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mcnep schrieb am 9.1. 2005 um 21:32:11 Uhr über

Kuanon

Wenn man aufs Klo geht, also richtig aufs Klo geht, und man raucht eine Zigarette auf dem Klo und es steht kein Aschenbecher da und das Handwaschbecken ist zu weit weg, weil es ein intelligentes Klo ist, mit großzügig bemessenem Platz, allerdings auch mit dem Nachteil, daß man nicht, wenn man gerade morgens verkatert darauf geht, den Kopf am Waschbeckenrand kühlen kann, wenn man jedenfalls keine Möglichkeit hat, die Asche und den Stummel zu entsorgen, spaltet sich die Menschheit zunächst in die zwei Lager der Vornedurchascher und der Hintendurchascher, was zugleich etwas über die Gesäßzentrierung der Toilettenbenutzer verrät. Aber egal ob man die Asche von der gleichen Seite entsorgt wie den eigentlichen Anlaß des Toilettenbesuchs (es sei denn, man befindet sich auf einer langweiligen Party oder auf einem Langstreckenflug) oder von vorne, was für mich trotz inzwischen regelmäßig erfolgender Intimrasur ein unheimlicher Gedanke wäre, es kommt auch der Punkt, an dem es gilt, den Stummel zu entsorgen, wenn möglich, auf dem gleichen Wege wie zuvor die Asche, denn alte Gewohnheiten sollte man nicht leichtfertig aufgeben, Routine schafft Sicherheit, wenn man dies aber nun tut, so kann es in einer geringen Zahl der Fälle passieren, daß der noch brennende Stummel nicht in den Abfluß gerät, sondern auf der Sanitärkeramik oder gar schlimmerem zu liegen kommt, von wo er unter Umständen sein qualmendes Werk fortsetzt. Nun besteht trotz gewisser urbaner Mythen kein wirklicher Grund zur Sorge, dies könne eine Explosion auslösen, zumal man, wenn man bereits eine Zigarettenlänge lang das Klo blockiert (falls es wirklich bei einer Party ist, sollte man als teilnehmender Mensch solches nur tun, wenn es Ausweichgelegenheiten für die anderen Gäste gibt, gerade Frauen sind diesbezüglich schutzbedürftige Wesen, da reicht oft schon ein Wort wie 'Gebirgsbach' oder 'Fulleren' aus, auf Parties ist es nämlich oft laut und die Dame, noch den Pisco sour in der Hand, versteht 'Pulleren' und schon ist sie da, die Stressinkontinenz) jedenfalls sollte man sich nach fünf bis acht Minuten seiner Darmgase bereits entraten haben, oder heißt es entschlagen? Jedenfalls ist die Sache, mögen auch bei aller Ratio gewisse unterbewußte Besorgnisse hineinspielen, gänzlich ungefährlich, aber dennoch lästig, stellt sie doch den rauchenden, geraucht habenden besser gesagt, soviel Zeit muß sein, Toilettenbenutzer vor eine Reihe unschöner Alternativen: Entweder läßt er die Zigarette einfach weiterqualmen, bis die im Becken befindliche Feuchtigkeit irgendwann die Glut erreicht hat und zum Verlöschen führt - da bleibt jedoch ganz unmetaphorisch ein Beigeschmack, vielleicht wird die Party ja doch besser als erwartet und wer will sich schon sagen lassen: »Hau ab, ich leck doch keinen Aschenbecher...«? Die zweite Möglichkeit wäre, nach hinten zu langen und zwischendrin den Spülknopf zu betätigen, gerade jeder Mann wird jedoch bestätigen, daß dieser Vorgang gewisse Risiken in sich birgt und man kennt ja die Toiletten von Partygastgebern meist nicht so gut wie die eigene, das geht alles auch schon wieder ins Halbunbewußte, kann aber in jedem Fall nur eine Notlösung bei aufbrandender Panik bei dem Gedanken an Möglichkeit eins sein. Die dritte Möglichkeit ist die, seine Verrichtung beschleunigt zu einem Abschluß zu bringen und dem Stinkfneudel (schreibt man das so? Manche Worte sind außerhalb der Mundhöhle praktisch kaum lebensfähig) aus sicherer Distanz den Gnadenstoß zu versetzen. Nachteil hier ist, daß ab der Betätigung der Toilettenspülung allenfalls eine doppelte Handwaschzeit von den Gästen respektiert wird, die bereits mit zusammengekniffenen Körperöffnungen vor der Tür des Klos warten (inzwischen bin ich fast sicher, daß es sich bei dem 'Anlaß der Bewirtung' um eine Party mit furchtbaren Menschen zwischen 25 und 45 handelt, bei den jüngeren braucht man nicht auf dem Klo zu rauchen, bei den älteren traut man sich nicht). Also bleibt Möglichkeit vier, die hiermit als lehrreiche Essenz dieses Beitrages im Gedächtnis aller künftigen Kloraucher verbleiben möge: Stück Klopapier nehmen, draufspucken, Zigarettenkippe rein, paarmal eingerollt, bis das Ding fast wie ein Damentorpedo Mini aussieht und ab damit auf dem Weg alles Irdischen. Hat auch den Vorteil, daß der Stummel praktisch immer mit runtergespült wird und keine Zeit hat, häßliche Nikotinränder im Ausguß zu machen, aber die Gefahr ist ja bei einer Party, wo nach Mitternacht sowieso immer jemand auf dem Klo hockt, eher gering. Dieser Kniff funktioniert aber natürlich nur, wenn man nicht so blöd war, seine Zigarette zuvor bereits unverpackt entsorgt zu haben, also zu Ende lesen, bevor man aufs Klo geht.

Eigentlich müßte dieses Stichwort Die-Geschichte-wo-28mal-das-Wort-man-drin-vorkommt heißen, aber ich widme es lieber jener lieblichen Gestalt, die mich jedesmal auf dem Klo von einem Bild auf der Tür her holdselig anschaut, und das ist eben nicht Frank Zappa, alles hat seinen Zeit.


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