Hexenmeisterzauberspruch

Aus grau wabernden Schwaden schälten sich gemächlich tiefschwarze Konturen heraus. War zum Boden hin noch alles in wallenden Wolken gehüllt, erschien gen Himmel langsam die hochgezogene Spitze des steifen Zaubererhutes mit gold-blinkenden Glitzerfunkelsternen, als wollten sie die Nebelwand in sich aufsaugen.
Je deutlicher die gebeugte Gestalt des alten Gorbol die zehrende Feuchtigkeit des Novembermorgens durchstach, desto mehr schien sie sich auszubreiten und mit langen, spindeldürren Fingern nach mir zu greifen.
Kalter Schweiß tropfte von meiner brennenden Stirn und die durchbohrende Panik vor dem Hexenmeisterzauberspruch umklammerte mein angsterfüllt pulsierendes Herz.
Im Näherkommen der Schattengestalt spürte ich den schwefelstinkigen Atem meinen Hals umklammern, krächzend sackte ich mit gummiweichen Knien in mich zusammen, erwartend, von Feuerblitzen aus der öligen Tiefe des lodernden Rachens vernichtet zu werden.
Wie ein Schlag mit der Lederpeitsche sausten Episoden meines Lebens vor meinen tränenden Augen vorbei,
Freude Trauer Leid Schmerz Lust Gefallen Genuß Angst Pein Verzweiflung Glückseligkeit Jubilieren Pein Verlust Gewinn Bewußtheit und Dumpfsein Anspannung Atem holen Ausbreiten Eins werden

ein Rausch, der keine Zeit ließ für Bewertung, der nur war

ich war

   ich

      war


         war