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Platon schrieb am 16.10. 2001 um 14:06:15 Uhr über

Astronomie

107. f) Entwurf einer wahrhaft nützlichen Astronomie

Da ist mir recht geschehen, sagte er, und wohlverdient hast du mich gescholten. Aber wie, meinst du, müsse man die
Sternkunde anders lernen, als jetzt geschieht, wenn sie mit Nutzen für das, was wir meinen, erlernt werden soll? - So, sprach
ich, daß man diese Gebilde am Himmel, da sie doch im Sichtbaren gebildet sind, zwar für das beste und vollkommenste in
dieser Art halte, aber doch weit hinter dem Wahrhaften zurückbleibend, nämlich den Bewegungen, in welchen die
Geschwindigkeit, welche ist, und die Langsamkeit, welche ist, sich nach der wahrhaften Zahl und allen wahrhaften Figuren
gegeneinander bewegen und was darin ist forttreiben, welches alles nur mit der Vernunft zu fassen ist, mit dem Gesicht aber
nicht. Oder meinst du etwa? - Keineswegs wohl. - Also, sprach ich, jene bunte Arbeit am Himmel muß man nur als Beispiele
gebrauchen, um jenes zu erlernen, wie wenn einer auf des Daidalos oder eines andern Künstlers oder Malers vortrefflich
gezeichnete und fleißig ausgearbeitete Vorzeichnungen trifft. Denn wenn einer, der sich auf Meßkunde versteht, diese sieht, so
wird er wohl finden, daß sie vortrefflich gearbeitet sind, aber es doch lächerlich sei, diese im Ernst darauf anzusehen, als ob man
darin das Wesen des Gleichen oder Doppelten oder irgendeines anderen Verhältnisses fassen könnte. - Wie sollte das nicht
lächerlich sein! sagte er. - Meinst du nun nicht, sprach ich, es werde dem wahrhaft Sternkundigen ebenso ergehen, wenn er die
Bewegungen der Gestirne betrachtet? Er werde zwar glauben, so vortrefflich nur immer dergleichen Werke zusammengesetzt
sein können, sei gewiß von dem Bildner des Himmels dieser und was in ihm ist auch zusammengesetzt; aber das Verhältnis der
Nacht zum Tage und dieser zum Monat und des Monates zum Jahr und der andern Gestirne zu diesen und unter sich, meinst du
nicht, er werde den für ungereimt hatten, welcher behauptet, diese erfolgen immer auf die gleiche Weise, ohne je um das
mindeste abzuweichen, die doch Körper haben und sichtbar sind, und man müsse auf jede Weise versuchen, an ihnen das
Wesen zu erfassen? - Das dünkt mich nun auch, sprach er, da ich dich höre. - Also, sprach ich, um uns der Aufgabe zu
bedienen, welche sie darbietet, wollen wir wie die Meßkunde so auch die Sternkunde herbeiholen, was aber am Himmel ist,
lassen, wenn es uns anders darum zu tun ist, wahrhaft der Sternkunde uns befleißigend das von Natur Vernünftige in unserer
Seele aus Unbrauchbarem brauchbar zu machen. - Da gibst du vielmal mehr zu tun, als jetzt bei der Sternkunde geschieht. -
Und ich denke wohl, sagte ich, wir werden es mit allem andern ebenso einrichten müssen, wenn wir als Gesetzgeber etwas
nütze sein wollen.

(Harmonie)


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