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Es sind nicht die Geldopfer allein, welche die „klugen Frauen“, die „weisen Männer“, die „Kabbalisten“ und „Professoren der Mathematik“ von den Spielern erpressen – die unheilvolle Wirksamkeit dieser „Lotto-Agenten auf eigene Faust“ reicht viel, viel weiter. Wehe der unglücklichen Familie, deren männliches ober weibliches Oberhaupt im Glauben an die Unfehlbarkeit der „Kabbala“ eine „unfehlbare Terne“ sich in den Kopf gesetzt hat! Mit jeder erfolglos verlaufenden Ziehung wächst ja die Sicherheit des Gewinnes, hier bestärkt der Mißerfolg die Hoffnung. Allwöchentlich muß die Summe für die Besetzung der verhängnißvollen Nummern beschafft, die Einsätze müssen verdoppelt und verdreifacht werden, soll nach jahrelangen Opfern – denn eine solche Terne wird oft durch Jahre festgehalten – noch ein erheblicher Gewinn erzielt werden; alles Entbehrliche, selbst Unentbehrliches wird versetzt ober verkauft; die Kinder mögen hungern – wenn nur die geliebte Terne genährt wird. Und wenn schließlich durch diesen immer weiter um sich fressenden Krebs das Letzte verzehrt ist, dann wird der Spieler zum Verbrecher; er greift zu Dolch und Gift, um durch die Frucht des Verbrechens die Einsätze zur Fortsetzung seines Spieles sich zu verschaffen. Der Gedanke, eine Ziehung vorübergehen lassen und dann vielleicht erleben zu müssen, daß gerade diese Ziehung die so lang „gepflegten“ Nummern zum Vorschein bringe, scheint unerträglich, und Wahnsinn ist oft die Folge solchen Mißgeschicks.
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