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beiten des Arena entstanden, sozialkritische brasilianische Stücke, spielte die Gruppe Steinbeck, Sean O'Casey, Sidney Howard und vor allem BrejWt. Im Schauspielstudio studierte man Stanislawskii, in der Dramatikerwerkstatt Brechts Stücke und Schriften zum Theater. Doch die von Brecht geforderte kritische Distanz des Zuschauers zum Bühnengescheben mochte@l-nicht-ik-cint@reif; er setzte auf den i dialektischen Zusammenhang von Spiel und Publikum.
Im Februar 195 8 kam das erste Stück der Dramatikerwerkstatt heraus, Gianfrancesco Guarnieris Eles näo usam Blackties, zu deutsch: Weg mit den Kyawattev, das bis rg yg auf dem Spielplan blieb. Mit ihm begann die Phase des fotografischen Realismus im Arena, der Auseinandersetzung mit der brasilianischen Wirklichkeit: mit Elend und Korruption. Länzere Zeit verschloß sich das Teatro de Arena ausländischen Texte-n und beschränkte sich auf die Inszenierung solcher Stücke, die dem brasilianischen Publikum von Brasilien berichteten, ähnlich den neorealistischen Filmen des Cinema Növo der gleichen Zeit. So wie die Filme von Glauber Rocha oder Pereira dos Santos i963 nach dem Roman von Gracifiano Ramos gedrehter Film Vidas secas die Not der Landarbeiter im Nordosten darstellten, so brachte das Teatro de Arena die Großstadtrealität auf die Bühne. Zuschauer waren Angestellte und Studenten, die diese Realität ohnehin kannten.
Das Teatro de Arena machte Jedoch iiele @sterhe, -in
die Stadtrandgebiete von Säo Paulo, um die Arbeiter dort zu erreichen. Und im Hinterland, auch im Nordosten, spielten die Nücleos, Kerngruppen aus Schauspielern des Arena und Laien, Studenten der UN@ oder Mitarbeitern der Volkskulturzentren. Die Nücleos führten allerdings nicht nur Stücke auf, sie wirkten zugleich in den Volkskulturzentren mit und schrieben und inszen,erten gemeinsam mit Arbeitern und Bauern Agitations- und Propaga,dastücke.
Damit war im April i964 Schluß. Präsident Goulart wurde gestürzt. Einer der Minister der neuen Regierung unter Castelo Branco erklärte: »Alles, was für die USA gut ist, ist a ch für Brasilien gut« (»Tudo o que 6 bom para os Estados Uunidos, 6 bom para o Brasil-). Man verdammte die »Kubanisierung« und die »kommunistische Infiltrierung« Brasiliens. Gewerkschaften und Studentenorganisationen wurden aufgelöst, zahlreiche Zeitungsredaktionen geschlossen, mehrere Abgeordnete verloren ihr
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Mandat, viele der 55oo ausländischen Missionare wurden ausgewiesen, brasilianische Geistliche wurden vor Gericht gestellt oder von rechtsgerichteten Organisationen wie der CCC (Comando de Cad;a aos Comunistas verfolgt. Das Haus des »Kardinals der Unterdrückten«, Helder Cämara, wurde mehrmals aus Maschinengewefiren 6escliossen.
Realismus in Film und Theater wurde von der Zensur untersagt - er genügte auch längst nicht mehr, um der Wirklichkeit beizukommen. Boal und das Teatro de Arena besannen sich auf die Klassiker der internationalen Theaterliteratur, dieancb das TBC in schöner Dekoration aufführte. Auf Dörfern Theater zu spielen, konnten die Behörden nicht verbieten. Schauspieler des Teatro de Arena reisten nach wie vor durch die Provinz und spielten alte und moderne Klassiker. Dazu waren weder stilvolle Kulissen noch Kostüme vonnöten. Machiavellis Mandragota offenbarte unter den herrschenden Verhältnissen eine hochexploslve Aktualität: als Parabel skrupellosen Machtstrebens.
Gespielt wurde auf Dorfplätzen, Kirchentreppen, Lastwagen. Für die technische Realisierung ließ man sich von Abend zu Abend Neues einfallen. So dienten z. B. die Lämpchen an den Helmen von Bergwerksarbeitern als »Bühnenscheinwerfer«. Mißfiel den Arbeitern die Aufführung, schalteten sie die Lämpchen aus. Aber das kam selten vor. Nach den Aufführun%en kam es immer wieder zu langen Diskussionen, und häufig schlugen die Zuschauer Veränderungen am Stück vor, die die Schauspieler
dann berücksichtigten.
Doch das Teatro de Arena blieb nicht von den staatlichen Repressionen verschont. Aus Umfragen auf der Straße über die Lebensbedingungen im Lande bauten Boal und sein Ensemble in Säo Paulo Collagen mit Musik, an denen u. a. Maria Bethänia und Chico Boarque de Hollanda mitwirkten. Während einer Aufführung von Tempo de Guerra (Kriegszeiten) stürmte die Polizei das Theater und verhaftete das ganze Ensemble.
Als die bedeutendste Produktion des Teatro de Arena gilt Arena conta Zumbi von Augusto Boal und Gianfrancesco Guarnieri mit der Musik von Edu Lobo. Das Stück erzählt die Geschichte des Negersklaven Zumbi, der im I7- Jahrhundert im brasilianischen Staat Alagöas die freie Negerrepublik von Palmares gründete, die sich mehr als sechzig Jahre gegen alle Unterwerfungsversuche der portugiesischen Kolonialherren behauptete.
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