Kurz nach dem astronomischen Sommeranfang kam Schömberg aus der Reha-Klinik nachhause, in sein anderthalbstöckiges Einfamilienhaus in der neugebauten Siedlung anderthalbstöckiger Einfamilienhäuser in dem Vorort der ostdeutschen Kreisstadt, in der die Niederlassung der Bank sich befand, in deren Sold Schömberg stand, als er auf einer Dienstfahrt mit seinem Kollegen Berresheim schwer verunfallt war. Körperlich hatte er den Unfall trotz eines schweren Schädel-Hirn-Traumas gut überstanden - doch psychisch war, wie Schömberg selbst es gegenüber seiner Nachbarin, Frau Nettesheimer, ausdrückte, ein »Knacks« zurückgeblieben, weswegen er immer noch krank geschrieben war. Seine Kollegen in der Bank hatte Schömberg nach der Entlassung aus der Klinik besucht - man hatte sich pflichtschuldigst um ihn versammelt, seine Schultern beklopft und seine Hand beschüttelt, ihm alles Gute gewünscht und ihm versichert, daß sein team, seine Kunden in guten Händen wären. Berresheim hätte sich als kommisarischer Leiter gut bewährt. Reimann, der Niederlassungsleiter, hatte ihm unter vier Augen bekräftigt, daß »das Haus« selbstverständlich seinen Verpflichtungen gegenüber Schömberg nachkommen werde. Die guten Sozialleistungen des Hauses seien ja schließlich bekannt. So würde Schömberg über ein Jahr Lohnfortzahlung erhalten, und seine Stelle war ihm auch gesichert. »Allerdings«, so fügte Reimann hinzu »Ihre Position als teamleiter im Firmenkundengeschäft kann ich Ihnen unmöglich solange warmhalten. Sie wissen ja, wie's ist.« Schömberg wußte es - aber es interessiert ihn, wenn er vor sich selbst ehrlich war, kein bischen mehr.
|