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Davon hat meine Yamaha Electone C-55N fürs obere Manual 31, fürs untere 15 und fürs Pedal 4... andere Heimorgler müssen mit viel weniger auskommen, es gab noch Anfang der 80er eine Electone mit ganzen sechs Registern in einer einzigen Fußlage - drei oben, zwei unten und eins im Pedal, mit schätzungsweise 1500 Mark war man dabei... aber ich kann mir nicht vorstellen, dass der angehende Jungorganist damit auf Dauer Freude gehabt hat, zumal das Dingelchen auch nur 37 Tasten pro Manual hatte. Immerhin waren auch die allerkleinsten Electones der Analog-Ära um Klassen solider verarbeitet als irgendwelcher Bontempi-Schrott, so dass es auch heute noch unzählige einwandfrei funktionierende Simpel-Electones geben dürfte.
Vor einigen Monaten konnte ich z. B. eine nicht viel besser ausgestattete Electone A-55 von 1978 erfolgreich wiederbeleben - Kontaktspray rein und schon klangen die Percussion-Presets wieder wie einst im Mai!
Überhaupt, die Registernamen... bis weit in die 70er Jahre war es durchaus nicht unüblich, dass sich die Registerbezeichnungen auch bei nicht explizit für den Kirchengebrauch gedachten elektronischen Orgelmodellen an die im klassischen Pfeifenorgelbau üblichen Namen wie Prinzipal, Diapason oder Bourdon anlehnten. Einzig Laurens Hammond ging mit seinen Tonrad-Zugriegelorgeln von Anfang an ganz neue Wege, obwohl es später in der Modellpalette auch Kirchenorgeln mit traditionellen Registern gab.
Selbst bei den japanischen Herstellern wie Technics oder Yamaha, die kulturell bedingt eigentlich eine größere Distanz zur abendländischen Kirchenmusik haben sollten, hielt sich das Diapason, vorzugsweise im unteren Manual, bis in die 80er Jahre hinein - auch meine C-55N hat »unten« ein Achtfuß-Diapason.
Erst mit der Mitte der 80er Jahre einsetzenden Digitalisierung emanzipierten sich die Hersteller von primär für Unterhaltungsmusik konzipierten elektronischen Orgeln endgültig von den Pfeifen-Vorbildern, da jetzt Naturinstrumente ungleich realistischer als mit der analogen Technik nachgebildet werden konnten.
Dies geschah allerdings um den Preis, dass fortan die Register nicht mehr frei kombinierbar waren, Klänge also nicht mehr wie vorher sowohl an Pfeifenorgeln als auch an analogen elektronischen Orgeln additiv aufgebaut werden konnten. Viele Heimorgler alter Schule lehnen daher moderne Digitalorgeln als »Presetschleudern«, bessere Keyboards mit Basspedal ab - ich selbst bin mangels Erfahrung mit Digitalorgeln zur Zeit noch unentschieden.
Bei digitalen Kirchenorgeln wurden natürlich vernünftigerweise die traditionellen Register und deren Namen beibehalten, Bachs Toccata in d-moll im E-Gitarrensound zu spielen ist keine wirklich gute Idee...
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