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Tempo erinnert mich immer an Ficken. Oder an dampfwarme Hundehäufchen, darin aufgenommen und eilends, bevor die Masse neben ihrer in dieser Situation als ungut empfundenen Wärme auch noch ihre Flüssiganteile durch die Lagen presst, zum nächsten Gulli getragen. Tempo erinnert mich auch immer an Sounds, wobei ich beide Magazine eher sporadisch gelesen habe, an Glenn Gould erinnert es mich, der mal gesagt hat »Ich habe nie verstanden, wieso Leuten das Tempo einer Musik wichtig ist«, es erinnert mich an ängstlich anvisierte Drehzahlmesser in meiner Fahrstundenzeit, die ich seit dem Wechsel zu einem Automatikgetriebe nur noch selten in Augenschein nehme. Aber zu allererst erinnert mich Tempo eben an Ficken oder dessen Schwundstufen, an verpisste Urinale »durchgefressen vom Urin Millionen Schwuler« (Genet), die beim Spülvorgang ihre hellgelbe Flut bedrohlich nahe an deine Füße tragen, weil sich die meisten Tucken zu schade sind, nach dem Vorgang ihre gebrauchten Tempos in die Manteltasche zu stecken und zum nächsten Abfallbehälter zu transportieren, sondern sie lieber gleich in die Rinne befördern, wo sie dann, angereichert mit einer Vielzahl anderer unsagbarer Anspülungen, den Ablauf verstopfen. »Hast du mal ein Tempo?« ist keine Musikerfrage, das ist Sexualmusik in meinen Ohren.
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