LiuXiaobo
Liu Xiaobo (2009)
Kundgebung zur Freilassung LiusLiu Xiaobo (chin. 劉曉波 / 刘晓波; Pinyin: Liú Xiǎob333;; * 28. Dezember 1955 in Changchun, Volksrepublik China) ist ein chinesischer Schriftsteller und Dissident. Liu war Dozent an der Pädagogischen Universität Peking und seit 2003 Präsident des chinesischen Pen-Clubs unabhängiger Schriftsteller. Liu Xiaobo lebt in Peking. Am 10. Dezember 2010 wird ihm der Friedensnobelpreis verliehen.[1]
Im Dezember 2008 unterstützte er mit 302 anderen Intellektuellen das im Internet veröffentlichte Bürgerrechtsmanifest Charta 08 zum Internationalen Tag der Menschenrechte und wurde wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ festgenommen.[2] Im Juni 2009 wurde offiziell gegen ihn Anklage erhoben. Am 24. Dezember 2009 wurde er zu elf Jahren Haft verurteilt.[3]
Leben [Bearbeiten]
Liu Xiaobo wurde von 1969 bis 1973 mit seinen Eltern in die Volkskommune Dashizhai in der Inneren Mongolei geschickt. Ab November 1976 arbeitete er in einer Changchuner Baufirma als Arbeiter. Sein 1977 begonnenes Studium im Fachbereich Literatur an der Jilin-Universität schloss er 1982 mit einem Bachelor ab. Danach wechselte Liu Xiaobo an die Pädagogische Universität Peking. Dort war er von 1986 bis 1988 Doktorand und schloss mit dem Doktortitel in Literatur sein Studium ab.
Im Jahr 1988 wurde er für drei Monate an die Universität Oslo eingeladen. Darauf folgten Aufenthalte an der University of Hawaii und der Columbia University. Liu Xiaobo beteiligte sich 1989 an den Pekinger Studentenprotesten, die in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni gewaltsam beendet wurden. Im Anschluss wurde er von seiner Arbeitsstelle entlassen und saß von 1989 bis 1991 in Haft.
In der Zeit von 1991 bis 1995 lebte er in Peking, schrieb Artikel, die er nur im Ausland veröffentlichen konnte, und beteiligte sich an der Demokratiebewegung. Nach einer sechsmonatigen Haft 1995 wurde er von 1996 bis 1999 zur Umerziehung durch Arbeit eingewiesen. Seit seiner Entlassung im September 1999 lebte er als freier Schriftsteller in Peking. Im November 2003 wurde er zum Präsidenten des chinesischen Pen-Clubs gewählt.
Am 9. Dezember 2008 wurde er wegen „Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt“ unter Hausarrest gestellt. Nach Angaben von Bekannten wurde er daraufhin in einem Hotel in Peking festgehalten. Ihm wurde zur Last gelegt, Hauptverfasser der Charta 08, die unter anderem die Einführung der Gewaltenteilung forderte, zu sein. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Im Juni 2009, ein halbes Jahr nach seiner Inhaftierung, wurde gegen Liu Xiaobo offiziell Anklage erhoben. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua habe er gestanden, Gerüchte verbreitet und die chinesische Regierung diffamiert zu haben.[4] In einer Erklärung vom 26. Juni 2009 forderte der Rat der Europäischen Union China auf, Liu Xiaobo im Rahmen der in der chinesischen Verfassung garantierten Rechte zur freien Meinungsäußerung sowie des 1998 von China unterzeichneten Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte unverzüglich freizulassen und die strafrechtliche Verfolgung einzustellen.[5]
Am 24. Dezember 2009 wurde Liu Xiaobo in dem Prozess zu elf Jahren Haft verurteilt.[3] Europäische und US-amerikanische Diplomaten waren vom Prozess ausgeschlossen. Die EU und die Vereinigten Staaten kritisierten die Verurteilung scharf und forderten die sofortige Freilassung.[6][7] Die chinesische Regierung wertete dies als Unverschämtheit und Einmischung in innere Angelegenheiten Chinas.[8] Im Februar 2010 veröffentlichten einige internationale Zeitungen, darunter die ZEIT, einen Text von Liu Xiaobo mit dem Titel: „Ich habe keine Feinde.“ Trotz allem: Eines Tages wird die Freiheit auch nach China kommen. Die nicht gehaltene Verteidigungsrede eines Dissidenten.[9] Kurze Zeit vorher war seine Berufung zurückgewiesen und das Urteil des ersten Prozesses bestätigt worden.[10] Besuchserlaubnis hat nur seine Frau Liu Xia, die unter ständiger Polizeibewachung lebt.[11]
Am 10. Dezember 2010 wird ihm der Friedensnobelpreis verliehen, als Begründung wurde sein „langer und gewaltloser Kampf für fundamentale Menschenrechte in China“ angegeben.[1]
Einzelnachweise [Bearbeiten]
1.↑ a b Verkündung des Nobelpreis durch Thorbjørn Jagland am 8. Oktober 2010
2.↑ Andreas Lorenz: Bürgerrechtler in Arrest. Repression in China steuert auf neuen Höhepunkt zu. Spiegel Online 11. Dezember 2008
3.↑ a b Amnesty International: Report für China 2010
4.↑ Fähnders, Till: Dissident Liu Xiaobo verhaftet bei faz.net, 24. Juni 2009
5.↑ europa.eu: Erklärung des Vorsitzes im Namen der Europäischen Union zur strafrechtlichen Verfolgung von Herrn Liu Xiaobo (26. Juni 2009)
6.↑ tagesschau.de, 25. Dezember 2009
7.↑ Zeit Online, 25. Dezember 2009
8.↑ New York Times, 24. Dezember 2009
9.↑ Die ZEIT 11. Februar 2010 und Menschenrechte in China. ZEIT online 12. Februar 2010
10.↑ Bürgerrechte.Gericht bestätigt Haftstrafe für Liu Xiabo. ZEIT online 11. Februar 2010
11.↑ Recherchebericht der Deutschen Welle, 8. Oktober 2010
Weblinks [Bearbeiten]
Commons: Liu Xiaobo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Das Urteil des Pekinger Volksgerichts gegen den chinesischen Bürgerrechtler Liu Xiaobo – eine Dokumentation (FAZ-Artikel im PDF-Format: „Bösartig, widerwärtig“)
Das Urteil gegen Liu Xiaobo (Urteil der ersten Instanz des Pekinger Volksgerichts No. 1 vom 25. Dezember 2009)
Chinesischer Originaltext und deutsche Übersetzung der Charta 08
Unabhängiges PEN Center China
Schriften von Liu Xiaobo
Der Spiegel anlässlich seiner Verhaftung im Dezember 2008
Er bezahlt seine Worte mit elf Jahren seines Lebens, Artikel im Zürcher Tages-Anzeiger (ch), 25. Dezember 2009
Normdaten: PND: 122197097 (PICA) | WP-Personeninfo
Personendaten
NAME Liu, Xiaobo
ALTERNATIVNAMEN 刘晓波 (chinesisch)
KURZBESCHREIBUNG chinesischer Schriftsteller, Dissident
GEBURTSDATUM 28. Dezember 1955
GEBURTSORT Changchun, Volksrepublik China
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Liu_Xiaobo“
Kategorien: Friedensnobelpreisträger | Dissident | Autor | Chinese | Geboren 1955 | Mann
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