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Max van der Moritz schrieb am 4.8. 2002 um 14:57:40 Uhr über

SilvioGesell

Gold 3000 Dollar pro Unze?

Als ich 1980 mein Goldlager verkaufte war da auch die Rede von einem Goldpreis, der die 2000 Grenze erreichen könnte und ich fand genügend Käufer. Dann fiel aber das Gold recht schnell auf etwa 400 Dollar von dem Höchststand von 850 den es erreicht hatte und ich bin sicher, daß manche meiner Käufer mich insgeheim zum Teufel wünschten.

Nun rechnen die Anhänger des gelben Metalls wieder mit einer enormen Preissteigerung wenn es eventuell wieder remonetisiert würde. Nun, ich denke daß so eine enorme Preissteigerung nur möglich ist, wenn der Dollar entsprechend an Wert verlieren würde.

Eine Preissteigerung für Gold, bei der alle anderen Preise relativ unberührt blieben, ist eine Sache der Unmöglichkeit, selbst wenn verschiedene Länder wieder zu einer Goldwährung zurückkehren möchten. Womit könnten sie denn das immer teurer werdende Gold, welches sie dafür brauchen würden, bezahlen? Eine Goldspekulation, die das versuchen würde, müßte bald aus Mangel an Käufern zusammenbrechen. (Allerdings würden bei gleichbleibenden Kosten der Goldförderung auch Bergwerke, die jetzt unrentabel sind wieder produzieren und damit preisdrückend auf dem Markt wirken können.)

Nur wenn man mit neugedruckten Dollars das Gold kaufen könnte, wäre es möglich so eine Preissteigerung zu finanzieren und einfach dafür Geld zu drucken brächte eine unvorstellbare Inflation, bei der alle Dämme brechen würden.. Alles Geld, welches jetzt im Vertrauen auf den Wert des Dollars auf den Konten liegt, würde zusätzlich zu den neugedruckten auf den Markt strömen. Dazu kämen noch alle Dollars, die jetzt als Reservewährung in der ganzen Welt praktisch still liegen. Nur Traumtänzer, die glauben, daß Geld nicht dem Gesetz von Angebot und Nachfrage unterliegt, könnten so etwas ernstlich inszenieren.

Bei unseren Währungshütern ist zwar alles möglich und wenn sie Geld drucken, weil ja sonst die Leute zu wenig Geld für die immer höher werdenden Preise haben, wie sie es nach dem ersten Weltkrieg in vielen Ländern taten und auch jetzt noch vielfach tun, dann braucht einem nichts mehr zu wundern.

Wenn also Gold wirklich 3000 Dollar kosten würde, wäre ein Kilo Brot etwa 50 Dollar wert und ein kleines Wohnhaus mindestens eine Million. Natürlich ist Geld nicht den Waren gleichzusetzen, denn Waren verschwinden nach einem einmaligen Gastspiel auf dem Markt nachdem sie die Handelsstufen durchgelaufen sind und werden verbraucht und benützt. Geld hingegen kommt immer wieder auf den Markt wenn auch mit ständig wechselnden Besitzern. Diese mehrfache Verwendung gibt manchen Ökonomen solche Rätsel auf, daß sie nicht einsehen wollen, daß dieses dynamische Wesen Geld trotzdem dem Gesetz von Angebot und Nachfrage unterliegt. Nur ist es die Funktion Geld, die das tut. Geldmenge mal Umschlaghäufigkeit. Mehr Geld bedeutet billigeres Geld und höhere Warenpreise und weniger Geld bedeutet teures Geld und niedrigere Warenpreise. Schwankende Umschlaghäufigkeiten können das Bild zwar verschleiern und Auswirkungen von Geldmengenveränderungen zeitlich verschieben, da aber ein Teil der Geldmenge eine recht unbewegliche Umschlagfrequenz hat, bleibt die Tatsache bestehen. Viel Geld, billiges Geld - wenig Geld, teures Geld. Genau so wie bei den Eiern, den Kirschen, dem Salat und allen anderen Gütern.





29) Das Jahr 2000 Problem.

Gleich im Voraus gesagt, das Problem ist in hohen Ausmaß ein psychologisches Problem und nur in zweiter Linie ein technisches. Selbst wenn man das aber erkennt ist die völlige Verleugnung der technischen Komponente, nur um nicht vorzeitig eine psychologische Panik hervorzurufen, schlicht gesagt, falsche Politik. Es wird nämlich Probleme geben und dann könnten Panikreaktionen wirklich böse Auswirkungen haben. Diese Panikreaktionen können, besonders in Ballungszentren lebensgefährlich werden, wo die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern auf das reibungslose Zusammenspiel vieler Faktoren angewiesen ist..

Jemand, der dann vorgesorgt hat, wird nicht so leicht in Panik geraten, die Frage ist nur wie weit diese Vorsorge Probleme provozieren könnte.

Wenn zu viele Leute Lebensmittel oder Bargeld horten, werden die Engpässe, die man befürchtet durch diese Aktion erst geschaffen. Wenn die Fachleute, die die Computerprobleme beheben sollten, sich aus Vorsicht irgendwo im Wald vergraben haben, wird das auch nicht helfen die Probleme zu lösen. Es ist auch gar nicht vorauszusehen, wie lange Jahre es dauern kann bis alle Folgen überwunden sind und manche werden sich vielleicht auch erst nach einiger Zeit bemerkbar machen. Es könntebusiness as usual" um die Jahrhundertwende sein und der Krach könnte zum Halbjahr stattfinden.

Es wird aber für jedermann notwendig sein, ganz ohne Panik und ohne Weltuntergangsfurcht seine eigene Situation zu überdenken und dort vorzusorgen, wo es möglich ist.. Dazu ist eine realistische Einschätzung der persönlichen Schwachpunkte und Ressourcen unabdingbar. Wie lange kann man im Notfall überleben, wenn morgen der Strom ausfällt und es keine Lebensmittel mehr im nächsten Supermarkt gibt und keinen Benzin in der nächsten Tankstelle und das Wasser nicht mehr aus der Leitung fließt? Was passiert, wenn die Bankautomaten nicht mehr funktionieren oder Kontobewegungen im Computersystem einfrieren? Nach bisherigen Nachrichten sind besonders die Regierungsämter weit davon entfernt ihre Systeme überprüft zu haben. Werden da die Pensionen pünktlich überwiesen werden?

Nun erwarte ich nicht das Ende der Welt und sollte es so weit kommen, daß bewaffnete Räuberbanden im Land herumziehen, um den Leuten ihre letzten Vorräte zu rauben, dann ist wohl alles zu spät und unter solchen Bedingungen möchte ich sowieso nicht leben. Diese Räuberbanden würden zwar auch bald am Ende ihrer Möglichkeiten sein, weil innerhalb kurzer Zeit ihre Bewegungsmöglichkeit auf Fußmärsche eingeschränkt sein würde und sicherlich die Beraubten auch einen Todeszoll von ihnen fordern würden. Andererseits möchte ich aber auch nicht wegen eines mehrwöchentlichen Stromausfalls erfrieren oder im eigenen Dreck ersticken, weil meine Abflußpumpe nicht funktioniert.. Ich möchte auch nicht erleben, daß mich die Leute überfallen, die nicht vorgesorgt haben, um mir die letzten Kartoffel abzunehmen oder gar mein Haus besetzen, weil es das einzige ist, das noch warm ist.

So, aber damit genug von Schreckensbildern und zu meiner Stategie den Jahrtausendbug unbeschädigt zu überstehen, komme was da wolle. Ich hoffe, daß ich damit möglichst vielen Menschen Anhaltspunkte für eigene Überlegungen und Strategien geben kann.

Zuerst einmal meine Situation mit allen Schwächen und Stärken. Also zuerst einmal meine Behausung und meine Umgebung. Da bin ich in einer ausgesprochen glücklichen Lage. Ich lebe an der amerikanisch, kanadischen Grenze in einer Kleinstadt, die in einem fruchtbaren Tal an einem Zusammenfluß zweier Gebirgsflüsse liegt. Mein Haus steht auf 1000m2 Grund mit einer Gruppe erwachsener Bäume, die im Notfall die Heizung für ein Jahrzehnt sichern könnten.(Außerdem sind ringsumher endlose Wälder) Es ist erdgasgeheizt, hat aber auch einen zusätzlichen Holzofen.. Die einzige Schwachstelle ist die Kanalisation. Da bin ich auf eine Pumpe angewiesen und hauptsächlich dafür und für die Tiefkühltruhen habe ich einen Generator gekauft.

Das war die einzige zusätzliche Ausgabe. Derzeit bin ich mit Lebensmitteln für einige Monate versorgt, aber das wird mit der nächsten Ernte auf ein Jahr ausgedehnt sein. Meine Nachbarn sind eher noch besser versorgt und ich werde mein Bestes tun, auch alle anderen Leute im Tal von der Notwendigkeit einer Vorratshaltung zu überzeugen. Viele von ihnen gehören einer Religionsgemeinschaft an deren Mitglieder schon vor 100 Jahren ihre Waffen verbrannt haben und die noch immer Pazifisten und Vegetarier sind. Vor denen brauch ich also keine Angst zu haben.

Für kurze Zeit sollte es auch sonst keine Probleme geben und der Manager eines nahegelegenen Wasserkraftwerks, der Sohn meines Nachbarn, denkt sogar, daß der Generator nicht notwendig sei, weil sein Kraftwerk voll getestet gegen den Y2K sei. Außerdem ist geplant ein aufgelassenes Kraftwerk hier im Tal selber wieder in Betrieb zu nehmen. Das allein könnte das Tal versorgen.

Da auch die Wasserversorgung aus einem Bergsee durch Gefälle allein funktioniert, ist hier auch nichts zu befürchten. Das System ist so alt und bewährt und arbeitet auch ohne Computer. Es bleibt nur das Problem einer weltweiten Deflationskrise, sie vielleicht durch den Y2K ausgelöst werden könnte. Nun, auch hier haben wir die Sache in der Hand und werden einfach lokales Geld herausgeben. Das kann sogar „gedeckt" werden, weil die Stadt da zwei Riesenhaufen Schlacke besitzt, die auch schon jetzt der Stadt einiges Geld bringen, weil das Material für Schleifsteine und für Isoliermaterial benützt wird.

Das Tal ist außer für Treibstoff recht autark und selbst da sehe ich kein Problem. Alberta mit seinen Ölfeldern ist ja die Nachbarprovinz und wieviel Sprit brauchen wir denn schon, wenn wir brav zu Hause bleiben. Sprit gegen Schleifsteine, Holz, Lebensmittel wird da schon möglich sein. Sonst müßte eben wieder Gold gebuddelt werden. Davon gibt es noch genug in den Bergen ringsum.

Es gibt im Tal außer einem Sägewerk auch eine kleine Mehlmühle, die für die lokale Versorgung ausreichen würde und es gab in den dreißiger Jahren ein Ziegelwerk und eine Marmeladefabrik, aber die haben leider radikale Mitglieder der pazifistischen Sekte angezündet und niedergebrannt. Jedenfalls sind aber die Voraussetzungen gegeben so etwas wieder aufzubauen, wenn es notwendig sein sollte. Auf kurze Frist gesehen sind wir also in diesem Tal ausreichend abgesichert und die große Entfernung zu den nächsten Ballungszentren stellt einen weiteren Sicherheitsfaktor dar.

Mittelfristig, bei längeren Andauern schlechter Zeiten ist weitgehende Autarkie des Tales ein großer Pluspunkt und selbst für Extremfälle könnte es ausgerüstet werden, weil ringsum in den Bergen wie in einem Schweizer Käse unzählige Bergwerkstollen sind, die ohne großen Aufwand zu Bunkern umfunktioniert werden können.

Ich kann also relativ gelassen die kommenden Entwicklungen abwarten und weder Y2K noch Börsenkrach noch Weltwirtschaftskrise können mich ernsthaft gefährden.

Es ist mir völlig klar, daß eine derart weitgehende Absicherung nicht die Regel sein kann, obwohl manche wirklich paranoide „survivalists" wahrscheinlich noch besser gerüstet sein werden. Aber, wie gesagt, da stehe ich auf dem Standpunkt, daß ich eine Extremsituation weder erleben noch überleben möchte. Ich möchte, daß ich selber samt meinen Nachbarn etwaige Probleme unbeschadet überstehen kann.

Nachbarn, das ist der wesentlichste Punkt und den muß jeder beachten, wo immer er das Jahr 2000 und die folgenden verbringen wird.. Gegenseitige Hilfe ist etwas, ohne die es schwer sein wird und dazu gehört auch die rechtzeitige Warnung und eventuelle Organisation eines Austauschsystems welches unabhängig vom Staat funktionieren kann, denn jedermann wird Engpässe in seiner Versorgung erleben. Reiner Tauschhandel ist nicht geeignet diese Engpässe zu überwinden. Ob das staatliche Geld im genau richtigen Ausmaß zur Verfügung stehen wird, ist mehr als fraglich. Angehörigkeit bei einer Tauschgesellschaft kann so ein wesentlicher Überlebensfaktor werden. Das und vernünftige Vorratshaltung, die einberechnet, daß kurzfristig auch Elektrizität und Wasser ausfallen könnten, müßte ein Überleben der meisten Menschen ermöglichen. Wohlgenährte Menschen haben auch mehr Chancen eventuelle Seuchen, die durch das Versagen der Kanalisation auftreten könnten, zu überstehen.

Also, ganz ruhig und ohne Panik, langsam und sicher und ohne über Bord zu gehen, Vorsorge treffen. Wenn es möglich ist, Ballungsräume meiden oder verlassen. Gleichgesinnte und Tauschkreise suchen und das alles nicht auf die lange Bank schieben, denn die Uhr bis zum Y2K tickt unaufhaltsam. Nach allen was ich bisher gelesen habe und obwohl die canadische Regierung sogar schon eine Urlaubssperre für Polizei und Militär für die Monate um 2000 angeordnet hat, soll man nicht auf die Hilfe der Regierung rechnen. Die wird selber genug Schwierigkeiten haben.

Zum Schluß noch eine kleine Geschichte um zu zeigen mit welch einfachen Mitteln der Hunger überwunden werden kann. Ich habe da so eine Handgetreidemühle, die also arbeiten würde, selbst wenn die Mehlmühle in unseren Ort aus irgend einem Grund ausfallen würde. Ich könnte nun im Notfall auch Weizen in meinem Vorgarten anbauen, aber das wird sicher nicht notwendig sein weil ein Freund etliche Tonnen Weizen ( 90.-$ pro Tonne) als Futter für seine Kühe gelagert hat und da müssen die Kühe dann eben nur Gras fressen. Da wären wir also auf Jahre mit Brot versorgt und backen kann man das ohne Probleme. Da ist einmal ein Küchenherd der mit Propan arbeitet und als letzten Ausweg kann ich in einem Tag aus Lehm und alten Ziegeln einen Holzbackofen bauen. Vielleicht sollte ich das sowieso machen. Holzofenbrot ist doch wirklich etwas feines! Wenn meine Nachbarn das dann riechen, werden sie von weit und breit kommen und mir alles mögliche dafür bringen. Ich würde allerdings auch unser lokales Geld dafür nehmen, dann brauche ich nicht Brot zu dem Knaben schleppen, der den guten Schnaps macht, welches er dann womöglich nicht braucht.

Das sind so die Ratschläge vom Hans aus Canada

P.S. Da hat mir gerade ein Freund 40 l erstklassigen Apfelmost geschenkt - der Dursttod ein weiteres Monat hinausgeschoben. :-)









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