|
Zu den Fetischen der Postmoderne gehört es, »Nazideutschland« mit allem, was so dazugehört, II. Weltkrieg und Holocaust und so, als eine Singularität darzustellen, etwas historisch einmaliges, was nur unter den ganz konkreten damaligen Bedingungen überhaupt möglich gewesen wäre, und mit einem exorbitanten Ausmaß an individueller und kollektiver Schuld verbunden wäre. Insbesondere versucht man, so zu tun, als wäre jede »Relativierung« eine Beleidigung der Opfer.
Leider stimmt es nicht, und die Hypostasierung der Verbrechen dient leider dem unerfreulichen Zweck, den Blick auf das wesentliche der Bestie Mensch zu verstellen, einen Ausnahmefall zu statuieren, der keinesfalls repräsentativ für den »Menschen« sei.
Wir wissen es heute: All dies kann immer wieder geschehen, und »Bruder Eichmann« ist in uns allen - beileibe nicht nur in Deutschland. Der Mensch ist nun mal eine Bestie, zu jedweder Grausamkeit gegenüber seinesgleichen nur allzu bereit, und deswegen klingt es fast schon grotesk, wenn man derartiges unter dem Begriff des »Verbrechens gegen die Menschlichkeit« subusmieren will - ist es doch eine Eigenschaft des Menschlichen, die bei diesen Gelegenheiten immer wieder aus ihm herausbricht, den dünnen Firniß der Zivilisation mit einer Leichtigkeit durchbricht, wie man ein Stück Zeitungspapier mit dem Bleistift durchstößt.
»Mensch«, »Menschenrecht« und »Menschlichkeit« - das sind keine Zustände oder Eigenschaften, das sind freundliche Idealbilder, die mit dem, was da unter der Bezeichnung 'homo sapiens sapiens' kreucht und fleucht nur sehr, sehr wenig zu tun hat.
|
