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Die Leiche schrieb am 2.1. 2008 um 11:05:25 Uhr über

Pazifismus

Der Pazifismus entstand aus der nur allzu natürlichen Abscheu des menschlichen Empfindens vor den Greuel der mechanisierten, motorisierten und letztendlich nuklearen Kriege zwischen 1850 und 1945 - oder etwas verschoben: den Kriegen des italienischen Ressorgimento und dem Vietnam-Krieg. Die ungeheuer angewachsene Brutalität der Massenheere, Feuer- und Vernichtungskraft moderner und postmoderner Waffen haben den Krieg erst jetzt vom Vater aller Dinge zum Apokalyptischen Reiter werden lassen, und der lange Zeit drohende III. Weltkrieg, die Nukleare Auseinandersetzung von Sowjetunion und USA hätte womöglich wirklich das »Ende der Welt« einläuten können.

Dieser Feind ist dem Pazifismus abhanden gekommen - die Zeit des Millionen Menschenleben verschlingenden »Gefechts mit verbundenen Waffen« ist vorbei. An seine Stelle getreten sind kriegerische Interventionen mit asymetrischen Verhältnissen militärischer und politischer Macht, bei denen über den Ausgang kein Zweifel mehr bestehen kann. Schon der Falkland-Krieg, den die argentinischen Generäle so töricht waren, gegen das Großbritannien der eisernen Lady zu beginnen, war ein solcher Krieg, und die Irak-Kriege waren widerrum solche. Als logische Konsequenz tritt daneben der Guerillia-Krieg der asymetrisch Unterlegenen, die »im Felde« keine Chance haben mögen, sich jedoch als Partisanen und Terroristen blutiges Gehör zu verschaffen vermögen.

Diesen Erscheinungen steht der Pazifismus etwas ratlos gegenüber. Die Gewaltanwendung verurteilt er zwar in dem einen wie dem anderen Falle - doch sein Protest bleibt lau und lendenlahm. Niemand mehr blockierte US-Basen wegen des »Kabinettskrieges« gegen Sadam Hussein, und wegen des islamischen Terrorismus mußte noch keine einzige Döner-Bude dichtmachen. In den einen, wie dem anderen Falle schwingt eine leise Sympathie der Protestanten für die Gewaltanwender mit: richten sich doch die Interventionsakte in aller Regel gegen übel verschrieene Diktatoren und sind doch terroristische Akte oftmals als solche einer verzweifelten Selbstbehauptung interpretierbar.


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