Häufig sind die Sagen von der früheren Existenz milchspendender Pflanzen, deren Segen sich die menschen durch irgendeinen übermütigen Streich verscherzt haben und die einmal bewirkten, daß man die Kühe dreimal am Tag melken konnte: So hatte das Milchkraut diese Wirkung; ebenso machten die Butterblumen die Kühe dreimelkig. Diese Eigenschaft hatte auch das Rentiermoos (Centraria rangiferia), bis die Almleute die Milch zum Putzen brauchten, da verfluchte Gott das »Rispail–Rispail«:
Rispail–Rispail, nimma grün,
Im Somma dürr, im Winta blühn.
Im Montafon wird das Rentiermoos »massiga« genannt; eine Dirne, des Melkens wegen des ungeheuren Milchreichtums überdrüssig, verfluchte die Pflanze:
Massiga, Masse,
Sei verflucht und grüne
im Winter unter dem Schnee.
Die isländische Flechte (Cetraria islandica) verlor diese Eigenschaft, weil Christus eine Älplerin bei einem Milchbad antraf.
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