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Da konnt' er sich nicht länger halten, sein qualvolles Herz stieg wie zu Gott auf zu einem ewigen Entschluß, und er umfaßte Albano und Rabette und sagte: »Geliebter! – Geliebte! – behaltet mein unglückliches Herz!« –
Rabette umklammerte ihn mitleidig wie eine Mutter das Kind und gab ihm heiß–weinend ihre ganze Seele hin. – Albano umschloß staunend den Liebesbund. – Liane wurde vom Strudel der Wonne an die geliebten Herzen gezogen. – Ungehört riefen die Flöten fort, ungesehen wehten die weißen Fahnen der Sterne darüber. – Karl sprach wahnsinnige Worte der Liebe und wilde Wünsche des Freuden–Todes. – Albano berührte bebend Lianens Blumenlippe, wie Johannes Christum küßte, und die schwere Milchstraße bog sich wie eine Wünschelrute hernieder zu seinem goldnen Glück. – Liane seufzte: »O Mutter, wie sind deine Kinder glücklich.« – Der Mond war schon wie ein weißer Engel des Friedens in das Blau geflogen und verklärte die große Umarmung; aber die Seeligen merkten es nicht. Wie ein Wasserfall überdeckte sie brausend das reiche Leben, und sie wußten nicht, daß die Flöten schwiegen und alle Hügel glänzten.
Jean Paul [Friedrich Richter]
Titan , Band II (1801) 14. Jobelperiode, 66. Zykel.
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