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der Mythos der vollständige Bibliothek: es muß im Leben mehr als alles geben!
" Die Aufmerksamkeit, die solche Zahlenangaben und Zahlenspiele finden, gilt nicht nur dem betriebstechnischen Informationswert. Auch geht es um mehr als soziales Prestige, um den materiellen Reichtum oder den Willen zum Wissen, den man in großen Bücherzahlen sehen und auf die jeweiligen Besitzer zurückrechnen kann. (FN 8 In der Bibliothek der Fugger, so hieß es, standen soviele Bücher, wie es Sterne am Himmel gibt.) Zahlen machen ihren eigenen Sinn. [...] (50) [...]
(56) Aber auch das verwaltungstechnisch institutinaliserte 'Alles' hat keine Zahl, ist nicht in Quantitäten zu fassen - und folgerichtig findet sich selbst Im Zeitalter der Rechenmaschinen für die umfassendste aller alexandrinischen Bibliotheken, die Library of Congress, nur die sagenhafte Größe von 100.000.000 eingelagerten (Medien-) Einheiten. 'Alles' wird als magische Zahl, [...] auch zur Vision kommerzieller Unternehmungen - wie im 'Alexandria Project' der Computerfirma Oracle. Hier wird das 'Alles' - als wäre dies möglich - nicht einmal gesteigert, hat man doch vor, 'alle Bücher, alle Magazine und Zeitungen, alle Filme, TV Shows, wissenschaftliche Veröffentlichungen aus allen Kontinenten' in digitalisierter Formn zu vereinigen. Spätestens seit dieser Version - laut Pressemitteilung [...] will man mit 'allen Daten dieser Welt hantieren' - scheint das Unternehmen endgültig hypertroph und jede Chiffrierung des Großen in Zahlen endgültig als bloße 'Denkadresse' aufgeflogen. (56) [...] Wie soll man sich dann eine Bibliothek vorstellen, die alles hat? Ist das überhaupt noch ene Bibliothek?" (57)
(Nikolaus Wegmann: Bücherlabyrinthe. Suchen und Finden im alexandrinischen Zeitalter, Köln 2000, S.
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