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http://geocities.com/basistext/tabu.htm schrieb am 25.9. 2001 um 09:24:55 Uhr über

berühren

Die Taktik hierfür ist eine doppelte, die gerade in dieser Kombination auch heute noch sehr gut funktioniert:

1. Verweigerung von INFORMATION, die zumeist natürlich gar nicht mehr bewußt geschieht, in Form von Tabus.

Da unser Gehirn nun einmal auf optimale gelingende Fruchtbarkeit abgestimmt ist und da genau davon das Denken abgelenkt
werden muß, werden am liebsten überhaupt keine Informationen über die Dinge gegeben, die in irgendeiner Weise mit
Sexualität zusammenhängen. Die jungen Menschen sollen sich ohne eigene Reflexion so verhalten, wie die Alten es wollen, etwa
die einen Mädchen für die Arbeit und für die geordnete Nachzucht, die anderen für's Vergnügen.

Da dies bei uns weitgehend nicht mehr funktioniert und da etwa GESCHLECHTSKRANKHEITEN und uneheliche Kinder
das Interesse der Alten stören, sehen sie sich zumindest zur AUFKLÄRUNG darüber genötigt. Denn die unehelichen Kinder
müssen ja entweder von ihnen direkt oder über ihre Steuern versorgt werden, schmälern also auch ihr Einkommen, ohne daß
dem ein direkter Nutzen entgegensteht, und die Geschlechtskrankheiten stören auch ihnen ihr Vergnügen.

Doch zumindest werden immer noch diejenigen Informationen verweigert oder vergessen, nicht erforscht oder nicht richtig
pädagogisch aufgearbeitet, bei denen es um STRATEGIEN fürs Leben der jungen Menschen geht, von denen hier zumindest
einige genannt seien:

- Keine (oder jeweils unvollständige, nicht rechtzeitige oder nicht »ankommende«) Informationen über die
AMBIVALENZ (= Doppelwertigkeit) vieler Dinge gerade im Bereich der Sexualität.

- Keine Information über die Zusammenhänge von Sexualität und SINN DES LEBENS, LIEBE, GEFÄHRTESEIN,
VERLIEBTHEIT.

- Keine Information über die NATÜRLICHEN MECHANISMEN und den eher sozialen Sinn so mancher menschlicher
Besonderheiten wie etwa des JUNGFERNHÄUTCHENS.

- Keine Information über Vorgänge wie REINFALLEN, VERFÜHRUNG, ÜBERRUMPELUNG.

- Keine Information über die Sinnlosigkeit der (Sexual- )SCHAM für wirkliche MORAL und harmlose Alternativen wie
bewußte NACKTHEIT, ENTHALTSAMKEIT oder das Erlebnis des zentralnervös ausgelösten ORGASMUS.

- Keine Information über sinnvolle REIHENFOLGEN, die Problematik der VOLLENDETEN TATSACHEN,
alternative STRATEGIEN.

- Keine Information über die Brisanzthemen unseres CHRISTLICHEN GLAUBENS, wie über den geschichtlichen
JESUS, über die Problematik eines Glaubens an GOTT, über das Anliegen und die Lebensnähe der
ADAM-UND-EVA-Erzählung, das Anliegen der ZEHN GEBOTE als Spielregeln eines diesseitigen PARADIESES, die
vermutlich wirklicheren Anliegen mancher SAKRAMENTE.

- Keine Information über die Brisanz unserer KULTURPRODUKTION.

- Keine Information über Verstehensprobleme wie MAUERN IN DEN KÖPFEN und MEINUNGSÄNDERUNG.

- Keine Information zur Erkenntnis anderer Menschen (siehe MENSCHENKENNTNIS, LÜGE, HEUCHELEI,
LEICHEN IM KELLER).

- Und natürlich keine Information über geistige Techniken der MANIPULATION und Verdummung (siehe etwa
GLAUBWÜRDIGKEIT, SEXUALÄNGSTE, ÄNGSTE, FURCHT).

2. Aufbau von sinnlosen irrationalen ÄNGSTEN, die an zahlreiche PHANTOME wie vor allem die (Sexual-)SCHAM
gekoppelt sind, und die selbst nicht hinterfragt werden und die gleichzeitig dafür sorgen, daß auch die verweigerte Information,
also die Tabus, nicht aufgeklärt wird.

Freilich, so bewußt und so hinterhältig wie hier beschrieben kommen Tabus im allgemeinen natürlich nicht zustande. Die
Wirklichkeit ist vermutlich viel spießiger (siehe SPIESSER). Und da stehen sozusagen am Anfang immer ungelöste Dinge in der
persönlichen Vergangenheit einzelner Menschen, die wir etwas salopp oft mit LEICHEN IM KELLER bezeichnen: Man selbst
hat in seinem Leben genau das falsch gemacht, was man dann tabuisiert. Und wenn nun von derartigen »Leichen« sozusagen
alle im Kollektiv betroffen sind oder wenigstens diejenigen, die gerade in einer Gesellschaft das Sagen haben (also das
ESTABLISHMENT), dann führt das zu einem gesellschaftlichen Tabu. Jetzt werden die Leichen im Keller oder auch
VERDRÄNGUNGEN ganz einfach kulturell begründet, ja sie werden schließlich sogar als Kennzeichen einer bestimmten
angeblich höheren Zivilisation oder auch einer KULTUR hingestellt.

Den berühmtesten Fall einer solchen Tabuisierung kennen wir von der ADAM-UND-EVA-Erzählung und erfahren ihn immer
wieder. Dieses Pärchen steht ja symbolisch für alle die Paare, bei denen die Einheit von LEIB UND SEELE nicht verwirklicht
ist und bei denen es trotzdem zum Geschlechtsverkehr kommt. Sie spüren hinterher, daß sie etwas falsch gemacht haben, und
tabuisieren die ganze SEXUALITÄT überhaupt, indem sie sich Feigenblätter umbinden. Die Verfasser der Urgeschichte der
Bibel sahen diesen Fehler als kollektive Erscheinung bei allen Menschen, die sich zu ihrer Zeit und zu allen Zeiten genauso
unklug verhielten und auch weiter verhalten werden. Beabsichtigt ist mit der Adam-und-Eva-Erzählung allerdings nun eine
Verhaltensänderung durch eine Enttabuisierung, indem andere Menschen in dieser Lehrgeschichte so genau über den
Tathergang aufgeklärt würden, daß sie nicht wieder dieselben Fehler begingen. Doch die Tabuisierungen waren stärker: Da
auch die späteren Menschen immer wieder nicht bereit waren, über ihre typischen Fehlentscheidungen nachzudenken und sie
bei sich selbst abzustellen, haben sie eine lächerliche Geschichte vom SÜNDENFALL eines ersten Menschenpärchens daraus
gemacht, das verbotenerweise einen bestimmten Apfel gegessen hat. Angebliches Kennzeichen der Kultur der von diesem
Menschenpärchen abstammenden Menschen wurde die Sexualscham. Christliche DOGMATIK ist dann den Weg der
Tabuisierung konsequent weitergegangen und hat daraus die Lehre von einer ERBSÜNDE entwickelt, aus der nun wirklich
niemand mehr etwas Konkretes für sein Leben entnehmen kann. Und der neue Sinn ist uns schon so weit in Fleisch und

Blut übergegangen, daß da gar keine Tabuisierung mehr empfunden und allenfalls noch derjenige beargwöhnt wird, der diese
Geschichte zu enttabuisieren versucht! Daß man selbst für sich eine Sache tabuisiert und sich damit etwas vormacht, ist schon
schlimm genug, noch schlimmer ist jedoch, daß durch Tabuisierungen bestimmte Fehlverhalten nach dem Wechselspiel von
TÄTER UND OPFER auch noch für die nachwachsenden Generationen sozusagen kultiviert und damit zementiert werden!
Denn die Tabuisierungen haben ihre Funktion in einem geradezu teuflischen Kreislauf. Zunächst einmal helfen sie nicht nur nicht
dem einzelnen Menschen, sondern wirken noch doppelt negativ: Einerseits reizt doch gerade das besonders zum Übertreten,
was geheimnisvoll ist (ohne es vernünftig zu hinterfragen, siehe auch VERBOT), und andererseits vernebeln Tabus die
Wirklichkeit. Sie wirken wie MAUERN IN DEN KÖPFEN und versperren den Zugang zu hilfreichen INFORMATIONEN
und behindern folgerichtiges Nachdenken. Dadurch wird bei den Betroffenen die Bildung eines brauchbaren
REALITÄTSBEWUSSTSEINS zumindest erschwert und es ihnen nur zu oft unmöglich gemacht, aus wirklichem EGOISMUS
heraus die nötigen Konsequenzen für ihr eigenes Leben zu ziehen.

Auf alle Fälle wird eine sachgerechte STRATEGIE im Hinblick auf eine eigene MORAL nur sehr schwer oder kaum möglich.
Also werden - wenn's darauf ankommt - die Fehler der Elterngenerationen immer wieder aufs Neue begangen, damit wird
irgendwann wieder tabuisiert und so weiter. Die »Feigenblätter«, mit denen wir unsere Nacktheit verhüllen, werden laufend
aufgefrischt und weitergegeben!

Geschieht das alles nun aus Böswilligkeit oder aus HASS der frustrierten alten Generation gegenüber der jungen, möchten die
alten Leute die jungen möglichst schnell in ihre Leidensgemeinschaft einreihen? Oder ist alles nur einfach Tragik? Oder steckt
am Ende nicht doch die schäbige Berechnung dahinter, wie sich die Alten die Jungen und wie sich die Geschlechter gegenseitig
untertan und gefügig zu machen versuchen und wie dies auch weitgehend gelingt?

Leider sind bei dieser MANIPULATION über Tabus auch alle RELIGIONEN mit ihren Geheimnistuereien beteiligt, die allein
den Zweck haben, daß die Opfer dieser Religionen, also die Gläubigen, den Tätern, also den Verkündern, nicht in die Karten
schauen. Und auch unser Christentum hat sich diesem Klischee der Religionen leider recht bald angepaßt. Dabei hat wirklicher
CHRISTLICHER GLAUBE das genaue gegenteilige und in jeder Hinsicht befreiende Anliegen der EMANZIPATION aller
Menschen. HEILIGER GEIST heißt Zerstörung von Tabus des Denkens! Seien wir uns immer bewußt, daß ohne
NÜTZLICHE IDIOTEN, die bei der Tabuisierung auch notwendiger INFORMATIONEN ihre unrühmliche Rolle spielen, sich
kein BÖSES auf Dauer halten könnte. An uns liegt es, alle diese fremddienlichen Manipulationen unseres Denkens und
unserer Gefühlswelt zu erkennen und uns nicht von ihnen beherrschen zu lassen. Nur ohne Tabus des Denkens werden wir so
lebenstüchtig, daß wir im Spiel des Lebens unsere Chancen und RISIKEN erkennen, damit wir STRATEGIEN entwickeln,
um nicht genau wieder die Fehler der Elterngenerationen im Hinblick auf die Zerstörung der Einheit von LEIB UND SEELE
begehen. Dabei sollten wir mit unserer KRITIK an den Tabus auch wieder vorsichtig sein und sie schon genau hinterfragen. Als
günstige Orientierung für die Sinnhaftigkeit von Tabus bietet sie der Denkhorizont von Kindern an, machen wir uns deren
NEUGIER zu Eigen, was sie nicht tabuisieren würden, da können auch wir ansetzen! Zusätzlich gelten dann natürlich noch die
ZEHN GEBOTE, und halten wir bei persönlichen Entscheidungen unter allen Umständen eine REIHENFOLGE vor dem
Hintergrund dieser Gebote ein (siehe auch VOLLENDETE TATSACHEN). Lassen wir uns auch nicht einreden, daß einer
Enttabuisierung des Denkens auch bald eine Enttabuisierung des Handelns folgt, denn das stimmt nicht: Wer die Folgen eines
Handelns klar durchschaut, der wird sich auch von diesem Durchblick leiten lassen!



Dieses Stichwort gehört zum Wörterbuchteil des Konzepts BASISRELIGION.

Der Verfasser weist ausdrücklich darauf hin, daß zum richtigen Verständnis des Einzelstichworts bisweilen das Verständnis des
Gesamtzusammenhangs nötig ist. Folgen Sie daher bitte den entsprechenden Verweisen („Links“)!



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