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Quickie schrieb am 1.4. 2006 um 20:30:44 Uhr über

Bibel

Lesen wir das Neue Testament ohne sexualpessimistische Brille und beginnen dabei am Anfang, dann sind wir frei von dem Zwang 1.Matth.18-20 als »Bericht« über eine asexuelle Zeugung zu lesen. Damit haben wir dann einen Riegel bei Seite geschoben, der durch den machtorientierten Teil des Christentums schon vor vielen Jahrhunderten gleich am Eingang des Alten Testamentes vorgeschoben wurde. Damit eröffnen wir uns ganz neue Möglichkeiten und Perspektiven des Bibelverständnisses, die uns nicht gleich wieder in die alten, ausgetretenen Pfade einer neurotisierenden und den Menschen verbiegenden Moral zwingen. Jesus einmal nicht als übernatürliches »Wunder vom Himmel«, sondern als natürlich gezeugter Mensch. Ein ganz anderer, erfrischend neuer Boden, auf den wir dann unser Bibelverständnis stellen.
Der Vater Jesu, Joseph, verkommt uns nicht mehr zur blassen, grauen Randfigur, sondern wird zu einem sehr interessanten Mann, der nicht mehr im Schatten bzw. übergrellen Glanz einer ins Phantastische aufgeblasenen Pseudofrau verschwindet. Joseph als echter, wirklicher, mit Händen zu greifender und leiblicher VATER! Ein Vater, von dem die »neuen Männer« bzw. »neuen Väter« des 20. und 21. Jahrhunderts vermutlich eine Menge lernen können. Ein engagierter Vater und ebenso engagierter und nicht minder leidenschaftlicher Liebhaber und Ehemann. Vom heiligen Geist, vom Geist der Liebe und der Lebenslust zum vorehelichen Geschlechtsverkehr mit seiner Verlobten hingerissen (Matth.1,18, nach Luther). Er widersetzt sich seiner Angst vor der Macht oberflächlicher Konvention, widersteht seinem inneren Schweinehund, der ihm eingibt, seine Verlobte im Stich zu lassen und sich aus dem Staube machen zu wollen, nachdem seine aufrichtige Liebe und Leidenschaft ihn dazu verführt hat, sich auf das Abenteuer einer vorehelichen Liebesnacht einzulassen (Matth.1,19-21+24). Ein Mann mit inniger Verbindung zu den Tiefenschichten seines Unbewussten. Immer wieder sind es Träume, die ihn zu waghalsigen Unternehmungen veranlassen. Er demonstriert unglaubliches Vertrauen in die Impulse seines Innersten, seines Herzens. »Joseph stand auf vom Schlaf, tat, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte...« Kein kopfgesteuerter, von den Emotionen und kreativen Impulsen seiner Psyche abgeschnittener »harter« Mann, der stumpfsinnig einer alltäglichen Lebensroutine nachläuft. Vielmehr eine ungemein schillernde, imposante, interessante und aufregende Persönlichkeit, dieser Mann namens Joseph.
Und Maria! Sie mutiert uns nun nicht mehr zur kalten, leblosen, auf einem unerreichbaren Sockel stehenden Ikone im wallenden Umhang. Der falsche Glanz einer entweiblichten, entleibten, entsexualisierten, pseudoheiligen Phantasiefigur erlischt und wir blicken plötzlich in die hell wachen, lebendigen Augen einer ebenso normalen wie irdisch attraktiven Frau. Und wie gut passt sie zu diesem leidenschaftlichen und abenteuerlichen Joseph! Wen wundert es, dass diese beiden jungen Menschen sich ineinander verliebt haben? Die selbstbewusste Maria, die mutig nicht davor zurück schreckt, sich als eine Auserwählte des unendlichen Gottes, des tiefsten und unerforschlich naturmächtigen Urgrundes allen Seins zu begreifen. Eine Frau, durchdrungen von hohem Lebensmut und dem Feuer einer Person, die entschlossen ist, sich auf das Leben in seiner ganzen unfassbaren Größe und Tiefe einzulassen. Eine im besten Sinne emanzipierte Frau. Auch ihr Bewusstsein wurzelt tief und fest in den unerforschlichen Gründen des Unbewussten. Bereit ist sie, auf ihre innere Stimme, sie Stimme ihrer Intuition zu hören. Offen ist sie für visionäre innere Erfahrungen und Botschaften aus ihrem Tiefenselbst.
Bleibt es da undenkbar, dass diese beiden vitalen, gefühlvollen, geistig und seelisch quicklebendigen Menschen, die sich da gefunden haben, in einer wahrhaft heiligen Nacht der Liebe und der von tiefer und lebendiger Spiritualität getragenen Erotik und Wollust einen Menschen, ein Kind gezeugt haben, das über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg von größter und nachhaltigster Bedeutung sein würde für die Geschichte der Menschheit?


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