Unter »Die Dialektik koloiiialer Souveränität« betrachten »die Geiiealogie des Souveräiiitätsbegriffs« aus der Perspektive des Kolonialisi-nus. (127-149)
Folgt das »Denken von Bartoloind Las Casas, von ToLssaillt L'Ouvertüre tiiid von Karl Marx« (der, mit seinen durchaus rassistisclieii Beiträgen - für die New York Daily TribLine - zur damals
aiitiglobalistisclieti Eioeiisucilt bäuerlicher Widerstandsbewegun-
L,
c-"eil in Indien, voll @ als Zeuge für die aut'klärerische Wirkung der Global isierliiig herangezogen wird). Der Abschnitt klingt aus i'nit Betrachtungen zur ideeiigesciiiclitliclieil Konstruktion des koloilialeii Anderen und der eiitwickluiigsblockierendeii Wirkung nationaler Befreiung.
Das Kapitel »Netzwerk -Macht: die Souveränität der USA und das neue Eiiipire« (172-193) steigt in die Propaganda des linperiiii,ns ein, und zwar des amerikanischen Ii-nperiLii-ns. 111 der Nacl,folge Roins Lind der Reiiaissatice-Revolutioii sei seine Veifassull» darauf angelegt, die Produktivkraft und produktiven Syiiergien delr Menge umfassend und expaiisiv - in der Vorstellung der offenen Grenze - zur Weltgeltung und -macht zu bringen, Unter Tränen Lind Blut und tiiiter ALISSCIIIUSS und Eliiniiiiertiiig anderer, wie der Indianer. Mit iinperiaiistiscliell Zwisclienspieleii (Philippinen) seien die USA wieder in eine neue Phase globaler iinperialer Expansion eingetreten: die globalefroiitier in einen offenen Raum ii-nperialer Souveränität. Diese »linperiale Souveränität« (195-216) als Ansprucli auf eine umfassende Souveränität ohne ein Außen (»Es gibt kein Außen mehr«) stellen HIN in den Spinoza zugescliriebeiien Plilosopliisclien Begriffen als kriseilliafteii Prozess der Totalisieruilc, von Kontrolle dar. Fol«t das schon abgehandelt Interi'nezzo über »Gegeii-Ei-npire« als Feld eines neuen Barbareiituins.
Abschließend ist feStZListelleii, dass in dem gesamten zweiten Teil über die Entwicklung zur ii-nperialeil Souveränität nicht ein einziges Mal von der Sozial- Lind Ei-naiizipatioilsgesciliciite der antisouverätieil Bewegungen die Rede war, gegen die die Praxis und Theorie der Souveränität sich immer gerichtet hat: die befreiten Räume, die 110-go-areas der Metropolen und der drei Kontineiite, das KoiltinuLii-n tiiid Gefleclit von Kommunikation, Versorgung und Hilfe, das für die Zirkulatioii von Erfahrungen und Kampffori'neii in der immer schon grenzübergreifendeii transnational-globalen Gegetigesellsciiaftlicilkeit sozialrevolutionärer Bewegungen gegen Souveränität sorgte und bis heute sorgt, ob
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man sie nun imperialistiscli oder imperial nennt. Sozialgescllichte von unten als Ort der wirklichen gesellschaftlichen Bewegung nicht als das von H/N geforderte alternative Empire - wird im Gedanken der Souveränität getilgt. Dass dies kein Versehen, solldern durchaus böswillige Absicht ist, zeigt die Präsentation der IWW (Industrial Workers of tlie Worid) auf S. 219. Sie zu unterschlagen, wäre in einem an die amerikanische Leserschaft gericliteten Buch nicht tunlicii gewesen. Und so werden sie kurzerhand konstitutioiialisiert, als »immanetite Waltfalirt« (ein groteskes Bild), als »großes Augustinisclies Projekt« im Sinne des universellen »Gottesstaats«. Fromm, aber nicht uninteressant. Denn dieser i-neiiiscli globalisierter Verfassungstyp, von dem wir wissen, dass »Gottesstaat« aus des spätrömisclien Augustins Feder ist ein öku-
er darauf angelegt war, den Sumpf urchristliclier Gärungen vollends in einer neuen Form der Souveränität eiiizufasseii und trockenzulegeii. Auch in ihrer Frömi-nelei haben HJN durchaus Methode.
Sozialgeschiclite gibt es bei H/N nicht. Doch halt! Auf S. 102 steht es, das Wort »Sozialgescliiclite«. Was meint es? Die Orgallisationsdynai-nik des Staates von der mittelalterlichen Hierarcliie hin zur modernen Disziplin. »Einpire« ist eben ein Buch für zukünftige Herren mit Herrenilltisioneii.
Passagen der Produktion - der Übergang ins globale Reich biopolitischer Totalverwertung
Wir wissen es ja, auch das globale biopolitisclie Reich ist gesetzt. Und so kann es auch hier nur noch um die Passage gehen, die Beschreibung des Prozesses, in dein wir in dieses Reich über- und eingelien. DerTeil beginnt mit einer Gegenüberstelluiig zwischen Imperialisi-nus und li-nperiui-n. Sie hat für Verwirrung gesorgt, darum i-nuss ich kurz darauf entgehen.
H/N eröffnen mit dem uns von Marx, Luxemburg, der i-narxistisclien Theorie her geläufigen und von uns geteilten Feststellung, dass die Akkumulation des Kapitals auf die permanente Expansion und Erschließung neuer Wertressourcen aus dem »Außen« angewiesen ist, vor allem Arbeitswertressourcen, die zugleich als Absatzerweiteruiigen fungieren. Der Nationalstaat organisiere dies in der Form des li-nperialismus und exportiere damit zugleich den Klassenkampf, binde innen die spontanen Formen des Klassenkai-npfs in die ideologischen Formen und Staatsstrukturen ein
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