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voice recorder schrieb am 26.1. 2003 um 18:39:51 Uhr über

Reich

denkenistimmereineschlimmesache
1

taästischen Reichtums fatal, erkennt Mandeville, wenn den arbeitendenarmeneineandere Lebensführung zugestandenwürde
als die der unn-dttelbaren Bedü@befriedigung. Sonst werden
sie frech und aufsässig. Der Reichtum der Reichen ist umso grö-
@x 3e mt-hun,& 7.\i Lzhn die, Aibeitenden a-Ibt4-
ten. Aus diesem Grund sind sie die Armen und sollen es bleiben.
Darum existieren durch sie, vernüttelt durch ihre Arbeit, nicht
nur sie selbst als Anne, sondern auch Reichtum und Reiche.
Armut und Mandevilles Einsichten stehen keineswegs alleine da, sie
eichtum bei waren eine der theoretisch-moraüschen Quellen des modernen
Adam Smith WÜtschaftsäberalismus. Für den Klassiker der modernen kapita-
tistischennationalökononüe, AdamSmith (1723-1790), dersich
von dem am englischen Königshof einftussreichen Mandevitte in-
spirieren ließ, war klar, dass die Entlohnung der Arbeiter in kei-
nerweise irgendeinen gerechten oder sonstwie begründeten An-
teil am geschaffenen Wert darstellt, sondern dass sie sich allein
danach richtet, was die Arbeiter zum unmittelbaren Überleben
brauchen und was sie sich unter dem Druck der Polizei und der
Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt gefallen lassen (müssen). Ih-
nen soll der Unternehmer, der für Smith mit dem Reichen iden-
tisch ist, lediglich das Allemötigste zugestehen, damit sie arbei-
ten und nicht umkommen. Es ist, so Smith, »recht und billig,
wenn diejenigen, die alte ernähren, kleiden und mit Wohnung
versorgen, soviel vom Ertrag der eigenen Arbeit bekommen sol-
len, dass sie sich selbst richtig ernähren, ordentlich kleiden und
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anständig wohnen könnenFür Sirüth sind die Begriffe )Ar-
beiter( und )Armer( identisch.
Er illustriert dies weiter durch die untergeordnete Stellung,
die die Arbeiter in der Gesellschaft haben: Die Reichen und die
Unternehmer haben den Staat und die Gesetze hinter sich, wäh-
rend der Staat nur partiell, zeitweise und umstandsbedingt etwas
für die Arbeiter tut. Die Unternehmer sind zwar auf die Arbeiter
angewiesen, können aber im Streik sehr viel länger durchhalten,
da sie über etwas verfügen, was die Arbeiter nicht oder kaum
haben: Vermögen. 24 Smith sieht das alles wohlwollend aus der
Interessentage der Reichen, aber er entwickelt damit einen wis-
senschaftüchen Begriff der Armut: Sie besteht in der Reduktion
der Arbeitenden auf die unn-üttelbaren Bedürfnisse. Die Arbei-

23 Adam Smith: Der Wohlstand der Nationen, München 1993, S. 68
24 Ebd., S. 58

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tenden erhalten kein Entgelt für ihre Leistung, sondern eine nachjeweiligem Kräfteverhältnis auszuhandelnde, möglichst geringe Überlebensration. Auch geistig, moralisch und kulturell wird ihnen nur eine möglichst billige und einfache Überlebensra'üon zugdtiii(1@t.
Damit liefert Smith zugleich einen wissenschaftlichen Begriff des Reichtums. Er besteht nicht darin, dass ein Reicher viel besitzt, also ein hohes Einkommen oder viele Grundstücke hat. Viehnehr besteht Reichtum darin, über das Ergebnis der Arbeit anderer und danüt über eine ständige Gewinnquelte verfiigen zu können und den anderen Arbeitenden nicht den Gegenwert der Arbeit, sondern nur einen Beitrag zum unnüttelbaren Überleben zahlen zu müssen. Dabei ist dieser Beitrag sehr variabel. Er hängt lediglich davon ab, zu welchem Preis der >soziale Friede< erkauft werden muss. Smith hat hier übrigens mit leichter Hand das festgehalten, was viel später Antonio Gramsci (1891-1937) und Pierre Bourdieu (1930-2002) gegen den großen Trend der bürgerlichen Wissenschaften als »kulturelle Hegemonie« bzw. als »symbolisches Kapital« rekonstruierten.
Schon in der Armutsgesetzgebung des frühen englischen Kapitalismus im 17. Jahrhundert tauchte der Begriff )tabouring poor< auf.2' Er ist das Vorbild für den Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA nachgebildeten Begriff >working poor(. Er bewegt sich innerhalb des kapitalistisch-fürsorglichen Verhältnisses der Reichen zu den Armen: Die an die Arbeitenden gezahlte Übertebensration reicht ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr aus, um das bisherige Überlebensniveau zu hatten. Das bedeutet aber nicht, dass dann trotz vorhandener Arbeitsplätze Armut ganz neu entsteht, sondern nur, dass bei einem Teil der Arbeitenden ein neues materielles Niveau der Armut hervortritt, das noch tiefer üegt als das bisherige.
So konnte Karl Marx (1818-1883) dann von der )absoluten ... bei Karl Armut< als dem Wesensmerlcmal der kapitalistischen Lohnarbeit sprechen. Er versteht >absolute Armut( nicht als quantitative Eigenschaft wie sie heute bei UNO und Weltbank definiert wird, sondem als qualitative und dynan-dsche Eigenschaft. Die Arbeit sei das Nichtkapitat; der »allgemeine Reichtum« existiere von der Arbeit getrennt im Kapital als Eigentum an den Produk-

25 1 Vgt. Margarete Tjaden-Steinhauer: Stichwort »Armut/Reichtum«, in:
Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus, Bd. 1, Bertin 1994, S. 608

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