Es gibt so viele Henkel, an denen wir greifbar und angreifbar, also führbar und verführbar sind. Wir sind übersäht mit den Dingern. Als ob die ererbten Henkel nicht schon genug seien, wird dann auch noch versucht, immer noch weitere erlernte und zu erlernende Henkel an uns ranzubasteln. Dadurch wird das Leid nur größer.
Ein Henkel ist zum zum Beispiel, dass wir uns gegen »das Aufgeben« an sich schon einmal wehren. Wir möchten ja nicht als Verlierer dastehen. Sieger geben nicht auf. Wieso also sollten wir mit Veränderungen bei uns selbst anfangen, wenn »das System« schlecht ist? Es gibt da mindestens drei weitere Fragen, die zu hilfreichen Antworten führen können:
1. Nähe und Effizienz: Ich stehe mir selbst am nächsten. Bei entsprechender Selbsterkenntnis ist schon einmal der Weg von mir selbst zu mir selbst am kürzesten. Wo kann ich Systemveränderung am effizientesten kontrollieren?
2. Selbsterkenntnis und Achtsamkeit: Um die Kürze des Weges zu mir nutzen zu können, muss ich mich kennen. Dass ich mir selbst am nächsten stehe bedeutet nicht notwendigerweise, dass ich mich selbst besser kenne als Andere das tun. Selbsterkenntnis beruht auf erfüllten Voraussetzungen. Zum Beispiel: Wie bewusst und achtsam bin ich wirklich?
3. Freiheit unter den Bedingungen der Zwanghaftigkeit: Sehe ich meine Freiheiten nicht zu oft darin, mich eigenem und fremdem Zwang ungehindert beugen zu können? Was sind solche Freiheiten dann wert?
Also genug der Henkel: Wir investieren nicht in mühesame Überzeugungsarbeit bei Anderen, sondern fangen einfach bei uns selbst mit dem Enthenkeln an.
Literatur:
* Lucius Annaeus Seneca: Von der Kürze des Lebens, z.B. ISBN 3150018471 und ISBN 3423091118
* Bernhard Verbeek: Die Anthropologie der Umweltzerstörung, 1998, ISBN 3896780999
* Robert B. Cialdini: Influence - Science and Practice, 2000, ISBN, 0321011473
* Richard W. Paul, Linda Elder: Critical Thinking, 2002, ISBN 0130647608
* Shaun P. Hargreaves Heap, Yanis Varoufakis: Game Theory - A Critical Text, 2004, ISBN 0415250951
* Anthony Kelly: Decision Making Using Game Theory - An Introduction for Managers, 2003, ISBN 0521814626
* Jon Elster: Nuts and Bolts for the Social Sciences, 1989, ISBN 0521376068
* Karl-Heinz Brodbeck: Buddhistische Wirtschaftsethik - Eine vergleichende Einführung, 2002, ISBN 3832209905
* Hermann Broch: Massenwahntheorie, 1948, ISBN 3518370022; insbes. 3. Teil, Kapitel 5.8 »Totalwirtschaft und Totalversklavung«
* Robert H. Nelson: Economics as Religion - From Samuelson to Chicago and Beyond, 2003, ISBN 0271022841
* Karl-Heinz Brodbeck: Die fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie, 2000, ISBN 3534150074
* H.v.Hentig: Die Menschen stärken, die Sachen klären - Ein Plädoyer für die Wiederherstellung der Aufklärung, 1985, ISBN 315008072X
* Karl Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen, 1919, ISBN 3492119883
* Irmentraud Schlaffer: Buddhismus für den Alltag, 2003, ISBN 3896202154
* Bhante Henepola Gunaratana: Mindfulness in Plain English, 2002, ISBN 0861713214
* Nyanaponika Thera: Geistestraining durch Achtsamkeit, 2000 (Original älter), ISBN 3931095029
* Herrad Schenk: Glück und Schicksal, 2000, ISBN 3406466273
* Alan W. Watts: Weisheit des ungesicherten Lebens, 1951, ISBN 3502676283
* Norbert Bischof: Struktur und Bedeutung, 1998, ISBN 3456830807
* P.M. Driver, D.A. Humphries: Protean Behaviour - The Biology of Unpredictability, 1988, ISBN 0198571704
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