Assoziations-Blaster

Der Assoziations-Blaster hat ja viele und keine Funktion. Wie Kunst eben ist. Für mich erfüllt er nach 13 Jahren Bekanntschaft mit dem Ding auch die Funktion einer komischen Art von Tagebuch.
Mir sind noch alle meine ehemaligen Nicks im Blaster bekannt. Und jeder Nick gehört zu einer bestimmten Phase meiner Blastertätigkeit:
Da ist der stets unglücklich verliebte und mit sich selbst höchst unzufriedene Spätteen. In jeder seiner Assoziationen jammert er über die ungerechte Welt und jedes Stichwort nutzt er zur Ausbreitung seiner Innerlichkeit.
Dann ist da der Angry-Young-Man Anfang 20, Student und engagiert im örtlichen Marx/Adorno Lesekreis. Jeder Gedanke der ihn ergreift wandert umgehend in den Blaster. Mehrnoch. Er findet den Blaster interessant, weil er »Mikrologien« zu einem »hermeneutischen Netz« verbindet. Außerdem schimpft er viel und redet in Andeutungen und Referenzen.
Und der berufstätige Anfangdreissiger, immer noch radikal dagegen aber auch mit etwas, was man Sinn für die Umstände nennen könnte. Er amüsiert sich über seine vergangenen Identitäten, schämt sich ein wenig für sie, bleibt aber aus Verständnis auch solidarisch. Und dann fragt er sich noch, wer diesen Artikel in drei bis fünf Jahren liest. Und was er noch zu sagen hat über den Schreiber dieser Zeilen.