Abhärtung

Unter dem Stichwort „Rohrstock“ schrieb ich über meine harte Erziehung in den späten1940er Jahren. Der Rohrstock, gut gewässert auf den nackten Arsch oder in der Schule auf die dünne Turnhose, brannte höllisch. Ich wurde nie grundlos gezüchtigt. Ich sah es ein – die Strafe hatte ich verdient. Die Prügelstrafe war üblich für die Erziehung von Lausejungen.

In nicht wenigen Familien gab es damals, oft zusätzlich, die „Wochenendabrechnung“. Egal, ob der Bengel noch sonst was ausgefressen hatte, er bekam seine Hiebe am Samstagabend. Die Jungs gewöhnten sich daran. Manche meldeten sich freiwillig zum Strafvollzug. Strafvollzug? War es nicht mehr Abhärtung? Der Vater: „Er soll lernen Schmerz aushalten?“ Der Sohn: „Ich will, ich kann das aushalten!“

Auch heute noch bin ich der Überzeugung, dass Abhärtung und Körperstrafen zur Erziehung erlaubt sein sollten, solange sie nicht mit Demütigung und Erniedrigung verbunden sind.