Galizien

Im Ersten Weltkrieg wurde Galizien zum blutigen Schlachtfeld, das als weithin zerstörtes Land 1919 an Polen fiel. Lemberg, im Selbstverständnis der Ukrainer die Wiege ihrer Nation, blieb bis 1939 polnische Bezirkshauptstadt. Der Hitler-Stalin-Pakt lieferte Galizien an Moskau aus. Bei ihrem Rückzug vor den Armeen Hitlers brachten die Sowjets 1941 Tausende Ukrainer und Polen um. Darauf besetzten die Nazis das Land und ermordeten mit Unterstützung der ukrainischen Bevölkerung die Juden. Als Galizien 1944 wieder an Stalin fiel, siedelten die Russen einen großen Teil der polnischen Bevölkerung nach Polen aus. Als osteuropäischer Kulturraum multikultureller Prägung war Galizien jetzt nur noch ein Mythos; freilich ein äußerst lebendiger Mythos, der von zahlreichen deutsch-jüdischen, jiddischen, polnischen und ukrainischen Schriftstellern immer wieder beschworen wurde.