Monsieur de Charlus war gerade dabei, seinen Überzieher mit Anweisungen abzugeben, wie sie ein guter Freund des Hauses erteilt. Der Diener aber, dem er ihn reichte, war ein Neuer und zudem noch ganz jung. Nun aber verlor Monsieur de Charlus jetzt häufig, was man die Orientierung nennt und war sich nicht mehr ganz bewußt, was man tut und was man besser unterläßt. Während er in Balbec das löbliche Bedürfnis gehabt hatte zu zeigen, daß gewisse Themen ihn nicht erschreckten, und sich nicht gescheut hatte, etwa von jemandem zu sagen: 'Er ist ein hübscher Junge', das heißt die gleichen Dinge zu bemerken, die ein anderer hätte sagen können, der nicht so war wie er, kam es jetzt vor, daß seine Wünsche sich durch das Aussprechen von Dingen äußerten, die niemand hätte sagen können, der nicht so war wie er, Dingen, auf die sein Geist so beständig fixiert war, daß er darüber vergaß, daß sie keineswegs zu den gewöhnlichen Denkgewohnheiten aller Menschen gehören. Während er also den neuen Diener ins Auge faßte, hob er den Zeigefinger drohend in die Luft, und in der Meinung, er mache damit einen hervorragenden Scherz, sagte er zu dem jungen Mann: »Hören Sie, ich verbiete Ihnen, mir solche Augen zu machen«, und setzte dann zu Brichot gewendet hinzu: »Der Kleine hat ein komisches Gesicht, er hat eine amüsante Nase«; darauf – ob er nun den Scherz noch vervollständigen wollte oder einfach einem unbezwinglichen Verlangen nachgab – streckte er den Zeigefinger horizontal aus, zögerte einen Augenblick, stieß ihn, als könne er nicht länger an sich halten, in der Richtung auf den Diener nach vorn und berührte dessen Nase mit einem 'Pff!'. Von Brichot, von mir und von Saniette gefolgt, der uns die Mitteilung machte, die Fürstin Scherbatow sei um sechs Uhr gestorben, betrat er den Salon.
Proust, Zeit 3062ff
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