Berührungspunkt

Letztens war ich im Personaltrainingszentrum. Da war einer mit dreckigen Jeans und dreckigem Shirt dabei. Seitdem sehe ich mich im Spiegel kritischer. Es ist, als ob gerade dieser Schnuddel Grund für meine Perspektivlosigkeit ist. Vielleicht ziehe ich mich um, bevor ich zu dem Orientierungskurs für erwerbslose Frauen gehe. Es ist, als ob ich durch den Kurs endgültig auf der Loser-Seite angekommen bin. Aber meinen Lieblingspullover und die Lieblingsjeans brauche ich gerade heute dringender als sonst. So, umgezogen und geschminkt. Noch einen Kaffee und dann geht es schon fast los. Der dunkelblaue Pullover erinnert mich immer noch an den Sommer vor zehn Jahren, als ich vor dem Fenster stand und nicht gesprungen bin. Ausweglosigkeit schmeckt immer wieder gleich, egal wie alt ich bin. Und kurz drauf ist das Schlimmste, was passieren kann, Groke im Radio zu verpassen. Alles relativiert sich dann plötzlich. Liebe ist das nicht, nur Orientierungslosigkeit. Dann geht mir diese Liedzeile »ich liebe den Augenblick, wenn ich falle« durch den Kopf. War das Silbermond »Du bist das Beste«? Als ich letztes Jahr wieder mal am Fenster stand, legte der das auf. Es war verrückt, eben die Phase, in der sich jede Nähe irrational anfühlte.