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Perrudja schrieb am 4.5. 2005 um 17:37:14 Uhr über

sadomasochistische-Trauerbekleidung

War der gestrige Tag die endgültige und schmerzhafte Geburt des Testaments, mit peinvollen Vorwehen über die vergangenen Wochen, so war der heutige Tag seine Taufe, oder anders gesagt: Der weiße Rauch, der die Sedisvakanz beendet hatte, verzog sich und Nuntiusse und Camerlengo eilten zu Schlüsselund Ringübergabe herbei. Für den huldvollen Empfang hatte ich mir eine diskrete kleine Inszenierung ausgedacht, die auf subtile Weise meine verliehene Macht illustrieren sollte: Ich öffnete den Herrschaften, von denen einer immerhin sogar, wenn gleich unwissend, für den ersten Orgasmus in Konrads Leben verantwortlich war, die Tür in einer Art Geste der spontanen Überrumplung, wobei mir zugute kam, daß sie eine Viertelstunde früher als angekündigt vor meiner Tür standen, die Lederjacke noch übergeworfen, in einer neuen Hose aus gleichem Material, die mit schwarzen Hosenträgern über einem Bulldoggen–TShirt befestigt war, wobei relativ schwere glänzende Halbschuhe das Bild abrundeten. Der Kuchen in meiner Hand legitimierte meine kurze Aushäusigkeit als gastgeberische Aufmerksamkeit und voll Befriedigung stellte ich fest, wie besonders der stets etwas schwierig zu nehmende Bruder Konrads sich nicht nur jener Zurückhaltung befleißigte, die mir seit gestern auch als mindeste Form des Respekts gebührt, sondern auch gelegentlich in Momenten meiner scheinbaren Abgelenktheit auf eine erstaunlich wenig mißbilligende Art meine nicht nur ihm gänzlich neue Erscheinung musterte, die mich vom ersten Augenblick des Tragens an mit einer Sicherheit ausgestattet hat, wie ich sie zuvor ein Menschenleben lang nicht verspürt hatte. Ohne ein Wort zuviel, besonders das sollte eine auszubildende Stärke meiner neuen Person werden, zeichnete ich ab und stimmte zu, bekam erläutert und merkte informiert an, in allem ausgesprochen erwachsen wirkend, wie ich mich im Stillen unter dem Gespräch selbst beglückwünschte. Es muss gerade für R. wie ein komplett anderer Mensch gewirkt haben, und die anderen, die mich wie der Notar höchstens zweimal im Jahr in größerer Runde getroffen haben, mögen sich ein etwas schiefes, wenngleich positiv verzerrtes Bild von K.s und meiner Partnerschaft gemacht haben; ich malte mir aus, wie sie sich zwischen Erbscheinanträgen und Waffenbesitzkarten (jeder Einbrecher fürchte künftig meinen Nagant–Revolver, der in einer Schachtel im bald auszutauschenden Nachtschränkchen ruht, mir schwebt da eine kleine Lackarbeit japanischer Schule vor) den lieben, armen K. in Chaps oder Schlimmerem ausmalten, gebeugt über eine Art Prügelbock, während ich, in ihn geschraubt, unermüdliche lustvolle Gesäßklatscher auf ihn herabregnen lasse... Sogar die vielen Menschen ja so hochnotpeinliche Frage nach dem ungefähren Schätzwert des Erbes beantwortete ich kühlen Blutes mit der Angabe, es dürfte im 'knapp zweistelligen Millionenbereich' liegen, eine Zahl, die ich zum einen aus Rücksicht auf das Neidhirn der zum Teil hochstudierten Anwesenden, zum anderen aber auch in Rücksicht auf den ohnehin erbarmungslos im Hintergrund lauernden Fiskus so niedrig wie möglich gehalten hatte.


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