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Der liebe Junge von nebenan schrieb am 27.10. 2008 um 21:34:31 Uhr über

Mittelalter

Karl der Große (768-814)

Weitere Expansionen fanden in der vierten Generation der Karolinger statt. Karl der Große, Sohn Pippins III. unterwarf ab 772 die noch heidnischen Sachsen in den 32 Jahre dauernden Sachsenkriegen. Diese wurden mit größter Härte geführt. Massenhinrichtungen und Zwangsdeportationen brachen den Widerstand der sächsischen Unterschichten, die sich hartnäckig gegen die Christianisierung wehrten.

Schon vorhergegangene Christianisierungsversuche der Friesen hatten sich als äußerst schwierig erwiesen. So wurde der angelsächsische Mönch Winfried (genannt Bonifazius) bei einer Missionsreise 754 von heidnischen Kriegern erschlagen. Nicht nur da die Christianisierung Unterwerfung unter Fremdherrschaft bedeutete sondern auch, weil die komplizierte Schriftreligion im Gegensatz zu den animistischen Traditionen weniger greifbar war, war sie schwer zu vermitteln. Auch waren die Methoden der Christianisierung brutal, es wurden harte Strafen etwa gegen Sonntagsarbeit eingeführt, was einem agrarisch orientierten Volk, welches den Arbeitsablauf von Witterungsbedingungen abhängig machte, absurd vorkommen mußte. Besonderen Widerstand provozierte auch die Abgabe des „ Zehnten“, also des zehnten Teils des Besitzes an die Kirche.

Schließlich wandte sich Karl den beiden ungelösten Problembereichen seiner Vorgänger zu. Das Langobardenreich wurde 774 erobert sowie das Herzogtum Benevent 787 unter fränkische Oberhoheit gebracht, also die gesamte italienische Halbinsel unter Kontrolle gebracht. Bayern entzog er die Autonomie, indem er den Herzog Tassilo (III.) 788 absetzte. Zuletzt schwächte er 796 das Awarenreich durch die Eroberung des Zentrums.

Das Jahr 800 stellte den Höhepunkt der Macht Karls des Großen dar. Erneut bat der Papst (Leo III.) einen Karolinger um Hilfe, diesmal gegen eine Verschwörung des römischen Stadtadels. Beim anschließenden Weihnachtsgottesdienstes krönte dieser Karl zum Kaiser nach byzantinischem Ritus. Der Kaisertitel symbolisierte die konkreten Machtverhältnisse.

Um seine Machtbasis zu sichern, setzte Karl seine Söhne als Könige in den Reichsteilen ein, wobei er seinen ersten Sohn Pippin aufgrund dessen körperlicher Mißbildung (“Pippin der Bucklige“) überging. Karl der Jüngere wurde Frankenkönig (800), Karlmann, der nach der Entmachtung seines älteren Bruders in der Familientradion in Pippin umbenannt worden war, wurde 781 König von Italien und Ludwig der Fromme König von Aquitanien. Die noch minderjährigen Statthalter waren in zweierlei Hinsicht vorteilhaft: Durch die Familienbande war eine Legitimation für das Volk deutlich, die reale Regierungsgewalt dagegen konnte Karl von loyalen Beratern erledigen lassen.

Die feudale Struktur zeigt aber auch eine Schwäche des Großreiches. Aus Mangel an Infrastruktur und Kommunikationsmitteln war die Macht des feudalen Adels sehr groß und schwer zu kontrollieren. Zur Kompensation war der König/Kaiser Karl der Große ständig auf Reisen durch sein Reichsgebiet und rastete auf königlichen/kaiserlichen Pfalzen und Höfen, um vor Ort Recht zu sprechen und Gesandte zu empfangen. Karls Lieblingspfalz wurde Aachen. Karl wurde damit zum Vorbild des Wander- oder Reisekönigtums des Mittelalters.

Als Gegengewicht zum lokalen Adel hatten die fränkischen Könige schon lange Grafen eingesetzt. Dieses System konnte sich jedoch niemals voll durchsetzen. Nachdem der Hochadel 614 erzwungen hatte, das nur Adelige aus der jeweiligen Region ein Grafenamt bekleiden durften, setzten die Grafen vor allem regionale Interessen durch. Karl etablierte dagegen das System der Königsboten (missi dominici). Doch auch dieses System wurde vom Hochadel unterminiert. Seit 802 durften nur noch hohe Amtsträger (Bischöfe, Äbte, Grafen) Königsboten sein. Die herrschende Schicht konnte sich so selbst kontrollieren.





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