Geburtsort

Die französische Staatsbürgerschaft erwirbt, wer auf französischem Boden geboren wird - ohne weiters, kein Antrag, nix. Das führte u.a. dazu, daß sehr viele Saarländer aber auch andere Grenzlandbewohner aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg Franzosen wurden - sie wurden bei Urlaubsreisen und Wochenendausflügen in Frankreich geboren. Die Entlassung aus der französischen Staatsbürgerschaft war unproblematisch zu erlangen. Doch viele Eltern - und die Kinder später auch - betrachteten es vor 1989 sogar als eventuell nützliches Privileg, eine »alliierte« Staatsbürgerschaft zu haben. Viele wußten es auch schlicht nicht. Und das führte immer wieder zu melodramatischen Kuriositäten: einige dieser der männlichen Franzosen, die nach ihrem 18. Geburtstag mal wieder wie so oft nach Frankreich fuhren, wurden bei einer Paßkontrolle urplötzlich verhaftet - wegen Entziehung vom französischen Wehrdienst ! Natürlich gab es nur selten ernsthafte Bestrafungen, und die konsularischen Kanäle funktionierten reibungslos in diesen Fällen. Aber der französische Wehrdienst mußte dann auf Gedeih und Verderb abgeleistet werden. Doch dafür gab es bis in die 90er Jahre hinein im Saarland eine kleine Garnison mit deutscher Kommandosprache, in der diese »Auslandsfranzosen« ihren französischen Wehrdienst sozusagen unter deutschen Bedingungen auf deutschem Boden ableisten konnten. Staatsbürgerschaftsrecht kann schon manchmal sehr lustig sein - wenngleich für die davon Betroffenen nur höchst selten.