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Comodus schrieb am 17.6. 2003 um 00:56:20 Uhr über

Augustinus


Aurelius Augustinus (354 - 430)

Der Philosoph und Theologe Augustinus wurde in Karthago in Rhetorik ausgebildet und im
Jahr 374 Lehrer in diesem Fach. 383 wurde er nach Rom berufen und kurz danach in die
Residenzstadt Mailand, wo er als Rhetor wirkte.

Die Krisen seiner Jugend hat Augustinus um 397/401 in seinen Bekenntnissen
niedergeschrieben. Die Bekenntnisse sind eine der ersten individualistischen
Selbstbiographien der Weltliteratur.

Die Lektüre von Ciceros Hortensius führte Augustinus zur Philosophie. Viele Jahre war er
Anhänger der Manichäismus, dann kurz der Skepsis. In Mailand lernte er den
Neuplatonismus kennen und kam durch ihn zum Christentum. 387 ließ er sich taufen. Er
wurde 391 zum Priester in Hippo Regius in Nordafrika ernannt. Von 396 bis zu seinem Tod
war in dieser Stadt Bischof.

Für Augustinus lassen sich Theologie und Philosophie nicht scharf unterscheiden. Diese
Position zeigt sich u. a. in seiner Maxime: Ich glaube, damit ich erkennen kann (lat. credo,
ut intelligam).

Ohne die göttliche Erleuchtung in unserem Glauben können wir die Weisheit (lat. sapientia),
mit deren Hilfe wir zur Glückseligkeit (lat. beatitudo) gelangen, nicht erkennen.

Der Wunsch nach Glückseligkeit ist der einzige Grund zum Philosophieren. Die Philosophie
ist ein Mittel, den Glauben zu vertiefen.

Augustinus knüpft an Platon's Unterscheidung zwischen der veränderlichen Erscheinungswelt
und der ewigen, unveränderlichen Ideenwelt der Vernunft an. Er greift Platons Gedanken,
daß nur das Wirkliche voll und ganz erkannt werden kann, und Platons Dualismus zwischen
Seele und Leib auf.

Gegen die Skeptiker wendet Augustinus ein: Wenn sich jemand in seinem Glauben irrt,
existiert er, denn derjenige, der nicht existiert, kann auch nicht irren. Daraus folgt, wenn ich
mich im Glauben an meine Existenz irre, existiere ich. Wenn ich existiere, so kann ich mich
nicht in meinem Glauben an meine Existenz irren. Aus den beiden letzten Behauptungen folgt:
Wenn ich mich im Glauben an meine Existenz irre, dann irre ich mich nicht im Glauben an
meine Existenz. Daher irre ich mich nicht in meinem Glauben an meine Existenz. Damit gibt es
zumindest eine wahre Aussage.

Augustinus hält außerdem am dem Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch als
Voraussetzung alles Denkens und als wahre Aussage fest.

Augustinus vertrat die Lehre von der Prädistination, wonach der Mensch zur Seligkeit oder
zur Verdammnis von Gott vorausbestimmt ist.

Der Mensch ist von Natur ein Gemeinschaftswesen. Die Gemeinschaft ist notwendig, damit
der Mensch seine Anlagen entwickeln kann. Der Staat ist zwar nicht natürlich, aber nötig, um
die schlimmsten Folgen des Sündenfalls zu beheben. Der Staat hat sich um Gesetz, Ordnung
und den materiellen Wohlstand zu bemühen. Die geistige Wohlfahrt wird dem einzelnen
überlassen.

Die Menschengeschichte, die Augustinus in seinem Werk De civitate dei, ist ein Kampf
zweier sich bekämpfender Reiche: des Gottesreiches (civitas Dei) und des Reiches der
irdisch Gesinnten (civitas terrena). Diese Reiche werden durch die Städte Jerusalem und
Babylon repräsentiert. In allen menschlichen Gesellschaften sind die zwei Reiche vermischt.
Erst im Jüngsten Gericht werden sie voneinander getrennt, wobei diejenigen, die von Gott zur
ewigen Glückseligkeit vorbestimmt sind, von den Verlorenen gesondert werden.

Augustinus übte u. a. durch Petrus Lombardus' Sententiae großen Einfluß auf die
mittelalterliche Philosophie aus. Seine von der Stoa inspirierte Zeichentheorie beeinflußte u. a.
Roger Bacon.



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