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wauz schrieb am 1.5. 2006 um 16:23:24 Uhr über

Enteignung

Enteignung ist (ebenso wie Entfremdung) ein zentraler Begriff in der Geschichtsbetrachtung und der Ökonomie von Karl Marx (und Friedrich Engels). Er benutzt zwar vorzugsweise das lateinische Wort Expropriation, das bedeutet aber nichts anderes.
Die ursprüngliche Enteignung war der nackte Raub. Das war der Anfang der Barbarei. (Über die Epocheneinteilung, die Engels näher betrachtet, muss anderswo geschrieben werden). Im Feudalismus ist dann die Enteignung ein Rechtsverhältnis: Die Grundherren dürfen sich die Ergebnisse der Arbeit der unmittelbaren Produzenten aneignen und sie somit enteignen. Mit dem Ende der Leibeigenschaft wird die Sache deutlich komplizierter. Anhand der Kritik an den Zuständen in England Ende des 15. Jahrhunderts durch Thomas More (Morus), der vom »Land, wo die Schafe die Menschen fressen« schreibt, weist Marx nach, dass mit Ende eben dieser Leibeigenschaft und später der Pachtverhältnisse eine neuerliche Enteignung stattfindet. Im Ergebnis ist der DoppeltFreieLohnarbeiter Allem, außer seiner Arbeitskraft, enteignet. Diese Arbeitskraft kann jetzt von den vorherigen und neuerlichen Enteignern stunden- oder tageweise gekauft werden. Der Arbeiter erhält einen Gegenwert für seine Arbeitskraft, muss aber die Ergebnisse seiner Arbeit dem Käufer seiner Arbeitskraft überlassen. Der Gegenwert der Arbeitskraft ist eben so viel, wie zu Erzeugung und Erhaltung derselben nötig ist. Dieses scheinbar gerechte »Rechtsgeschäft« des Verkaufs der Arbeitskraft wie einer Ware ist tatsächlich aber eine fortgesetzte Enteignung, da ja der Arbeitende von seinem Arbeitsergebnis nur das erhält, was er zum Unterhalt braucht. Eventuell auch ein wenig mehr, aber ganz bestimmt niemals so viel, wie er tatsächlich erzeugt.
Aus diesem Verständnis heraus fordert Marx die Enteignung der Enteigner. Er nennt dies auch die Befreiung der Arbeit. Dabei möchte er aber nicht, dass jeder Arbeitende seine Arbeitsergebnisse auf den Markt bringt und dort verkauft, sondern das zu Marx' Zeit schon weit fortgeschrittene Konzept der Industrie und arbeitsteiligen Fertigung soll beibehalten werden. Deswegen müssen zur Verwirklichung der Ideen von Marx und Engels ganz neue Wege der Planung und Verteilung der Arbeit und ihrer Ergebnisse gefunden werden. Es hat sich gezeigt, dass das nicht so einfach ist, wie man erst einmal annehmen möchte.



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