt sehen würde, dann hätten wir nicht viel gekonnt. Machen sie sich darum keine Gedanken.«
Die Leiche schrieb am 16.5. 2011 um 10:29:13 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Das Fernsehprogramm wurde Schömberg alsbald unerträglich. Schon zuhause hatte er nur noch wenig »geglotzt« - einige Nachrichten- und Magazinsendungen, ein paar Filme. Er bevorzugte es schon seit Jahren, DVDs über das Internet zu bestellen, und Filme »aus der Konserve« zu gucken. Wenn er nun bei schlechtem Wetter auf seinem Sofa lag, eingekuschelt in die Fleece-Decke, seine Medikamente auf dem Couchtisch in Reichweite, sein Tee - dann fühlte er fast eine wohlige Behaglichkeit beim Ansehen alter Westernfilme. Alleine »High noon« mit Gary Cooper hatte er im Dezember und Januar bestimmt 20 mal angesehen. Fast als Zumutung erschien es ihm dann, wenn er sein kuscheliges Lager verlassen mußte, etwa um zur Toilette zu gehen, oder weil er Hunger verspürte. Er erwog öfters, mal einen Pizza-Service anzurufen - doch dann entscheid er, daß er zur Entgegennahme der Pizza doch ebenso aufstehen müsse. Während Helen Ramirez einer entsetzt dreinschauenden Grace Kelly in harten Worten das Wesen der Liebe nahezubringen suchte, malte sich Schömberg aus, wie eine lauwarme, matschige Pizza schmecken würde, deren Käsefäden sich überall verbreiteten, und rote Tomatenflecken seine Fleecedecke verunzieren würden. Also seufzte er, verschob die Abrechnung von Frank Miller mit Bill Cane auf den frühen Abend, und erhob sich. Er bemühte sich, straff und entschloßen zur Zubereitung von Bratwürsten zu schreiten, die er gestern im Aldi erworben hatte.
Die Leiche schrieb am 11.5. 2011 um 16:49:34 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Der Einkauf von Toilettenpapier war Schömberg aus unerfindlichen Gründen sein Leben lang peinlich gewesen. »Zuhause« hatte das seine Frau erledigt, wenn er selbst in die Toilettenpapierbeschaffung involviert war, beeilte er sich, das längliche Paket möglichst unauffällig in den Kofferraum seines BMW zu bekommen. Nunmehr, als Schömberg in einer 65 qm-Wohnung »zuhause« war, mußte er nolens volens das Papier selbst einkaufen und zu Fuß transportieren. Es gab da zwar, wie Schömberg erfreut registrierte, einen sinnreich in die Packung einkonstruierten Griff - aber die Peinlichkeit, mit einer 10-er Packung Toilettenpapier über die Strassen zu gehen, ließ Schömbergs ohnehin labilen Kreislauf noch stärker trudeln. »Ey guck mal ! Rosa Klopapier !« Schömberg war an der Kreuzung der Wiesenstrasse in ein Rudel pubertierender Jugendlicher beiderlei Geschlechts geraten. »Das heißt nicht rosa, das heißt pink ! 10 Rollen ey ! Was für ein Scheisser !« Vor dem albernen Gelächter und Gekichere der bierflaschentragenden Halbwüchsigen wäre Schömberg am liebsten im Boden versunken.
ruecker42 schrieb am 15.5. 2011 um 23:56:59 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
Am Sonntagmorgen beschloß Peters, an die frische Luft zu gehen. Er hatte nun seit über 48 Stunden nicht geschlafen und er kannte diesen Zustand zur Genüge - auf dem Boden sitzen und Löcher in die Luft starren. Das ziellose Schlendern durch die Straßen und Gassen, so hoffte er, würde seine rasenden Gedanken zur Raison bringen. Ein Teil seines Kopfes war unbeteiligter Beobachter, der sich das Theater im anderen Teil ansah, dort ging es (wieder einmal) um die Entstehung und das Vergehen der Welt, und nichts geringeres. Bevor er die Wohnung verließ, schaute er sich im Spiegel an. »Geben sie Gedankenfreiheit, Sire« murmelte er seinem Gegenüber zu und brach auf.
Sein Weg führte ihn diesmal schließlich ans Flußufer, er setzte sich auf eine der Bänke an der Promenade. Ein Mann durchsuchte die Papierkörbe, die neben den Bänken aufgestellt waren. Peters staunte über die Routine, die der Mann, er mochte Mitte 50 sein, dabei an den Tag legte. Als er an seiner Bank ankam, nickte er Peters kurz zu, warf einen kurzen Blick in das leere Behältnis und ging weiter. Peters schaute ihm lange hinterher, dabei nickte er schließlich ein.
Die Leiche schrieb am 25.5. 2011 um 08:14:57 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Schömbergs Sohn Lars hatte erstmals Besuch, seitdem er in die Zweiraumwohnung seines Vaters eingezogen war - ein junges Mädchen seines Alters, mit dem er sich alsbald in sein Zimmer zurückzog. Schömberg, der sich an die Anwesenheit seines Sohnes recht schnell gewöhnt und die Beschränkung auf das größere der beiden Zimmer willig aktzeptiert hatte, fühlte auf einmal einen Anflug von Platzangst. Er beschloß kurz vor der üblichen Abendessenzeit, sich in seinen Campingbus zu setzen, und wegzufahren. Es war ein regnerischer Abend, und Schömberg steuerte ziemlich ziellos in die Dämmerung. Dann kam ihm die rettende Idee. Er würde ins Kino gehen. Warum nicht ? Er war zwar erst gestern dort gewesen - aber so günstig liese sich ein Abend ausser Haus kaum gestalten an so einem regnerischen, kalten Frühsommerabend, den in seinem Campingbus zu verbringen Schömberg nicht die geringste Lust in sich verspürte, wohingegen alleine der Gedanke, daß sein Sohn Lars Schömberg just in dieser Zeit in seiner kleinen Wohnung bumsen würde, auch in Schömberg Lustempfindungen wachwerden lies.
Die Leiche schrieb am 30.5. 2011 um 23:32:24 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Schömbergs Fahrten mit dem Campingbus verliefen auf eine sehr eigentümliche Art und Weise. Schömberg mied die großen Städte und großen Strassen, suchte sich dünnbesiedelte, menschenleere Gegenden, in denen sich Fuchs und Has' gute Nacht sagen, es nichts zu sehen oder zu erleben gibt. Hier tuckerte Schömberg gemächlich die kleinen Strassen entlang. Fast stündlich legte Schömberg eine Rast ein - fuhr irgendwo rechts ran - mit dem Campingbus ist man da sehr flexibel. Schlimmstenfalls bleibt man eben im Bus. Schömberg bereitete sich eine Tasse löslichen Kaffee, rauchte eine Zigarette, hatte Karte und Navigationsgerät vor sich liegen, plante die nächste Etappe. In schönen Landschaften ging Schömberg dann auch gerne ein Stück spazieren - nur in shorts und Sandalen, mit nacktem Oberkörper - »Luftbad« nach Pfarrer Kneipp. Wenn er dann zum Bus zurückkam, zog es ihn unwiderstehlich unter die Decke, wo sich alsbald eine wohlige Wärme auszubreiten pflegte, die Schömberg jede Lust am Aufstehen nahm. Manchmal blieb er dann den halben Tag liegen - schlief, döste, blätterte in einem Buch herum. So kam Schömberg nicht auf beachtliche Kilometer, legte normalerweise nicht mehr als 200-300 km am Tag zurück. Schließlich mußte man meistens auch etwas zum Essen einkaufen, und last not least einen Platz für die Nacht suchen.
Die Leiche schrieb am 27.5. 2011 um 08:49:53 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Schömberg besprach die finanzielle Lage mit seinem Sohn Lars, der seit einigen Monaten erstaunlich unproblematisch mit ihm in der 65-qm-Zweiraumwohnung zusammenlebte. Für ein paar Jahre würde das Geld, daß sein Anwalt von der Staatsanwaltschaft gerettet hatte, noch hinreichen, aber da man die Renten ja jetzt vergessen könne, mache er sich doch so seine Gedanken. Wie Lars Schömberg das sehe. Die Antwort seines Sohnes Lars verblüffte Schömberg. Man könnte mit camsex Geld verdienen. Er - Lars Schömberg - mache das schon seit einiger Zeit, genauer gesagt, seit er als Schulhof-dealer aufgefallen wäre. Ein paar hundert Euro im Monat seien immer drinn für ihn. Da Schömberg ja selbst seit neuestem sexuell sehr aktiv war, und auch privaten camsex betrieb, meinte sein Sohn, das ruhig mal ansprechen zu können. »Probiers doch einfach mal !« Schömberg, so sein Sohn, sehe inzwischen für sein Alter sehr gut aus, und es gäbe auch einige, die auf »älter« und »Daddy« stehen würden. Schömberg überkam ein Anflug von ganz ungewohnter Scham.
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